»Aktion T4«-Ausstellung im Stadtmuseum eröffnet
Erfasst, verfolgt, vernichtet

Foto: Gemeinsam mit ihrem Lehrer Hansjörg Rommel, zählten die beiden Schülerinnen Debora Suzan Moi und Fabienne Werner, die ihre fächerübergreifenden Kompetenzprüfung über das Theman »Grafeneck« schreiben, zu den ersten Gästen der neuen Sonderausstellung. Sie w
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Radolfzell (gü). Katharina Maier warnte der Vernissage zur neuen Sonderausstellung »Aktion T4 Berlin/Radolfzell - Mord im Rahmen der Volksgesundheit« bereits vor: »Diese Ausstellung hat Tiefgang und Schwere«, erklärte die Leiterin der Radolfzeller Stadtgeschichte. Und treffender hätte es die Historikerin nicht ausdrücken können: Denn die Ausstellung zeigt einen Ausschnitt der NS-Euthanasie - dem Massenmord an psychisch erkrankten, geistig und körperlich behinderten sowie rassisch und sozial unerwünschten Menschen während der Zeit des Nationalsozialismus.
Zwischen 1939 und 1945 fielen der Euthanasie mehr als 300.000 Kinder, Frauen und Männer zum Opfer. Über 70.000 Menschen wurden allein 1940/41 im Rahmen der geheimen Aktion »T4« in Gaskammern getötet. Für diese Verbrechen, betonte Maier, habe es keine gesetzliche Grundlage, wohl aber einen Befehl Hitlers gegeben, um die Befugnisse der Ärzte zu erweitern. So wurde die Vernichtung »lebensunwerten Lebens«, wie die Nationalsozialisten diese Verbrechen bezeichneten und legitimierten, ermöglicht. Wie Museumspädagoge Rüdiger Specht ergänzte, befanden sich unter den »T4«-Opfern auch mindestens fünf Bürger aus Radolfzell. »Die Dunkelziffer dürfte dabei höher liegen«, sagte er.
Der Sonderausstellung liegt die Ausstellung »Tiergarten 4 - Geschichte eines schwierigen Ortes« aus Berlin zugrunde. Das Kürzel »T4« steht dabei für die Adresse des Zentraldienstes in der Tiergartenstraße 4, in der der serielle Massenmord im Nationalsozialismus geplant und organisiert wurde. Das Stadtarchiv hat die Ausstellung um eigene Unterlagen, die ein Licht darauf werfen, wie die im fernen Berlin gefassten Beschlüsse in Radolfzell umgesetzt wurden. »Deshlab können manche grausamen Begriffe dieses Massenmordes nicht ausgelassen werden. Die Konsequenzen für die Radolfzeller waren erschreckend«, hoben Maier und Specht hervor.
Die Ausstellung ist bis zum 21. August im Stadtmuseum zu sehen. Öffentliche Führungen finden jeweils am Sonntag, 22. Mai, 19. Juni, 31. Juli sowie am 21. August statt.

- Matthias Güntert

Autor:

Redaktion aus Singen

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