Jugendgemeinderat stellt beim Hearing Prioritätenliste auf / von Matthias Güntert
Der Jugend fehlen die Plätze
Radolfzell. Der Jugendgemeinderat (JGR) von Radolfzell hat mit seiner Aktion »Platzlos« auf ein brisantes Thema in der Stadt aufmerksam gemacht: Denn Jugendliche fühlen sich hier nicht immer gerne gesehen und bemängeln, dass es keinen öffentlichen Platz gibt, auf dem sie sich ungestört treffen können. »Es gibt bis auf das ›cafe connect‹ keinen richtigen Platz für die Jugendlichen in Radolfzell«, erklärt die Vorsitzende des Nachwuchsparlaments, Pauline Meyer, im Gespräch mit dem WOCHENBLATT. Natürlich habe man in den vergangenen Jahren mit dem Grillplatz am Ufer und dem neuen Skaterpark im Herzen Treffpunktmöglichkeiten geschaffen, aber für die Winterzeit sind dies nach Einschätzung Meyers nicht gerade die idealen Anlaufstellen. Um auf diesen Missstand aufmerksam zu machen, nahmen rund 30 Jugendliche auf dem Marktplatz Platz. »Diese Aktion ist mutig«, befand auch Eva-Maria Beller, Leiterin der Stadtjugendpflege. Sie betonte, dass es wichtig sei Plätze zu schaffen, an denen weder die Erwachsenen noch die Jugendlichen gestört werden.
Die eigentliche Arbeit des JGR begann aber im anschließenden Jugend-Hearing im Zunfthaus. Mittlerweile auf rund 50 Teilnehmer angewachsen, ging es dabei darum, Ideen und Anregungen, aber auch Kritik und Verbesserungswünsche der Jugendlichen zum Ausdruck zu bringen. Im Klartext lautete die konkrete, die wichtige Fragestellung: »Mal ganz ehrlich und Hand auf’s Herz - wo drückt euch Jugendliche in Radolfzell der Schuh?«.»Die Wünsche, die dabei herauskamen, sind bescheiden«, wie Meyer bekräftigte. In einem Ranking werden die dringendsten Anliegen nun an die Stadtverwaltung und an den Gemeinderat weitergeleitet. Ganz oben auf der Prioritätenliste fand sich der Wunsch nach einem autonomen Jugendzentrum ein. Zudem benötige man dringend eine Art Pavillon für Schlechtwetterperioden, der öffentlich zugänglich ist. Hier könnte sich der JGR das Herzenareal als Standort vorstellen. Ein Jugendzentrum indes könnte mit dem Postpakethallenareal einen optimalen und zentrumsnahem Standort finden, wie Merlin Frick vom Jugendgemeinderat beim Hearing einwarf.
Ein weiterer wichtiger Punkt für die Jugendlichen: eine bessere Anbindung der Ortsteile durch den Stadtbus. Wie wertvoll die vernetzende Arbeit beim Jugend-Hearing ablief, wurde in der anschließenden Diskussion deutlich: Dr. Xaver Müller, Vorsitzender des Seniorenrates, der dem Hearing beiwohnte, wies auf die Möglichkeit des Anrufsammeltaxis hin, das hier eine Abhilfe schaffen könne. Die JGR-Vorsitzende Meyer war zum Ende der Veranstaltung erfreut über die Resonanz, aber auch über die konstruktiven Ergebnisse. »Das sind eigentlich alles bescheidene Wünsche - keiner hat ein neues doppelstöckiges Fast-Food-Restaurant am Bahnhof oder Vergleichbares gefordert«, sagte sie. Viele der Ideen könnten bei der Planung des neuen Seeufers berücksichtigt werden.Matthias Güntert
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Bei einem Flashmob auf dem Marktplatz machten rund 30 Jugendliche auf Initiative des JGR auf die Platzlosigkeit der Jugend in Radolfzell aufmerksam.swb-Bild: gü
- Simone Weiß
Autor:Redaktion aus Singen |
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