Stadtpfarrer Michael Hauser spricht im Interview über das Hausherrenfest
Das wichtigste Fest für Radolfzell

Foto: Für Stadtpfarrer Michael Hauser (Bildmitte) ist das Hausherrenfest, das in diesem Jahr von 15. bis 18. Juli begangen wird, das wichtigste Fest in Radolfzell.swb-Bild: Archiv
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Radolfzell (gü). Das Radolfzeller Hausherrenfest steht bevor. Es wird in diesem Jahr vom 15. bis 18. Juli gefeiert. Für viele Radolfzeller stellt das Hausherrenfest zu den höchsten Feiertagen. Das WOCHENBLATT sprach im Zuge dessen mit Stadtpfarrer Michael Hauser über die Bedeutung des Festes sowie über die vorbildliche Verbindung von weltlichem und religiösen Feierlichkeiten.

WOCHENBLATT: Welche Bedeutung hat das Hausherrenfest für Radolfzell?
Hauser: »Ich denke, dass man nach wie vor sagen kann: Das Hausherrenfest ist für die Radolfzeller das wichtigste Fest, so etwas wie Weihnachten und Ostern zusammen. Es ist auch mehr als fromme Tradition, weil es ohne Sentimentalität von Alt und Jung gefeiert wird und weil für die große Mehrheit der Besucher das kirchliche und weltliche Feiern zusammen gehören.«

WOCHENBLATT: Was macht für Sie das Hausherrenfest aus?
Hauser: »Wir leben in einer Zeit, die für viele Menschen von Unsicherheit geprägt ist – denken Sie nur an manche wirtschaftlichen Unsicherheiten, an die Flüchtlingskrise, an die politische Instabilität in der Europäischen Union. Ich bin überzeugt davon, dass jeder Mensch ein Lebensfundament braucht, das ihm Sicherheit und Verlässlichkeit garantiert. Unsere Hausherren haben im Glauben an Jesus Christus diese Sicherheit gefunden – das macht sie noch heute zu verlässlichen und wichtigen Vorbildern und Fürsprechern für Radolfzell und die Menschen, die sich ihrem Schutz anvertrauen.«

WOCHENBLATT: Erinnern Sie sich noch an Ihr erstes Hausherrenfest? Was ist Ihnen dabei besonders in Erinnerung geblieben?
Hauser: »Mein erstes Hausherrenfest durfte ich im Jahr 1993 mitfeiern, als ich für einige Monate als Vikar in Radolfzell war. Beeindruckend war damals für mich die Festlichkeit und Freude, die sich durch das ganze Fest zog, die Prozessionen und das weltliche Fest. Es ist bis heute das einzige kirchliche Hochfest, das ich kenne, das mit einem Feuerwerk der Stadt begangen wird.«

WOCHENBLATT: Macht die Kombination aus weltlichen und religiösen Teil das Hausherenfest zu einem besonderen Ereignis?
Hauser:
»Das ist natürlich ein Alleinstellungsmerkmal heute, dass Kirche und Kommune und Vereine gemeinsam ein Fest feiern, dass seine Grundlegung im Kirchenfest hat. Früher gab es oft solche Kombinationen, vor allem die »Kirchweih« (Chilbi oder Kerwe) oft mit Markt oder Tanz verbunden. Mittlerweile hat sich in vielen Gemeinden aber entweder der kirchliche oder der weltliche Teil des Feierns verloren. Es zeugt von der Treue der Radolfzeller, das man hier am Gemeinsamen festgehalten hat. Besonders freue ich mich, dass viele evangelische Mitchristen (und seit einigen Jahren auch meine evangelischen Pfarrerskollegen) an den Prozessionen und Feierlichkeiten teilnehmen.«

WOCHENBLATT: Ab wann wurde das religiöse Hausherrenfest um den weltlichen Teil ergänzt und was steckte hinter dieser Entscheidung?
Hauser: »Ich kann Ihnen hier kein konkretes Datum nennen, aber wenn Sie die Uhr der Geschichte einige Jahrhunderte zurückdrehen, da waren ja die kirchlichen Feste meist die einzigen arbeitsfreien Tage für die Menschen und die einzigen Vergnügungen, die Arbeit und Sorgen unterbrachen. Oft kamen auch die Menschen aus den Dörfern der Umgebung zu den kirchlichen Festen, sodass oft auch ein Krämermarkt mit den Kirchenfesten verbunden war.«

WOCHENBLATT: Wissen die Bürger, die heute in der Stadt leben, noch die Bedeutung der Feierlichkeiten?
Hasuer: »Das Hausherrenfest ist für mich wie ein kostbares Familienerbstück. Da weiß man oft auch nicht mehr, woher es kam, was es den Ahnen bedeutet hat, aber man hält es in Ehren. Ich wünsche mir, dass auch kommende Generationen von Bürgern hier das Hausherrenfest »in Ehren halten«, weil der Blick auf unsere Schutzpatrone und ihre Werte uns Sicherheit schenkt, weil das kirchliche und weltliche Feiern den «

- Matthias Güntert

Autor:

Redaktion aus Singen

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