Närrisches beim Frühschoppen der »Narrizella«
Einen trifft es immer

Narrizella Frühschoppen | Foto: Traditionell herrschte beim Dreikönigsfrühschoppen der Narrizella beste Stimmung. swb-Bild: eck
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Radolfzell. Fastnacht ist Tradition. Und Tradition in Radolfzell ist der Männerfrühschoppen der »Narrizella-Ratoldi« am 6. Januar. Seit Männer gedenken, fände er statt, meint Lothar Rapp, Ehrenpräsident der Narrizella und ’hieb- und stich-sicherer’ Moderator des närrischen Frühschoppens. Seit einigen Jahren findet die Traditionsveranstaltung in der Aula des Friedrich-Hecker-Gymnasiums statt.
Mit einer erheiternden Eröffnungsrede des »Narrizella«-Präsidenten Martin Schäuble steigt das Stimmungsbarometer. Eine ereignisreiche Fasnet im 750-Jubiläumsjahr läge vor ihnen, und alle dürften sich auf eine schöne närrische Zeit freuen. Als einzige Frau und Hausherrin darf Oberstudiendirektorin Ulrike Heller-Paulus kurz die Bütt betreten. In lustiger Weise erläutert sie den anwesenden Herren, wie toll es ist, am Feiertag, früh morgens in der Kälte, den Türöffner zu spielen. Dann ist Schluss mit Ernst, denn Moderator Rapp und seine närrischen Büttenredner übernehmen das Zepter. Und schon beginnt der grossen Rundumschlag.
Da wird mit großem Bedauern festgestellt, dass es demnächst ohne Geburtenstation keine echten Radolfzeller mehr gibt. Nur noch Singener. Rapp macht den Sprung über den großen Teich nach Amerika. Zum Horror-Claus, der in USA nun auch noch Präsident werden will. Dann springt er zurück zum »kleinen Teich«. Da hat es ihm ein Oberbürgermeister und dessen Hang zur Redefreiheit angetan. Redefreiheit sei ein Wort aus dem Dialekt; im Hochdeutsch bedeute es »rede-frei-heut«, oder so ähnlich ausgesprochen.
Das Bütten-Duo, Malte Semrau und Philipp Weidele, liest aus der Zeitung vom Gemeinderatsflüsterer, der seinen Traumhaushalt sucht. Und stellt die Frage, ob der Erhalt der Geburtenstation teurer wäre, als die rote Schanze beim Milchwerk. Sie hätten gedacht, Radolfzell wolle sich bei der 4-Schanzentournee bewerben. Dann nehmen sie auch noch das Radolfzeller Bauprogramm unter die Lupe. Und unken, dass die Mieten hoch seien.
Dann kommt Rapp mit seinen feinen Wortspielereien: man sage, der OB würde Fehler machen; er glaube nicht, dass der OB Fehler mache; er vertue sich nur manchmal.
Als Egon Kemke die Bütt betritt, regt er sich über Weihrauchwolken auf, die anscheinend der Pfarrer Hauser verbreitet hat. Näheres werden die Radolfzeller sicher wissen. Den Oberbürger soll’s an dieser Stelle verschonen. Nicht immer auf den einen. Gott sei Dank gibt es ja noch den Baudirektor. Und die Narren finden ja immer eine Kerbe zum Reinhauen. Löblicherweise nahm ein Redner den Werner Messmer in Schutz. Die Steuersache sei verjährt. Spenden seien immer willkommen, würden dankend angenommen; mit der anderen Hand aber, haue man drauf, klagt er.
So manche Prosa des Gitarristen Benni Bromma zu seinem Thermo-Mix soll nicht wiedergegeben werden, wegen Rutschgefahr aufgrund großer Schlüpfrigkeit.
Die Stimmung erreicht einen Zenit mit Wolfi Drobig in der Bütt. Er entschuldigt sich quasi bei einem OB, auf dem die Narren rumgehackt hätten. Dieser sei empfindlich, da er früher eine Frau gewesen. Der hätte es selbst gesagt: Ich war(ne) sie. Ein Kalauer reiht sich an den anderen. Die Narren im Publikum reißt es zu Lachstürmen hin.
Der Paukenschlag dann am Ende: Nach 35 Jahren Frühschoppen-Moderation hat Lothar Rapp angekündigt, dies sei seine letzte. Glauben wollte es eigentlich keiner.

- Matthias Güntert

Autor:

Redaktion aus Singen

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