Diskussion um Kommunalen Ordnungsdienst geht weiter
»Die gefühlte Sicherheit nimmt ab«
Radolfzell. Es ist ein widersprüchliches Phänomen, das Willi Streit, der Leiter des Radolfzeller Polizeiresviers zur Zeit beobachtet: Obwohl die Zahl der Straftaten in der Stadt insgesamt betrachtet abnimmt, fühlen sich die Bürger zunehmend unsicher. Zusätzlich zu der Tatsache, dass die Zahl der Straftaten in den meisten Bereichen rückläufig ist, kann sich die Polizei in Radolfzell über eine Aufklärungsquote von 66 Prozent freuen. »Das ist eine sehr gute Quote«, betonte Streit bei einem Bürgergespräch zum Thema Sicherheit und Ordnung, zu dem die Freien Wähler am Mittwoch in das Gasthaus Krone eingeladen hatten. »Viele Dinge können wir aufgrund der personellen Situation allerdings nicht bewerkstelligen«, so Streit. So komme es, dass die Beamten sich beispielsweise nicht um jede Ruhestörung kümmern können. »Straftaten und der Schutz von Leib und Leben haben da immer Vorrang«, so Streit. Er würde sich auch wünschen, dass mehr Kollegen als Präventiv- oder Präsenzstreife in der Stadt unterwegs sein könnten, um den Bürgern wieder mehr Sicherheit zu vermitteln. »Aber wir können uns nun mal nicht teilen«, betonte er mit Blick auf die personelle Situation.
Hier sei zwar Besserung in Sicht, da in den letzten Jahren viele Junge Menschen als Auszubildende in den Polizeidienst eingestellt worden seien, allerdings hält Streit das Konzept eines Kommunalen Ordnungsdienstes trotzdem für Sinnvoll. »Die Kollegen in Konstanz haben damit sehr gute Erfahrungen gemacht«.
Manu und Christian Fischer können diesen Eindruck auf Nachfrage des WOCHENBLATTs bestätigen. Die beiden wohnen seit einiger Zeit in Konstanz, sind aber nach eigenen Angaben noch sehr häufig in Radolfzell zu gast. Dabei fühlt sich Manu Fischer in den letzten Jahren zunehmend unwohl, wenn sie am Bahnhof auf den Zug nach Hause wartet, erklärt sie im Rahmen des Bürgergesprächs. Früher sei das nicht so gewesen.
In Konstanz habe die Präsenz des Kommunalen Ordnungsdienstes am Herose-Park aber auf jeden Fall dazu beigetragen, dass man sich sicherer fühlt. »Seither ist es außerdem viel sauberer«, sind sich Manu und Christian Fischer sicher.
In Radolfzell wurde die Einrichtung eines solchen kommunalen Ordnungsdienstes vom Ausschuss für Bildung, Soziales und Sicherheit bereits mehrfach abgelehnt. Auch Ausschussmitglied und Stadtrat Dietmar Baumgartner stand diesem Konzept anfangs kritisch gegenüber. Schließlich sei Polizeiarbeit eine Landesaufgabe und müsse dementsprechend auch durch das Land finanziert werden, so Baumgartner. Mittlerweile stehe er einer solchen Einrichtung allerdings nicht mehr kritisch gegenüber, erklärte er in dem Bürgergespräch. Das Stimmungsbild am Ende der Diskussionsrunde zeigte, zwar, dass sich nicht alle Anwesenden unsicher fühlen, aber dass sich die Mehrheit der Anwesenden dennoch wünschte, dass die Stadt hier tätig wird. Stadtrat Walter Hiller ist sich sicher: »Die gefühlte Sicherheit nimmt ab« Für ihn ist die Konsequenz aus dem Bürgergespräch damit klar. »Wir werden das Thema Kommunaler Ordnungsdienst in der Fraktion nochmals besprechen und uns dann gegebenenfalls auch im Gemeinderat dafür einsetzen«, erklärt er im Gespräch mit dem WOCHENBLATT.
- Dominique Hahn
Autor:Redaktion aus Singen |
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