UNVERMEIDLICH
Das Weihnachtsfest feiert Veränderung

Pfarrer Heinz Vogel sieht die Veränderung als Teil des Lebens an. | Foto: Tobias Lange
  • Pfarrer Heinz Vogel sieht die Veränderung als Teil des Lebens an.
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Für Pfarrer Heinz Vogel sind Veränderungen nichts Unbekanntes. Er ist Teil einer gegenwärtigen Entwicklung, an dessen Ende die zukünftige Kirchengemeinde Bodensee-Hegau steht. Für den Geistlichen gehen das Leben und Veränderungen Hand in Hand. Und das Weihnachtsfest spiegele dies wider.

Wie viele andere sieht auch Pfarrer Vogel die Coronapandemie als eine der großen Veränderungen der jüngsten Geschichte. „Mit Beginn der Pandemie kam eine Erschütterung. Die gewohnten Lebensabläufe und das, worauf man sich verlassen hat und was funktioniert hat, hat plötzlich eine Unterbrechung erfahren“, sagt er. „Alles, was bisher an Kommunikation auf Nähe war, ist auf Distanz gegangen. Menschen haben ganz neu lernen müssen, zu kommunizieren und Beziehungen aufrecht zu erhalten.“ Viele Menschen hätten gemerkt, dass diese Zeit an ihnen gezehrt und Kraft gekostet hat. Auf der anderen Seite habe es aber auch positive Veränderungen bewirkt: „Ich habe ein Team aus dem Kindergarten. Die haben gesagt, dass es eine Zeit war, in der man sich neu gefunden und kennengelernt hat.“
Auch der Krieg in der Ukraine ist für Heinz Vogel ein Einschnitt. „Wir reden wieder von Aufrüstung und Milliarden, die in Waffen fließen.“ Auch „das Morden der Hamas und die Folgen daraus“ sind nicht an ihm vorüber gegangen. „Egal wo ich hinsehe, frage ich mich: Lernen wir Menschen überhaupt aus der Geschichte?“

Leben ist Veränderung

Pfarrer Vogel kennt die Sorgen der Menschen. „Die Wahrnehmung ist, die ganze Welt ist aus den Fugen geraten. Alles ist so wirr“, erklärt er. „Aber wenn man in die Geschichte hineinschaut, war sie es immer. Die Frage ist, wie kann ich in all dem auch das andere sehen. Es gibt Menschen, die sich einander entdecken, finden, lieben lernen. Es gibt Kinder, die geboren werden und in eine Zukunft blicken. Es gibt Nachbarschaften, die funktionieren, Menschen, die füreinander da sind. Es gibt die Menschen, die nicht nur ‚ich‘ sagen, sondern auch ‚du‘, die sich engagieren.“
An einem aktuellen Beispiel zeigt er auf, wie er Veränderung sieht: „Wir renovieren gerade das Münster“, erzählt er. Doch die Baumaßnahmen sind in Verzögerung geraten – teilweise aufgrund von schlechtem Wetter. „Wir haben eine hoch technisierte Welt und Schneeflocken werfen alles durcheinander. Wir wissen nicht, wann ein Vulkan ausbricht oder wann ein Erdbeben stattfindet. Es ist nicht unsere geplante, konstruierte Welt, sondern das Leben ist Veränderung. Und das war schon immer so.“
Schon die unterschiedlichen biblischen Erzählungen der Weihnacht zeigen für den Pfarrer auf, dass das Leben eine ständige Veränderung ist: „Ein junges Mädchen, das schwanger wird. Dann die Bewegung von dort nach da, weil irgendjemand sagt, dass sie sich in Steuerlisten eintragen müssen. Eine Geburt, die nicht so ist, wie es sich eine Mutter oder ein Vater vorstellt. Es ist eine ständige Veränderung. Ob es historisch so war, ist nicht die Frage. Es ist die Erfahrung von uns Menschen, dass es so ist. In die Brüchigkeit von Leben und in diese nicht kalkulierten Veränderungen von Leben setzt das Fest der Weihnacht Hoffnungszeichen. Wir feiern das Leben.“

Botschaft der Hoffnung

Die Frage, was er Menschen mitgibt, die sich vor Veränderungen fürchten, beantwortet Pfarrer Vogel mit einer persönlichen Erfahrung, die auch Inspiration für seine diesjährige Weihnachtskarte war: „Mein Neffe und seine Frau erwarteten ein Kind. Das ist Ende Oktober zur Welt gekommen. Und ich habe gemerkt, wie mich die Freude der beiden ständig angetrieben hat. Ständig habe ich das Schreien von Kindern gehört. Dieser erste Schrei ins Leben ist mir zum Bild geworden. Egal, wo wir sind, uns verbinden die Geburt und dieser erste Schrei.“
Auch Weihnachten erzähle von einer Geburt und davon, wie in diesem Mensch Gott aufstrahle und deutlich gemacht werde: Dieser Anfang ist gut, mach etwas daraus, sagt Pfarrer Vogel. „Ich glaube, jeder Mensch trägt eine Botschaft, eine Verheißung von Leben in sich. Und wenn jeder Verantwortung übernimmt und über die eigenen Hauswände und Gartenzäune hinweg denkt, dann kann sich weiterhin ein Netzwerk bilden von Menschen, die einander tragen.“

Autor:

Tobias Lange aus Singen

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