Leierkasten-Jubiläum zeigt in Zukunft
Eine Spende mit viel Hintersinn

Bei der feierlichen Spende an den Jugendgemeinderat: Paula Kempter, Radolf Schoepke, die neuen Vorsitzenden Marcela Borgböhmer und Nathalie Probst, Brigitte Walz-Richter und Hans-Joachim Schiller vom einstigen Leierkasten, Nico Kuhn, Björn Adler, Luca Maria Werner und Lisa Osswald. | Foto: swb-Bild: Oliver Fiedler
  • Bei der feierlichen Spende an den Jugendgemeinderat: Paula Kempter, Radolf Schoepke, die neuen Vorsitzenden Marcela Borgböhmer und Nathalie Probst, Brigitte Walz-Richter und Hans-Joachim Schiller vom einstigen Leierkasten, Nico Kuhn, Björn Adler, Luca Maria Werner und Lisa Osswald.
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Radolfzell. Vor etwas mehr als einem halben Jahrhundert feierte die einstige Jugendkneipe „Leierkasten“ ihre Geburtsstunde in der Löwengasse 22. Mehrere Generationen von Jugendlichen trafen sich dort in dem legendären Jugendtreff mit Freunden und Gleichgesinnten. Hier fanden sich viele Freidenker zusammen, die nicht in Vereinen oder konfessionellen Gruppen organisiert waren. Im Nachgang einer ebenfalls legendären Jubiläumsfeier wurde die Idee gefasst, diesen Kreis nun mit dem Jugendgemeinderat zu schließen, mit einer großen Spende für einen neuen Jugendtreff.

„Wir haben Musik gehört, gefeiert und auch in regelmäßigen Abständen ein kulturelles Programm auf die Beine gestellt“, erzählte Brigitte Walz-Richter über den „Leierkasten“, der sozusagen ein Flaggschiff für die ganze Region gewesen ist in Sachen eines selbst verwalteten Jugendtreffs, der der Treffpunkt schlechthin war, nicht nur in der Stadt, und um den sich manche Anekdote rankt. Der spätere Arzt Tillmann Steinhilber gilt sozusagen als Gründer dieser Einrichtung, die als Provisorium in einem dem Abbruch geweihten Gebäude in der Radolfzeller Altstadt eröffnete, dann aber doch bis in die 1980er Jahre bestand, bis das Haus dann im Rahmen der Radolfzeller Altstadtsanierung tatsächlich abgebrochen wurde.

Ehemalige Leierkasten-Fans, die es mittlerweile in alle Himmelsrichtungen zerstreut hat, fanden sich zum 50-jährigen Jubiläum der Kultkneipe am 7. Dezember 2019 in der Zeller Kultur ein. Zwei Versteigerungen anlässlich des Jubiläums ergaben die stolze Summe von 2.000 Euro. Den Großteil machte der Erlös des Blechschilds mit dem Schriftzug „Leierkasten“ aus, das über der Eingangstür angebracht war und welches beim Abriss „verloren“ ging, dann aber doch nach akribischer Suche in Pfullendorf wieder ausfindig gemacht werden konnte. Bei einem Lehrer, der damals im Vorbeigehen dieses Schild im Abrissschutt entdeckte und mit nach Haus nahm, als Erinnerung an eine richtig wilde Zeit.

Im Anschluss dieses Fests, bei dem rund 400 Personen zusammenkamen, die dafür sogar eine Eintrittskarte benötigten, sei die Idee entstanden, die Summe als Anschubfinanzierung für die Einrichtung eines Jugendraums zu spenden, berichtet Hans-Joachim Schiller bei seinem Besuch im Radolfzeller Jugendgemeinderat. Und die Spende hat durchaus einen Hintersinn, wie die nun schon vor der Rente stehenden einstigen Radolfzeller Jugendlichen erklärten. Denn da solle es schon um einen „eigenen“, also auch selbst verwalteten Jugendtreff gehen, sagten sie mit Augenzwinkern. Eben ein bisschen so wie der Leierkasten eben.

Corona verzögerte die Spendenübergabe etwas. Doch in der jüngsten Sitzung des Jugendgemeinderats überreichten Brigitte Walz-Richter und Hans-Joachim Schiller den Jugendlichen einen symbolischen Scheck in Höhe von 2.000 Euro. „Wir freuen uns sehr und bedanken uns herzlich“, so die Vorsitzende Marcela Borgböhmer, die den Ball für den eigenen Jugendraum ohnehin schon im Blick hat, denn in Radolfzell sei das Angebot für Jugendliche aktuell doch ziemlich mager, wurde aus dem Jugendgemeinderat bemerkt.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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