»Dresscode«-Inhaber verbindet Hilferuf mit Sortimentswechsel
Ein neuer »Lebensmittelladen«
Radolfzell. Der Radolfzeller Einzelhändler Daniel Burger vom Bekleidungsgeschäft Dresscode verkauft jetzt unter anderem Nudeln und Gin. Damit will er ein Zeichen setzen für die aktuelle Notlage im Einzelhandel.
Bei vielen Einzelhändlern liegen die Nerven indessen schon lange blank und nach einem Jahr im Krisenmodus werden die Existenzängste hinter den geschlossenen Ladentüren immer größer.
Daniel Burger vom Radolfzeller Modegeschäft Dresscode hat deshalb jetzt Konsequenzen gezogen. Seit Montag verkauft er in seinem Bekleidungsgeschäft auch Artikel wie Pasta, Feinkost, Gewürze, Weine, Spirituosen, Blumen, Klopapier und andere Hygieneartikel. Damit darf er jetzt seine Türen ganz normal öffnen, wie ein Supermarkt. Das ganze ist natürlich mit dem Radolfzeller Ordnungsamt abgesprochen, betont er im Gespräch mit dem Wochenblatt. Die Behörde habe sich sehr kooperativ und hilfsbereit gezeigt.
»Mit Click and Meet durfte ich nur eine Person pro 40 Quadratmeter in meinen Laden lassen, nun darf dank des erweiterten Sortiments eine Person pro zehn Quadratmeter in das Geschäft«, erklärt Burger. Er freut sich darüber, dass sein Konzept schon an den ersten beiden Tagen sehr gut angenommen wurde.
Ein Zeichen setzen
»Ob es sich am Ende rechnet weiß ich nicht, aber mir geht es vor allem darum, mit dieser Aktion ein Zeichen zu setzen und auf die dramatische Lage des Einzelhandels hinzuweisen«, betont er und zeigt sich enttäuscht darüber, dass es nach einem Jahr Pandemie, in dem die Läden inzwischen ein halbes Jahr komplett geschlossen bleiben mussten noch keine anderen Konzepte gibt als Lockdown-Verlängerungen.
Dass seine Aktion schon Wirkung zeigt, wird schon dadurch deutlich, wie sehr die Schaufenster des Bekleidungsgeschäfts, in denen nun Lebensmittel, Blumen, Spirituosen und Hygieneartikel angeboten werden, den Passantinnen und Passanten die Köpfe verdrehen.
Beim Einkauf hat Daniel Burger übrigens darauf geachtet, den Schwerpunkt auf regionale Produkte zu setzen. Das war ihm wichtig, um die Wirtschaft vor Ort zu unterstützen. Denn ihm ist bewusst: Auch vielen anderen Unternehmen in der Region steht das Wasser bis zum Hals. »Es geht gerade ums Überleben«, betont er. Große Sorgen macht ihm deshalb auch die Zukunft der Innenstädte. Wer in die gängigen Immobilienportale im Internet schaut, der entdeckt schon jetzt viele Geschäftedort, die neu zu vermieten sind. »Da wird noch viel auf uns zu kommen«, sagt er sichtlich besorgt.
Inzwischen hatte Daniel Burger sogar schon Besuch von anderen Einzelhändlern, beispielsweise aus Singen, die in den nächsten Wochen ein ähnliches Konzept umsetzen wollen.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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