Der Gewerbeverein Radolfzell hat eine Prämie an fünf Betriebe vergeben, die in der Krise zusätzliche Ausbildungsplätze geschaffen haben.
Die Chancen der Krise ergreifen

Gewerbeverein Radolfzell | Foto: Gerhard Riedmüller (Riedmüller Kunststofftechnik), Julia Pikos (FX Ruch), Uwe Friedlein (Schäuble, Sanitär – Heizung – Blechnerei), Andreas Joos (Zweirad Joos) und Max Buhl (Elektro Buhl) konnten vergangene Woche die Prämien des Gewerbevereins vom Vorsitz
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Radolfzell. Vor kurzem erst ging die Meldung durch die Medien, dass die Lufthansa ihren Pilotenschülern empfiehlt, die Pilotenschule in Bremen zu verlassen, da sie nach der Ausbildung keine berufliche Perspektiven haben werden. Dass es jedoch auch in der Krise Chancen gibt für junge Menschen, demonstrierte der Gewerbeverein Radolfzell mit seinen Mitgliedsbetrieben. Insgesamt 10.000 Euro hat der Verein in diesem Jahr zur Verfügung gestellt für Betriebe, die in diesem Jahr zum Durchschnitt der letzten zwei Jahre trotz Corona-Pandemie mindestens einen zusätzlichen Ausbildungsplatz geschaffen haben.

Fünf Preisträger

In der Reihenfolge des Bewerbungseingangs und nach Prüfung der Voraussetzungen wurden fünf Preisträger ermittelt, die jeweils eine Prämie in Höhe von 2.000 Euro erhielten. »Viele denken jetzt in der Krise zuvorderst an Sparmaßnahmen. Deshalb wollten wir mit dieser Aktion einen kleinen zusätzlichen Anreiz schaffen, dass Betriebe weiter ausbilden«, betonte Bernhard Bihler in der vergangenen Woche bei der Übergabe der Prämien.
Für Martin Schäuble, der in seinem Unternehmen dieses Jahr zwei Auszubildende in dem Beruf »Anlagenmechaniker Sanitär, Heizung, Klima« und einen Blechner ausbildet, ist der Meinung, dass die aktuelle Situation auch eine Chance für das Handwerk sein kann, um gute neue Fachkräfte zu gewinnen. »Vielleicht entscheidet sich der Ein oder Andere aktuell für eine Ausbildung im Handwerk, der das ansonsten nicht in Betracht gezogen hätte, denn das Handwerk zeigt sich auch in der Krise als äußerst beständig und bietet viele Chancen. Außerdem ist unsere Personalpolitik nicht so flüchtig wie in manchem großen Unternehmen«, erklärt Schäuble im Gespräch mit dem WOCHENBLATT. Ein Anzeichen, das seine These stützt, ist, dass sich noch nie so viele junge Menschen bei ihm um eine Ausbildung beworben haben, wie in diesem Jahr.

Ein wichtiger Grund, auch in der Krise weiter auszubilden, ist für Andreas Joos der Fachkräftemangel, den er, wie viele andere Kollegen im Handwerk, zu spüren bekommt. »Zudem hat die Fahrrad-Branche auch ein Stück weit von der Corona-Krise profitiert. Deshalb ist es natürlich besonders wichtig, auch etwas zurückzugeben«, so Joos. Er hat in seinem Unternehmen dieses Jahr Plätze für neun Auszubildende in den Bereichen Kaufmann im Einzelhandel, Zweiradmechatroniker sowie ein Studium in BWL mit dem Schwerpunkt Handel Plus in Kooperation mit der DHBW Ravensburg geschaffen.

Perspektiven auch nach der Ausbildung

»Enorm wichtig ist, dass die Förderung der jungen Menschen nach der Ausbildung nicht aufhört. Denn eine Ausbildung muss perspektiven bringen«, betont Joos.
Gerhard Riedmüller bildet in seinem Unternehmen dieses Jahr überhaupt zum allerersten Mal einen Azubi aus. Die Entscheidung dazu kam bei ihm aus einem politischen Grund, wie er im Gespräch mit dem WOCHENBLATT erklärt. »Wir haben seit drei Jahren einen Mitarbeiter im Betrieb, der aus Afghanistan geflüchtet ist. Er leistet hervorragende Arbeit und ist super in unser Team integriert, allerdings ist er in Deutschland bislang nur geduldet. Wir wollen ihm deshalb mit der Ausbildung auch dazu verhelfen, dass er bei uns bleiben darf«, so Riedmüller.

Insgesamt haben sich sieben Unternehmen auf die Förderung des Gewerbevereins beworben. Für Bernhard Bihler ist die Auslobung damit ein Erfolg. »10.000 Euro sind eine hohe Summe für einen Gewerbeverein, aber wir wollten damit in dieser Zeit einfach ein positives Zeichen setzen. Denn das Schlechteste, was wir in dieser Situation tun könnten, wäre Ausbildungsplätze abzubauen. Wir brauchen gute Fachkräfte, um nach der Krise wieder durchstarten zu können«, so Bihler gegenüber dem WOCHENBLATT.

Folgende Firmen können sich über die Prämie des Gewerbevereins freuen:

Riedmüller Kunststofftechnik GmbH bildet erstmalig einen Auszubildenden als Maschinen- und Anlagenführer aus.

Firma Martin Schäuble, Sanitär – Heizung – Blechnerei bildet zwei Auszubildende in dem Beruf »Anlagenmechaniker Sanitär, Heizung, Klima« und einen Blechner aus.

Zweirad Joos GmbH & Co.KG hat dieses Jahr neun Auszubildende in den Bereichen Kaufmann im Einzelhandel (m/w/d), Zweiradmechatroniker (m/w/d) sowie ein Studium in BWL mit dem Schwerpunkt Handel Plus in Kooperation mit der DHBW Ravensburg.

Elektro Buhl GmbH beschäftigt seit diesem Jahr vier Auszubildende in den Berufen »Kauffrau für Büromanagement« und »Elektroniker für Energie und Gebäudetechnik«.

FX Ruch KG hat2020 in den Berufen »Kaufmann/Kauffrau im Groß- und Außenhandel« und »Fachkraft für Lagerlogistik« sieben Ausbildungsverträge geschlossen.

- Dominique Hahn

Autor:

Redaktion aus Singen

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