Jongleur und Lebenskünstler Klarifari:
Dankbar für ein bisschen Unbeschwertheit
Er wirbelt mit Ringen und Keulen, lässt Fackeln durch die Luft tanzen und Seifenblasen schweben: Wenn Klarifari auf seinen Stelzen mit roter Clownsnase und Zylinder durch die Stadt balanciert, möchte er sein Publikum in die zauberhafte Welt der Artistik entführen und die Augen von Kindern und Erwachsenen zum Strahlen bringen.
»Das sind dann die besonderen Momente der Dankbarkeit«, weiß Klaus Riedel, der hinter dem Zirkus Klarifari steckt. Er ist Jongleur, Gaukler und Clown, in dessen Adern Nomadenblut fließt, das ihn seit Jahrzehnten um- und antreibt, Leichtigkeit und Freude zu verbreiten.
Schon früh entdeckte der 62-Jährige seine Leidenschaft für das Jonglieren. Zum ersten Mal, als er an der Kölner Hochschule sein Sportstudium mit Schwerpunkt Behindertensport begann. »Ich war von Anfang an fasziniert von der Jonglage und bin dankbar, dass ich diese Kunst lernen durfte, die mir ebenso viel gibt wie meinem Publikum«, erklärt der Artist und Künstler.
Für ihn hat das Jonglieren etwas Meditativ-Therapeutisches. »Wenn ich jongliere, ist alles ausgeblendet und ich bin im Hier und Jetzt«, beschreibt Riedel das Gefühl und erinnert sich an seine Studienzeit. Damals nahm er drei Bälle in die Hände, wenn ihm vom Büffeln der Kopf rauchte, jonglierte und schon ging es ihm wieder viel besser.
Diese entspannende Wirkung erkenne er oft bei seiner Arbeit mit gehandicapten Menschen, erzählt der Sporttherapeut, der in der Werkstatt Team Pirmin in Singen tätig ist. Er ist auch überzeugt: Jeder kann jonglieren lernen, es sind nur Geduld und Ausdauer dazu nötig.
Rampenlicht und Bühne sind nicht Riedels Sache. Er pflegt lieber den direkten Kontakt zum Publikum, für ihn zählt die Interaktion mit den Menschen. »Das ist erfüllend, da wird die Freude direkt widergespiegelt«, erklärt er. Diese Nähe ermöglichen ihm Mitmachprojekte ebenso wie die klassische Animation mit Musik und seine Auftritte als Stelzenläufer, kombiniert mit Seifenblasen-Jonglage oder mit seiner kleinen Handpuppe. Dabei spürt er, wie langsam das Eis bricht, die Distanz zum Gegenüber verschwindet und ein ungezwungenes Miteinander entsteht – das sind die Glücksmomente, für die der Jongleur dankbar ist.
Erlebt hat Riedel die große Wirkung der kleinen Kunst besonders intensiv bei Aufenthalten in Bosnien kurz nach dem Balkankrieg. Damals trat er mit seinem Mitmach-Zirkus in Schulen auf und schenkte den Kindern Momente der Unbeschwertheit vor zerschossenen Häuserfassaden. Das bestätigte ihm: »Ich kann etwas Positives bewirken, auch und gerade gegen die Ohnmacht in Krisen.«
Autor:Ute Mucha aus Moos |
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