Gros des Rates kritisiert in offenem Brief die Personalpolitik im Rathaus
Deutliche Kampfansage gegen OB Staab
Radolfzell. Das Tischtuch zwischen Oberbürgermeister Martin Staab und einem Gros der Stadträte ist scheinbar schon länger zerschnitten. Und nach einem neuerlichen offenen Brief, der von der gesamten CDU-Fraktion sowie von Siegfried Lehmann, Gisela Kögel-Hensen, Nina Breimaier, Thilo Sindlinger (alle FGL), Derya Yildirim und Susan Göhler-Krekosch (beide SPD) unterschrieben wurde, in dem von einem »Klima der Angst und des Misstrauens in Teilen der Stadtverwaltung« die Rede ist, scheint dieser Schnitt auch irreparabel zu sein. »Die Öffentlichkeit hat ein Recht zu erfahren, dass viele gute Mitarbeiter die Stadtverwaltung verlassen haben. Diese Entwicklung geht nunmehr schon über ein Jahr«, heißt es in dem Schreiben. Als Grund hierfür nannten die Unterzeichner eine Personalführung, die zur »Machtdemonstration« werde, um »Mitarbeitende klein zu halten«. »Unliebsame Mitarbeitende werden gedrängt zu kündigen oder eine andere Arbeit zu übernehmen. Mitarbeitenden wird vermittelt, dass sie nicht mit Gemeinderäten sprechen sollten. Dies ist beängstigend und schadet der Stadt«, heißt es in dem offenen Brief weiter. Weitere Vorfälle, die die Unterzeichner ins Spiel bringen, bedürfen noch einer genaueren eventuell sogar einer juristischen Aufarbeitung, geht aus dem Schreiben hervor.
Wie ernst es den Unterzeichnenden mit diesem Schreiben wirklich ist, offenbart der letzte Satz: »Man kann dieses Schreiben als Kampfansage auffassen - für uns ist es ein Weckruf.« Man erwarte deshalb, dass Oberbürgermeister Martin Staab seine Personalpolitik deutlich verändert und mit dem Gemeinderat nach Wegen sucht, damit die Verwaltung wieder motiviert und engagiert ihren Aufgaben nachgehen kann.
OB Staab weißt diese Vorwürfe indes vehement zurück, wie er auch Nachfrage des WOCHENBLATTES verdeutlicht: »Der Arbeitsdruck auf die Mitarbeiter der Verwaltung ist aufgrund verschiedener Einflussfaktoren, wie sie in der gesamten Arbeitswelt zu spüren sind, in den letzten Jahren gestiegen.« Dennoch sind die Anschuldigungen im offenen Brief für die Verwaltung und deren Chef nicht nachvollziehbar – genauso wenig, wie die Tatsache, dass mit dieser Veröffentlichung vertrauliche Informationen und Personalangelegenheiten an die Öffentlichkeit gegeben wurden, kontert er der Verwaltungschef den Anschuldigungen. »Mitarbeiter haben vielfältige Gründe, warum sie den Arbeitgeber wechseln, wie lange Fahrtzeiten, die Entfernung zum Wohnort, Aufstiegsmöglichkeiten oder andere private Gründe. In der heutigen Zeit herrscht ein »Arbeitnehmermarkt« vor, Mitarbeiter haben also die Wahl. Und genauso viele gute Mitarbeiter entscheiden sich dann auch für die Stadtverwaltung Radolfzell als Arbeitgeber«, sagt Staab. Ihm persönlich seien keine Fälle bekannt, in denen ein Arbeitnehmer gedrängt wurde, die Stadtverwaltung zu verlassen.
Mehr zum Thema gibt es in der kommenden Printausgabe des WOCHENBLATTES.
- Matthias Güntert
Autor:Redaktion aus Singen |
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