MdB Cem Özdemir beim Sommergespräch des Paritätischen Wohlfahrtverbandes
Deutliche Antworten auf viele Fragen

Sommergespräch mit Cem Özdemir | Foto: MdB Cem Özdemir und Moderator Stephan Schmutz (v.l.) beim Sommergespräch. swb-Bild: uj
  • Sommergespräch mit Cem Özdemir
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Markelfingen. Am vergangenen Dienstagabend hatte der Paritätische Kreisverband Konstanz zum Sommergespräch an das am Seeufer gelegene Naturfreundehaus Bodensee bei Markelfingen eingeladen. Das Gespräch stand unter dem Titel »Braucht die Zukunft das Soziale?« Der Gastgeber durfte sich über eine bis zum Bersten gefüllte Seeterrasse freuen. MdB Cem Özdemir, Spitzenpolitiker der Bündnis90/Die Grünen, stellte sich eine Stunde lang den Fragen des Moderators Stefan Schmutz und anschließend eine halbe Stunde den kritischen Fragen des Publikums.

Die über 200 Zuhörer erlebten einen Cem Özdemir, der wie erwartet um kluge Antworten der vielen Fragen des Moderators nicht verlegen war. Scharfsinnig analysierte er, kritisierte, lobte, zeigte Lösungen auf und sprach über Wahrscheinlichkeiten der Durchsetzbarkeit. »Soziales, Umwelt und Klima sind eins und gehören zusammen«, war sein Credo und betrachtete stets die Situation in Deutschland, um sie in die globale Situation einzuordnen. Er überraschte, als er ausführlich sehr persönlich über seine Kindheit sprach und präsentierte sich als einen Özdemir, wie ihn nicht jeder kennt.

Zuvor hatte es Kreisverbandsvorsitzender Bernd Löhle der »Paritätischen« in seiner Begrüßungsrede zielsicher auf den Punkt gebracht. »Seit über 25 Jahren erleben wir unternehmerfreundliche Politik, Steuer-Ungerechtigkeiten zugunsten der Industrie und Umverteilungen«, stellte er fest und griff somit die Frage auf, ob die Zukunft überhaupt noch das Soziale brauche.

Die Fragen des Moderators überraschten oft nicht nur das Publikum, sondern Özdemir selbst. So begann der Einstieg mit der Frage, ob er der SPD denn nun zu einer Doppelspitze raten würde. Voll in seinem Element war er, als Schmutz nach der Autobahn-Maut fragte. »Erfreulich, dass sie weg ist, aber schade ums Geld, das vergraben wurde«, fasste er seine Meinung zusammen. An dieser Stelle konnten die Zuschauer erahnen, was sie im Laufe des Abends erleben durften: Einen Özdemir, der engagiert redete, seinem Ärger Luft machte aber begründete, was ihn ärgert, um sofort humorvoll mit einem Schuss unterhaltsamer Ironie weiter zu erzählen. »Wie kann man aber auch aus einer Bierzeltlaune heraus ein Thema direkt in ein Gesetz gießen?«, stellte er die rhetorische Frage.

Die Themenfelder waren weit gesteckt und umfassten die Verkehrs-, Klima-, Energie-, Flüchtlings-, Pflege-, Wohnungs- und Bildungspolitik, dabei stets auf das Soziale bezogen. Bei Letzterem wünschte sich Özdemir, dass der Bund nicht mehr Einfluss, aber mehr Geld geben könne. Für ihn sei wichtig, dass es einen bundeseinheitlichen Bildungsstandard gäbe. An jeder Kita und Schule müsse ein ordentliches vollwertiges Essen angeboten werden. Das sei wichtig für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Bei den anderen Themen bekannte er sich zu vielen bekannten grünen Positionen, vertrat aber oftmals seine persönliche Meinung und kritisierte sogar an einzelnen Stellen seine eigene Partei.

Bei den kritischen Publikumsfragen durfte der Spitzenpolitiker gespürt haben, dass sie von alltagserprobten Mitarbeitern gestellt wurden, die in den verschiedenen Sozialbereichen arbeiten. Auch zwei junge Fridays-for-Future-Aktivisten hakten noch einmal beeindruckend zielsicher nach, nachdem sie Özdemirs Aussagen kritisch durchleuchtet hatten.

- Graziella Verchio

Autor:

Redaktion aus Singen

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