Zum internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen nehmen Stellvertreterinnen und Stellvertreter der Kirchen Stellung
Den Weg aus der Gewalt finden

Gegen Gewalt an Frauen | Foto: Pfarrer Heinz Vogel, Eva Wernert (TERRES DES FEMMES), Diakonin Petra Ehrminger und Annette Oepen (TERRES DES FEMMES und Mitarbeiterin Diakonie) machen auf den Tag gegen Gewalt an Frauen aufmerksam. swb-Bild: ver
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Radolfzell. Gewalt gegen Frauen hat viele Gesichter: körperliche, psychische und sexualisierte Gewalt. Dabei spielen zumeist Kontrolle und Macht eine große Rolle. Jede dritte Frau in Deutschland ist davon betroffen. Am Mittwoch, 25. November, ist der Tag des »Nein« zu Gewalt an Frauen. Zu diesem Anlass kamen im Vorfeld der katholische Pfarrer Heinz Vogel und die Diakonin Petra Ehrminger ins Gespräch mit Annette Oepen und Eva Wernert von der Frauenrechtsorganisation TERRES DES FEMMES.

»Im Rahmen der kirchlichen Jugendarbeit habe ich das erste Mal eine direkte Auseinandersetzung und Lösungssuche miterlebt. Eine junge Frau erzählte mir damals, dass sie Gewalt in ihrer Ehe erlebt. Ich bin dann mit ihr in die Klinik gefahren um es zu dokumentieren. Auch die Leiterrunde, in der die beiden mitgearbeitet haben, hat sich mit dem Paar zusammengesetzt und darüber geredet. Da habe ich zum ersten Mal erlebt wie ein Freundeskreis zusammensteht und sich solidarisiert mit dieser Frau, die keine Anzeige erstatten wollte. Das war für mich eine beeindruckende Erfahrung. Die Frau hat eine Zeit lang im Pfarrhaus gewohnt, die Ehe ist im Anschluss auseinander gegangen«, so Pfarrer Vogel auf die Frage, ob er mit dem Thema schon mal konfrontiert wurde. Er berichtete davon, dass auch seine Großmutter Opfer von häuslicher Gewalt wurde, deren Mann Alkoholiker war. Er erfuhr erst viel später davon, denn darüber geredet wurde damals nicht.
Auch Diakonin Ehrminger konnte von einem Erlebnis im Zusammenhang mit Gewalt an Frauen berichten. »Ich hatte einen Fall in den 80er Jahren im Rahmen einer Kinderfreizeit auf einer holländischen Insel mit zehn Mitarbeitern und 60 Kinder. Da gab es eine Situation wo die großen Jungs, zwölf Jahre alt, eine meiner jungen Mitarbeitenden am Strand an die Seite gezogen und sie bedrängt haben«. Nach Ansicht der Diakonin würden Frauen viel mehr aushalten können als Männer.

Mädchen waren oft benachteiligt

Dass Frauen es schon immer schwerer hatten als Männer machte auch Pfarrer Vogel deutlich. »Als ich ein Kind war, waren die Mädchen allein schon deswegen benachteiligt, weil sie als Mädchen auf die Welt gekommen sind. Wir waren eine große Kinderschar in der Nachbarschaft und die Mädchen waren immer fehl am Platz«, erinnerte sich Vogel zurück. Das habe sich mit dem Älterwerden geändert. »Ich war später in einer reinen Jungenklasse, das war eine Katastrophe. Die Gewalt ist extrem gestiegen untereinander. Dann kam ein Mädchen dazu und sie hat für einen Ausgleich gesorgt«. Beide Kirchenvertreter können sich vorstellen, zu diesem Thema mit verschiedenen Akteuren zusammenzukommen, um ein Netzwerk gegen Gewalt zu bilden.

Eva Wernert, die seit Jahren in der Zeller Ortsgruppe der Frauenrechtsorganisation aktiv ist, hat gemeinsam mit ihren Mitstreiterinnen erneut viele Aktionen zu diesem Datum geplant. »Wir haben Großplakate an zwölf auffälligen Stellen in der Stadt an großen Werbeflächen platzieren lassen. Dieselben Plakate, in der Größe Din A2, werden zwei Wochen lang in den Radolfzeller Stadtbussen an der Scheibe hinter dem Fahrer angebracht«, erklärt Wernert. Die Plakate in den Bussen wurden von den Stadtwerken Radolfzell gesponsert.
Neben den Großplakaten, die unter anderem vom Sozialministerium Baden-Württemberg, der Diakonie, Gleichstellungsbeauftragten des Kreises und dem Sozialdienst kath. Frauen gesponsert wurden, machen auch sechs große Fahnen mit der Aufschrift »Frei leben ohne Gewalt« auf das Thema aufmerksam.
Gehisst werden die Fahnen am Rathaus (nur am 25. November), bei der Diakonie, Münsterpfarrei, St. Meinrad, Christuskirche und bei der Beratungsstelle am Gerberplatz. Hier wurden die Fahnen bereits am Wochenende gehisst und sind bis Montag, 30. November, noch zu sehen. Passend zum Thema wird sich auch die Stadtbibliothek mit einem Büchertisch am Aktionstag beteiligen. »Es gibt Gewalt, aber es kommt darauf an, wie man aus dem Kreis raus kommt«, so das Fazit der beiden Kirchenvertreter.

- Dominique Hahn

Autor:

Redaktion aus Singen

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