Bürgergesprächsrunde zur Zukunft des Hospitals
CDU will »heiligen Geist« in der Innenstadt erhalten
Radolfzell. Politikverdrossenheit macht sich breit. Viele Menschen in Deutschland haben ihr Vertrauen in die Volksparteien verloren - was die jüngsten Wahlergebnisse in Bayern bewiesen haben. Die Kritik, die oftmals geäußert wird: Entscheidungen werden zu oft hinter verschlossenen Türen gefällt.
Nicht so in Radolfzell, nicht so bei den im Gemeinderat vertretenen Fraktionen. Gleich zwei intensive Bürgergesprächsrunden am vergangenen Wochenende - die CDU sprach mit den Bürgern über die Zukunft des Spitals in der Innenstadt; die Freien Wähler widmeten sich der Bürgermeinung zum Strandbad auf der Mettnau (mehr dazu gibt es auf Seite 5 der aktuellen Ausgabe) - brachten zum Ausdruck, was die Radolfzeller bewegt, aber auch was sie von ihren kommunalpolitischen Vertretern im Gemeinderat erwarten.
Besonders deutlich wurde bei der Gesprächsrunde der Christdemokraten dabei: Die Radolfzeller wünschen sich einen Fortbestand der Alterswohnanlage in der Innenstadt, für die auch betreutes Wohnen möglich sein soll. Dies war der Tenor des Bürgergesprächs, bei dem rund 60 Bürger teilnahmen. Damit decken sich die Wünsche der Bürger mit den Wünschen der CDU-Stadträte. Wie Stadtrat Christof Stadler gegenüber dem WOCHENBLATT erklärte, wolle man das Heilig-Geist-Spital mit seinen Gebäuden in der See- und Poststraße in seinem Bestand zusammenhalten. »Der Kerngedanke des Spitals ist es »Herberge« zu geben - dies ist Verpflichtung und Auftrag zugleich«, betont Stadler. Die CDU fordert deshalb: Das Spital-Areal soll im Besitz der Stiftung bleiben. Möglich wäre dies, indem die Stadt das Stiftungskapital durch eine Zustiftung oder ein zinsloses Darlehen erhöhe. Nach Vorstellung der CDU könnte dort betreutes Wohnen samt Begegnungsorten entstehen.
Am Verkauf der Gebäude in der Poststraße 15 und der Seestraße 44 führt indes aber kein Weg vorbei. Schließlich braucht die Stadt die Verkaufserlöse um den geplanten Neubau des Pflegeheims auf der Mettnau zu finanzieren. Laut Bürgermeisterin Monika Laule müsse die Eigenkapitalquote des 13,8 Millionen Euro teuren Vorhabens zu mindesten 63 Prozent gedeckt sein. Laule betonte aber im Gespräch mit dem WOCHENBLATT, dass man in der Verwaltung nie vor hatte, auch die Seestraße 46 zu verkaufen. »Das ist der Ursprung der Stiftung«, macht Laule deutlich.
Ein Verkauf der beiden anderen Objekte sei indes möglich - entweder an einen Investor oder an die Stadt selbst. Wenn es nach der CDU gehe, sollen die beiden Gebäude im Besitz der Stadt bleiben. »Der Spitalfonds muss in der Lage sein, den Neubau zu finanzieren, aber erst, wenn wir wissen, was am jetzigen Standort passiert«, so Stadler. Der »Heilige Geist« müsse in den Gebäuden erhalten bleiben, deshalb dürfe man die Gebäude nicht in die Hände eines Investors, der nur auf seine Rendite achtet, geben.
Ein Grundtenor, den viele der anwesenden Bürger teilten. So erklärte Dr. Xaver Müller, Vorsitzender des Seniorenrates, dass es bei diesem Vorhaben nicht wieder so laufen dürfe, wie bei anderen Bauprojekten, bei denen sich »Leute mit Rendite einkaufen dürfen«. Hermann Leiz (CDU) ergänzte: »Dieses wichtige innerstädtische Quartier verträgt es nicht, wenn irgendein Investor von Außerhalb daran herumbastelt.«
Laut Laule soll der Betrieb bis zum Bezug des neuen Pflegeheims aufrecht erhalten werden. Den Baubeginn terminierte sie mit 2020. Die Bauzeit schätzte Laule auf eineinhalb bis zwei Jahre.
- Matthias Güntert
Autor:Redaktion aus Singen |
Kommentare