Bundeskunstpreis für Menschen mit Behinderung im Milchwerk
Ein Kunstpreis ohne Berührungsängste
Radolfzell. Seit 1978 wird der Bundeskunstpreis für Menschen mit Behinderung im zweijährigen Rhythmus von der Stadt vergeben. Diese Auszeichnung für Menschen mit Behinderung ist bundesweit einzigartig und ein wichtiges Zeichen kultureller Teilhabe in der heutigen Gesellschaft.
Wie wertvoll gerade eine Plattform für Künstler mit einem Handicap ist, verdeutlichte Martin Lang, Leiter des Kulturbüros, im Gespräch mit dem WOCHENBLATT, der hervorhebt, dass es auch Sinn ist, die Wahrnehmung der Öffentlichkeit für diese Kunst zu wecken: »Der Bundeskunstpreis ist eine der wichtigsten Preise in diesem Kunstbereich, in den vergangenen Jahren gibt es aber auch deutschlandweit und europaweit vermehrt neue Preise und Ausstellungen für und von Künstlern mit einer Behinderung. Diese Kunst erzeugt also aus sich selbst heraus bereits eine große Relevanz und sicherlich ist es auch bei den Medien wichtig, keine Berührungsängste bei dieser Art von Kunst zu haben, ihr entsprechend Platz einzuräumen und somit weitere Öffentlichkeit zu schaffen«, sagt er.
Die Bedeutung des Bundeskunstpreises unterstreicht auch Oberbürgermeister Martin Staab: »Der Bundeskunstpreis ist aber nicht nur ein Beleg für die gelebte Inklusion, er bereichert auch die kulturelle Vielfalt vor Ort.«
Ausgehend vom Bundeskunstpreis wurde beispielsweise auch vom Kulturbüro eine Einzelausstellung des Mundmalers Lars Höllerer in der »Villa Bosch« gezeigt. Und auch viele der Künstler aus der aktuellen Ausstellung haben bereits deutschlandweit Einzelausstellungen.
Dass es im WOCHENBLATT-Land eine große Community an Künstlern mit einer Behinderung gibt, darüber ist sich Lang sicher - was allein die Anzahl an eingesandten Werken verdeutlicht: »Auch in diesem Jahr haben wir Einsendungen aus dem gesamten Bundesgebiet erhalten, von Berlin über Münster, Stuttgart, Wangen, Konstanz und noch aus vielen kleineren wie auch größeren Städten und Orten«, so Lang. 110 Werke verschiedenster Art wurden 2018 eingereicht.
Künstlerinnen und Künstler mit einem Schwerbehindertengrad von mindestens 80 Prozent, körperlicher wie psychischer Art, waren eingeladen am Wettbewerb teilzunehmen. Seit es den Kunstpreis gibt wurden über 6.500 Werke in den vergangenen 40 Jahren der Öffentlichkeit präsentiert und vermittelt. Die ausgestellten Werke wurden in diesem Jahr von einer neu zusammengestellten Jury bewertet. Marlies Faller vom Kunstverein Radolfzell, Carmen Frese-Kroll, Geschäftsführerin des Singener WOCHENBLATTES, Bürgermeisterin Monika Laule, Kunstpädagoge Ernst Preißer, Redakteur Georg Becker sowie Dr. Thomas Röske, Leiter der Sammlung Prinzhorn in Heidelberg, konnten für die Jury gewonnen werden.
Die Schirmherrin des Bundeskunstpreises ist die Kultusministerin, Dr. Susanne Eisenmann, die zur Preisverleihung die Gewinner, Künstler und Gäste im Radolfzeller Milchwerk begrüßen wird. Moderieren wird der mehrfache Paralympics-Sieger, ZDF-Experte und ausgezeichneter Hornist Matthias Berg. Die Verleihung des Bundeskunstpreises findet in diesem Jahr am Sonntag, 16. September, statt. Beginn der Preisverleihung ist um 15 Uhr. Parallel dazu wird es wieder eine Ausstellung aller prämierten Werke vom 16. September bis zum 11. November in der »Villa Bosch« geben.
- Matthias Güntert
Autor:Redaktion aus Singen |
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