Letzter Männerfrühschoppen mit Moderator Lothar Rapp
Diesmal macht er ernst
Radolfzell. Weit gereist ist er, der traditionelle Männerfrühschoppen der Narrizella Ratoldi, mit dem jedes Jahr an Dreikönig die Fasnet eingeläutet wird. Von den Anfängen im Kranzsaal über den Scheffelhof und verschiedene weitere Stationen ging es bis letztes Jahr in die Aula des Friedrich-Hecker-Gymnasiums. Dieses Jahr trafen sich die Narren erstmals in der Sporthalle der Teggingerschule. Da wurden nicht nur bei Zunftpräsident Martin Schäuble Erinnerungen wach. »Hier bin auch ich schon zur Schule gegangen, wer noch?«, fragte er in seiner humorvollen Begrüßungsrede, und ein Großteil der Hände im Saal erhob sich.
Der Hausherr, Schulleiter Norbert Schaible, freute sich jedenfalls über den Besuch der Narren »Ich habe mich schon immer gefragt, wieso die Narrizella mit dieser Veranstaltung das Stadtzentrum verlassen hat. Besser als hier bei uns kann man es ja eigentlich nicht treffen«, betonte er, und drückte seine Hoffnung aus, dass die Teggingerschule ab jetzt das Hauptquartier für den Dreikönigsfrühschoppen bleibt. »Schließlich passt Schäuble und Schaible auch namentlich gut zusammen«, scherzte er.
Zum letzten Mal übernahm der Ehrenpräsident der Zunft, Lothar Rapp die Moderation des Männerfrühschoppens. Seinen Rücktritt habe er ja bereits öfter angekündigt, aber nie dazu gesagt, wann es soweit sein wird, scherzte der Ehrenpräsident. Dann trug er seine eigens verfasste Ode an die Narrenmusik, mit der er seine Hochachtung für das Können der Musiker zum Ausdruck brachte. »Für en fettige Fleischkäs, des isch jo bekannt, spieled die alle Philharmoniker an d‘ Wand«, reimte er.
Wolfgang Braun eröffnete den Reigen der Büttenredner. Verkleidet als Teufel machte der Gast aus Honstetten vor allem OB Martin Staab und Bürgermeisterin Monika Laule die Hölle heiß. »Ein Raufuß soll im Rathaus sitzen, der bringt dort die Leut ins Schwitzen«, scherzte Braun spitzzüngig, und riet dem OB und der Bürgermeisterin bei einem gemeinsamen Gläschen das Kriegsbeil endgültig zu begraben.
Narrenschelte, frei von der Leber weg gab es auch bei der Büttenrede von Egon Kenke, der sich nicht nur die Rathausspitze vornahm, sondern auch gegen Michael Fuchs, den Vorsitzenden des Fastnachtsmuseumsvereins Langenstein, und die Neubau-Pläne für das Museum, die ein »virtual-reality« Konzept beinhalten, wetterte. »Statt lebendiges Brauchtum zu erhalten bannt man jetzt alles auf CD. Das tut der Fastnacht aber weh!«, schimpfte Kenke.
Sein Debüt in der Bütt hatte Christoph Zeiser aus den Reihen der Garde. Er philosophierte über »das erste Mal« und brachte seine Freude darüber zum Ausdruck dieses Jahr nun von seiner »Bütt-Jungfräulichkeit befreit« zu sein. Mit zielsicheren Pointen brachte er, wie schon seine Vorredner die Narrizella-Männer und ihre Gäste ein ums andere Mal zum Lachen. Den Ritterschlag gab es von Lothar Rapp: »Endlich hat die Garde mal wieder jemand der eweng schwätze ka«, lobte er den Neuling.
Deutlich mehr Bütt-Erfahrung haben Benni Bromma und seine Gitarre. Sie feiern 2019 ihr zehnjähriges Büttenjubiläum. Zur Feier dieses Anlasses gab es ein »Best of Benni«. Und das frei nach dem Motto: »Kann denn Schwachsinn Sünde sein?«. Nach seinem Auftritt kündigte er die Büttenrede von Lothar Rapp an. Dieser erklärte seinen Rücktritt als Modertor des Dreikönigsfrühschoppen in bekannt humorvoller Art unter anderem damit, dass er Uropa geworden ist, und damit ein wichtiger Aufgabenbereich dazu gekommen sei. Er betonte zudem die Bedeutung des Frühschoppens. Schließlich beginne die Fastnacht nicht am St. Martinstag, dem 11.11., sondern »und des wissed wenig: acht Woche später, an Dreikönig!« Rapp betonte, dass er seinen Job als Moderator mit einer Träne im Knopfloch an den Nagel hänge. Deshalb will er der Bütt auch noch nicht endgültig den Rücken kehren. Als Büttenredner bleibt er den Narren erhalten, versprach er. Mit Benni Bromma hat er einen würdigen Nachfolger gefunden, der ihm, wie er den ganzen Morgen bereits demonstriert hatte, buchstäblich das Wasser reichen kann. Bevor Rapp endgültig verabschiedet wurde hatte noch Wolfi Drobik das Wort. Er scherzte darüber, dass Stellen im Rathaus jetzt für Bewerber ausgeschrieben werden, die männlich, weiblich oder »divers« sind. Das brachte ihn zu der Überlegung, ob vielleicht auch in ihm ein ganz anderer Mensch steckt als bisher gedacht. Sollte er sich beim Rathaus bewerben, dann aber als Mann. Wegen der Bezahlung natürlich, erklärte er schmunzelnd.
- Dominique Hahn
Autor:Redaktion aus Singen |
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