Gefeierte Uraufführung beim MV Böhringen
Ein «Galadinner der Blasmusik»
Radolfzell-Böhringen. Das war wahrhaft beeindruckend: 69 Musiker auf der Konzertbühne in der Mehrzweckhalle Böhringen präsentierten mit unter anderem vier Konzertwerken von Mario Bürki, ein Konzertbeitrag von Dominic Frank, wohl einer der jüngsten Komponisten der Schweizer Blasmusikszene sowie eine musikalische Welturaufführung ein gewaltiges Programm beim Frühjahrskonzert am 27. April.
Es war ein Konzert voller Farben und Kontraste, viele musikalischen Highlights und ein Klangvolumen, das überzeugte. Es war ein «Galadinner der Blasmusik». Durch das Programm führte an diesem Abend Rolf Kleissler.
Nach der Eröffnung «Alpina Overture» (Dominic Frank) folgte sogleich der erste musikalische Akzent. Die dreiteilige Konzertsuite «Deliverance» komponiert vom Innerschweizer Etienne Crausaz begann mit einem ruhigen Konzertteil, der allmählich zum Höhepunkt leitete. Das Scherzo im zweiten Teil prägten humoristische und musikalische Elemente und im dritten Teil war es ein Dialog von hohen und tiefen Konzertstimmen, die mit Taktwechseln für die nötige Action-Deliverance» sorgte.
Dann war es soweit. Die Erwartungen von der Welturaufführung: «Bricks in Fire» (Ziegelsteine im Feuer) waren hoch. Es handelte sich hierbei um eine Auftragskomposition vom Musikverein an den Schweizer Komponisten Mario Bürki, der an diesem Abend im Publikum saß. Die Aktiven des Vereins hatten die Idee, «Heimat» musikalisch umzusetzen. So vertonte der Schweizer Composer Bürki, einer der meist gefragtesten zeitgenössischen Komponisten, die Geschichte der Ziegelherstellung in Böhringen und Rickelshausen.
Der Titel des Stücks bezieht sich einerseits auf das Brennen der Ziegel, andererseits auf den Großbrand, bei dem die Fabrik 1988 vernichtet wurde. So gab es zu hören, wie die Besitzer wohl gewohnt haben, das Klappern der Störche von einer der größten Storchenkolonien Süddeutschlands, sowie die Ziegelei selbst durch rhythmische Begleitungen der Schlagzeuger auf Tonziegeln. In Mittelteil wurde «die Aach» porträtiert und das «grandioses Fortissimo» stand für den Ausbruch des Großbrandes. Das Werk endete ruhig, denn das Areal wird heute von Künstlern, Kleingewerbe und Handwerker neu genutzt.
Dann war die Überraschung perfekt. Nach der Pause übergab Dr. Marco Geigges den Taktstock an den Urheber der Welturaufführung, der sodann als Gastdirigent seine beiden Konzertwerke «Terra Pacem» und Celtic Force» selbst dirigierte. «Terra Pacem» – oder Frieden auf Erden, beschrieb den Wunsch der Menschheit von einem gesamtheitlichen Frieden unter allen Völkern. Vom Publikum gab es dafür laute Bravorufe. «Celtic Force» basierte auf drei traditionellen irischen Volksliedern. Die darauffolgende unterhaltsame Komposition «Showdown for Band» bestand aus vier Teilen. Dem Opening, der Ballade, dem Finale und dem Ende. Sein Urheber Gilbert Tinner verwendete hörgefällige Melodien, die er mit vielseitiger Instrumentation umsetzte. Mit dieser Aufführung präsentierte der Musikverein Böhringen klangliche Blasorchesterfacetten, darunter einfühlsame Solis für Al- Sopransaxophon und Flügelhorn.
Zum Schluss ehrte der erste Vorsitzende des Musikvereins, Frank Schweitzer,Daniela Roth und Stefan Riegger für 35 Jahre Vereinsmitgliedschaft, Marion Fuchs für 40 Jahre, Renate und Peter Lingg, Monika Thum, Rudolf Hubenschmid, Markus Schellinger und Karl Schwarz für 50 Jahre. Ernst Schafhäutle zeichnete Schweitzer für 60 Jahre aktives Musizieren mit der höchsten musikalischen Auszeichnung der Bundesvereinigung Deutscher Musikverbände, der Ehrennadel in Gold mit Diamant aus.
Der Musikverein spielte zu Ehren ihrer Kollegen den «Menzberg Marsch» von Mario Bürki. Als erste Zugabe gab es noch einmal einen Auszug aus der Auftragskomposition.
Autor:Achim Holzmann aus Singen |
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