Leserbrief zur Diskussion über die Seetorquerung in Radolfzell
Echte Zahlen des Bürgerwillens müssen auf den Tisch

Leserbrief Seetorquerung | Foto: Brigitte Pucher aus Radolfzell fordert in ihrem Leserbrief: Der Baubeschluss der Vorzugsvariante der Seetorquerung muss aufgehoben werden. swb-Bild: Stadt
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Radolfzell. Zur Berichterstattung über die Seetorquerung erreichte die Redaktion folgender Leserbrief: »Wer sich intensiv mit den Problemen der Seetorquerung beschäftigt, kann sich nur wundern – besser gesagt zornig sein – wie mit den Zahlen bezüglich des Bürgerwillens umgegangen wird. Vor allem Prozentzahlen ohne nähere Angaben verfälschen die Tatsachen:
Im Frühjahr 2015 gab es eine sogenannte »repräsentative Bürgerbefragung«. Diese Telefonbefragung wurde in ihrer Durchführung und Aussagekraft von vielen Bürgern bemängelt. Von nur 1000 Befragten hätten rechnerisch 55 Prozent der Vorzugsvariante zugestimmt (die Unentschiedenen wurden beiden Lagern hälftig dazu gerechnet.) In Wirklichkeit hatten sich damals 51 Prozent also nur 510 Angerufene für die Vorzugsvariante ausgesprochen. Diese angeblichen 55 Prozent Zustimmung werden immer wieder genannt.
Im Herbst 2015 gingen rund 11.300 Bürger vorbereitet und absichtsvoll zu einer echten Wahl, die allerdings zu dieser Zeit wegen 104 fehlenden Stimmen das »Quorum« (Mindestwahlbeteiligung) knapp verfehlte und somit politisch nicht beachtet werden musste. Aber der Wählerwille fiel deutlich aus, 5.232 Bürger wollten die teure Vorzugsvariante, aber die deutliche Mehrheit von 6.063 lehnten das ab, wobei damals noch die 3 bis 5 Millionen € der Bahn angekündigt waren. Drei Monate später hätten diese 6.063 Stimmen deutlich gereicht die zu teure Vorzugsvariante zu kippen. Weder Verwaltung noch Gemeinderat haben von diesem überdeutlichen Bürgerwillen Notiz genommen.
Im Herbst 2016 wurden anlässlich der schriftlichen Bürgerbefragung zu »Step 2030« einige Fragen zur Seetorquerung zum Ankreuzen angeführt. Gegenüber einer sinnvolleren Brücke mit Anbindung an die Gleise, bekam eine Brücke ohne Anbindung verständlicherweise nur 20 Prozent. Zu der Zeit wussten die meisten Bürger aber noch nicht, wie schwierig und zeitraubend eine weitere Zusammenarbeit mit der Bahn ist.
OB Staab hat in seiner Neujahrsrede nach seinen negativen Erfahrungen nun eine »Brücke der Vernunft« ins Spiel gebracht. Man kann nur hoffen, dass dies für alle nun einen Weg ebnet um – entsprechend den jetzigen Bedingungen – endlich einen Architektenwettbewerb ins Leben zu rufen, der zu einer guten Brücken – Lösung führt. Der Beschluss zum Bau der Vorzugsvariante muss definitiv aufgehoben werden.«
Brigitte Pucher, Radolfzell

- Matthias Güntert

Autor:

Redaktion aus Singen

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