Leserbrief zur Schließung der Geburtshilfe
Belegärzte wollen nicht den Schwarzen Peter
Radolfzell. Mit Ablauf des Monats März hat die gynäkologisch-geburtshilfliche Station im Krankenhaus Radolfzell geschlossen. Die Redaktion erreichte nun folgender Leserbrief der Belegärzte:
»Wir bedauern sehr, dass sich keine Lösung in angemessener Zeit finden ließ, um diese abzuwenden. Es geht uns nicht darum, jemandem die Schuld zuzuweisen. Die Probleme, die zur Schließung führen mussten sind komplex. Die legitimen Interessen der Beteiligten zielten in unterschiedliche Richtungen. Allerdings wollen wir auch nicht diejenigen sein, denen die alleinige Verantwortung für das Scheitern der Anstrengungen zugewiesen wird. Auch verwehren wir uns gegen den Vorwurf des respektlosen Umgangs mit den betroffenen Politikern.
Die Kinder, die zuletzt in Radolfzell geboren wurden, wurden Ende Juni 2016 gezeugt. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir bereits den Klinikverbund, den Landrat und den Oberbürgermeister über unsere Notlage durch den Anstieg der Haftpflichtprämien für die Geburtshilfe um über 100.000 Euro informiert. Seit Februar 2017 zahlen wir täglich über 300 Euro Haftpflichtprämie. Eine weitere Steigerung war bereits angekündigt. Diese finanzielle Belastung ist nicht auf längere Zeit durchzuhalten.
Die Hoffnung auf eine nahe politische Entscheidung zur Rettung der Geburtshilfe hat sich zerschlagen mit der Ankündigung, weitere Prüfungen unter anderem bei der EU abwarten zu müssen. Unter diesen Bedingungen war es uns kurzfristig nicht mehr möglich, einen Nachfolger für Herrn Dr. Stubenrauch zu finden, der in den Ruhestand gehen wird.
Die Praxis wird weiter bestehen. Auch kleinere ambulante Operationen können wir anbieten. Größere, stationäre gynäkologische Operationen können wir zukünftig nicht mehr durchführen, da ab 1. April keine nächtliche Operationsmöglichkeit mehr im Haus bestehen wird.
Wir danken vor allem all den Frauen, die uns und allen Mitarbeiterinnen im Krankenhaus seit vielen Jahren die Treue hielten und sich in den vergangenen Monaten zu Tausenden für die Erhaltung der Geburtshilfe einsetzten.
Wir hoffen und wünschen, dass die Versorgung an den anderen Standorten des Gesundheitsverbundes so reibungslos funktionieren wird, wie angekündigt.«
Dr. Matthias Groß, Jasmin Karpuzoglu und Dr. Günther Stubenrauch
- Matthias Güntert
Autor:Redaktion aus Singen |
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