20 Jahre Zunfthaus Radolfzell
Ein Zeller Aushängeschild feiert Geburtstag
Radolfzell. Fünf Wochen vor der Weihnachtszeit wirft in der Ratoldusstadt die geliebte Fasnet ihre Schatten voraus. So konnte man mit dem 20-jährigen Jubiläum vom Kauf des Zunfthauses einen wichtigen Meilenstein des Radolfzeller Stadtgeschehens feiern.
Es war ein lang ersehnter Wunsch der Narrizella, endlich ein richtiges Zuhause in der Innenstadt zu haben, traf man sich zuvor doch stets in Wirtschaften. "Mit viel Mut und starkem Willen haben wir es dann am Ende gemeinsam gemeistert und am 11.11.2003 um 11.11 Uhr den Kaufvertrag unterschrieben", erzählt Narrizella-Präsident Martin Schäuble.
Vor allem, was die Finanzierung betreffe, hatte man zu Beginn starke Bedenken, wie man es nun umsetzen wolle. So konnte man nur durch die damalige Förderung im Sanierungsgebiet Innenstadt das Projekt in der Kaufhausstraße 3 realisieren. "Ein solches Vorhaben wäre heutzutage fast unvorstellbar", verdeutlichte Schäuble. Mit viel Eigenleistung und insgesamt 11.000 Arbeitsstunden konnte man das Zunfthaus schließlich am 23. Juni 2009 eröffnen. "Dieses Haus und die harte Arbeit dahinter spiegelt den Zusammenhalt und das Standing der Zunft wieder", betont der Narrizella-Präsident bei der Feierstunde, zu der auch Ehrenpräsident Lothar Rapp anwesend war und welche musikalisch von der "Stuhl-Gäng" umrahmt wurde. "Unser Zunfthaus", so Schäuble, "ist aus dem Stadtgeschehen einfach nicht mehr wegzudenken." Es beweise heute noch, wie wichtig es sei, Brauchtum und Kultur zu pflegen, dabei noch so viel Charme auszustrahlen und auch ein Zuhause für alle Radolfzeller zu sein.
Inspiration auf der Friedensparade
Auch Bürgermeisterin Monika Laule fand für das Zunfthaus warme Worte: "Es gab damals im Gemeinderat viele Zweifler und dennoch habt ihr es geschafft, in vielen Stunden dieses tolle Haus auf die Beine zu stellen." Das Haus werde durch die Narrizella geprägt, welche das gesamte Jahr über die Ehren der Stadt hochhalte.
Nachfolgend gaben die beiden Zunfthausräte Roland Zimmer und Thomas Kauter einen kleinen Blick in die Historie des Zunfthauses. "Die Inspiration hierfür kam mir ironischerweise auf einem Ausflug nach Moskau zur Friedensparade, wo ich unter anderem auch ein Kulturhaus entdeckte", so Kauter. Diese Idee wollte man somit auch in Radolfzell umsetzen, als man das Gebäude am 23. Januar 2003 zum ersten Mal besichtigte. "Dann ging bei der Stadt Radolfzell alles schnell: Hatten wir am 10. Februar 2003 das Baugesuch eingereicht, lag schon am 17. März die Baugenehmigung bei uns auf dem Tisch", so Roland Zimmer, der jeden Nagel dieses Hauses kennen will. Man habe von 2004 bis 2006 fast jeden Tag mit bis zu 20 Mann gearbeitet und am Ende habe sich die Arbeit voll ausgezahlt. Hierzu trugen auch maßgeblich die von Zunfthausrat Udo Biller gestaltete Fassade bei, wie auch das 2012 eingeweihte und von Michael Fuchs betreute Museum und die Zunftkappe mit Glocke, welche bei Veranstaltungen nach außen ragt. Selbst von der Architektenkammer unter der Schirmherrschaft des damaligen Landrats Frank Hämmerle habe man bei einem Wettbewerb höchste Anerkennung erhalten.
Gedenken an Bruno Epple
An Veranstaltungen hatte das Zunfthaus auch schon einiges gesehen, wie bei der Zeitreise offenbart wurde. Das seien insgesamt 134 Hochzeiten seit 2020, 18 Säue, die bei den Schlachtfesten auf der Strecke blieben oder etwa die Abschlussveranstaltung der Mettnau-Kur, Auftritte der Dramatischen Vier sowie des kürzlich verstorbenen Mundartdichter und Künstler Bruno Epple.
Eben jenem Bruno Epple, der mit seinen vielfältigen Arbeiten die Zeller Fasnet maßgeblich geprägt hat, wurde in einer kurzen Präsentation von Michael Fuchs gedacht. Dabei wurden vor allem dessen künstlerisches Wirken in der Fasnet sowie dessen Bedeutung für Radolfzell in Ehren gehalten. So war Epple viele Jahrzehnte in der Ratoldusstadt tätig und kreierte mit dem Kappedeschle die Symbolfigur der Zeller Fasnacht. "Wir wollen alle Bruno Epple an einem sonnigen Tag unterm Apfelbaum in Erinnerung behalten", so Fuchs. Die Heinrich-Rehm-Medaille der Narrenvereinigung Hegau-Bodensee werde man Epple in diesem Jahr postum verleihen.
Vor dem gemütlichen Beisammensein wurden noch zahlreiche Geschenke an die Narrizella übergeben, so erhielt man vom Förderverein Narrizella eine aufwändig dekorierte Geburtstagstorte und von Peter Zabel, Urban Baum sowie Hermann und Gregor Repnik einen neuen "Stammtisch" aus Holz überreicht. Einzig die ebenfalls im Zunfthaus heimischen Junker Hohenfriedingen hatten in Vertretung von Helmut Villinger kein Geschenk dabei. "Wir werden aber jetzt schon mit dem Sparen anfangen, um zum 25-Jährigen dann euch etwas mitzubringen."
Autor:Philipp Findling aus Singen |
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