Eindrucksvolle Demonstration für die Demokratie
Das Grundgesetz durch die Stadt getragen

IG-Sport-Vorsitzender Axel Trabertshofer begrüßte die Teilnehmer der Radolfzeller Geburtstagsfeier für das Grundgesetz mit den Trägern der Artikel des Grundgesetzes die Teilnehmer auf der Treppe des Radolfzeller Pfarramts am Donnerstag. | Foto: Fiedler
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  • IG-Sport-Vorsitzender Axel Trabertshofer begrüßte die Teilnehmer der Radolfzeller Geburtstagsfeier für das Grundgesetz mit den Trägern der Artikel des Grundgesetzes die Teilnehmer auf der Treppe des Radolfzeller Pfarramts am Donnerstag.
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Radolfzell. Die Blicke der Veranstalter des Bürgerbündnisses für Demokratie gingen am Donnerstag doch recht bang zum Himmel, denn bis eine halbe Stunde vor der geplanten Feier zum 75. Geburtstag des Grundgesetzes regnete es ganz schön kräftig und der geplante Zug durch die Stadt war durchaus infrage gestellt.

Dann war es aber doch so, dass etwas wie eine Hand über den Himmel gehalten wurde und ohne Regentropfen konnten die Beteiligten mit den umgehängten ersten 19 Artikeln des Grundgesetzes vom Untertorstraße durch die ganze Poststraße auf den Markplatz ziehen, um dort die Geburtsstunde der zweiten Demokratie in Deutschland vor 75. Jahren zu würdigen.

Rund 200 Teilnehmer mögen es gewesen sein, die ihr Zeichen für eine wehrhafte Demokratie setzen und die auf dem Platz von Axel Trabertshofer vom Bürgerbündnis für Demokratie begrüßt wurden. Traberstshofer machte auch klar, wie wichtig es ist, hier dabei zu sein. Aufgrund des aktuellen Wahlkampfs gab es mit Elisabeth Burkhard vom Freundeskreis Asyl und Eva Wernet von Terre des Femmes auch nur zwei Rednerinnen für den Festakt, nachdem die "Träger" der Artikel ihren Teil aus dem Grundgesetz den Teilnehmern der Kundgebung vorgetragen hatten.

Trabertshofer betonte, dass die Verfassung der Bundesrepublik auch heute noch für Wünsche offen sei, deshalb wurde in einem Pavillon auf dem Münsterplatz dazu aufgerufen, diese Wünsche an eine Pinnwand zu heften, die dann an die Abgeordneten im Bundestag aus dem Wahlkreis übergeben werden sollen.

Alfred Heim von der "Aktion Stolpersteine" als einer der Mitorganisationen zeigte sich zufrieden, dass trotz des miserablen Wetters an diesem Donnerstagabend noch viele zusammenkamen, um diesen wichtigen Meilenstein der Demokratie zu würdigen und verband das mit den anderen Rednern mit dem Aufruf, wählen zu gehen als aktive Mitwirkung an der Demokratie.

Elisabeth Burkhart blickte zurück in die Zeit der Entstehung des Grundgesetzes, vier Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, in der Deutschland und auch die ehemalige Hauptstadt Berlin in vier Besatzungszonen aufgeteilt gewesen war, in der sich bereits ein neuer Ost-West-Konflikt dadurch abzeichnete, dass die Sowjetunion die ihr zugeteilte Zone als Teil ihres Einflussbereichs proklamierte, was dann in der Berlin-Blokade gipfelte und in dessen Folge die anderen drei Siegermächte USA, Großbritannien und Frankreich die Weichen zur Bundesrepublik stellten, für die schon zuvor die "D-Mark" als neue Währung Basis war.

Viele Monate wurde das Grundgesetz im parlamentarischen Rat zunächst am Chiemsee, später in der künftigen Hauptstadt Bonn verhandelt, um dann eben für den 23. Mai verkündet zu werden und tags darauf bereits in Kraft zu treten. Die ersten 19 Artikel mit den Grundrechten seien nach der Zeit der Nazi-Herrschaft bewusst an den Anfang gestellt worden, so Burkart. Sie mahnte, dass "feiern nicht reicht". Alle sollten mit dazu beitragen, die Demokratie weiterzuentwickeln. Sie lebe vom Mitmachen als offene Gesellschaft.

Eva Wernet formulierte Grundsätze zu Deutschland und Europa in ihrer Rede im Blick auf die anstehenden Europawahlen: "Wir wollen ein Deutschland und Europa, in dem soziale Missstände und Zukunftssorgen nicht mit Hass auf Minderheiten beantwortet werden, sondern mit konstruktiven Verbesserungsvorschlägen", sagte sie unter anderem. Vieles sei gefährdet, wenn extremistische Kräfte zulegten. Deshalb sei es wichtiger denn je, wählen zu gehen.

Das Grundgesetz gab es an diesem Geburtstag auch zum Mitnehmen. Das Bürgerbündnis für Demokratie Radolfzell hatte von der Bundeszentrale für politische Bildung eine ganze Kiste voll davon besorgt.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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