Kreistag beschließt Zukunft der Geburtshilfe in Radolfzell
Belegärzte könnten die Lösung sein
Radolfzell (gü/swb). Lange und intensiv wurde debattiert: Am Ende soll ein Honorar-Belegarzt-Modell die Zukunft der Geburtshilfe am Radolfzeller Krankenhaus sichern. Das gaben Landrat Frank Hämmerle und Radolfzells Oberbürgermeister Martin Staab jüngst in diversen Presseerklärungen bekannt. Auch alle Radolfzeller Kreisräte unterstützen diesen Lösungsansatz und haben einen dahingehenden Antrag an den Kreistag gestellt. Ob der Kreis die höheren Kosten allerdings mittragen wird, bleibt derzeit offen. Der Kreistagsitzung soll endgültig am 19. Dezember über die Zukunft der Radolfzeller Geburtshilfe beschließen.
Anlass der drohenden Schließung der Geburtshilfe war die Verdreifachung der Haftpflicht-Versicherungen der Belegärzte. Aktuell kommen circa 45 Prozent der werdenden Mütter aus dem Landkreis Konstanz; der Rest (55 Prozent) stammt aus Radolfzell. »Im Landeskrankenhausplan 2010 wurde die Geburtshilfestation als bedarfsnotwendig ausgewiesen. Sie ist daher ein unverzichtbarer Teil der Gesundheitsversorgung und stellt ein besonders wichtiges Gemeinschaftsgut dar. Die Geburtshilfe gehört damit zu den Pflichtaufgaben der öffentlichen Hand im Rahmen der Daseinsvorsorge. Mit einer Schließung der Geburtshilfestation Radolfzell kann der Landkreis Konstanz seiner Verpflichtung zur permanenten Vorhaltung der erforderlichen Kapazitäten im Bereich der Grundversorgung mit Geburtshilfe nicht nachkommen.«, betonte OB Staab. Geburten seien nicht planbar, umso wichtig sei es, dass es in Radolfzell eine wohnortnahe und patientenorientierte Versorgung gebe, ergänzt er.
Landrat Hämmerle erklärte, dass die aktuelle Situation hinsichtlich der Geburtshilfe am Klinikum Radolfzell nicht vom Gesundheitsverbund verursacht wurde, »sondern einzig und allein auf die sehr deutliche Erhöhung der Beträge für die Haftpflichtversicherung der Belegärzte zurückzuführen ist«. »Diese Erhöhung können die Belegärzte nach eigenem Bekunden finanziell nicht stemmen«, sagte er. Erschwerend komme hinzu, dass der Trend im Gesundheitswesen zu immer mehr Zentralisierung gehe, was sich sowohl in der Rechtslage als auch im Kostenerstattungssystem wiederspiegle.
Die einzige rechtlich zulässige Variante, versicherte Hämmerle, sei das Honorar-Belegarzt-Modell. Dabei sind die Belegärzte keine Angestellten des Krankenhauses, sondern bleiben Belegärzte. Sie erwarten aber vom Krankenhausbetreiber eine angemessene Vergütung für ihre stationären Tätigkeiten. »Weil aber dieses Modell für den Gesundheitsverbund einen erheblichen finanziellen Mehraufwand nach sich zieht, soll auf Vorschlag der Stadt Radolfzell, die das größte Interesse am Erhalt der Radolfzeller Geburtshilfe hat, die entstehenden Mehrkosten auf mehrere Schultern verteilt und zu gleichen Teilen vom Spitalfonds Radolfzell, dem Landkreis und den Belegärzten getragen werden«, so Hämmerle weiter.
Der Aufsichtsrat hatte zuvor deutlich gemacht, dass das finanzielle Risiko für das Honorar-Belegarzt-Modell nicht zu Lasten des Gesundheitsverbunds gehen darf. »Da es im Verbund mit den beiden erfolgreichen Geburtshilfen in Konstanz und Singen ausreichend Kapazitäten für die Geburten im Landkreis gibt, ist aus Sicht des Aufsichtsrates der Aufwand für den Erhalt der Radolfzeller Geburtshilfe nicht zwingend erforderlich«, heißt es dazu in einer Pressemitteilung. Mit personellen und strukturellen Anpassungen, so GLKN-Geschäftsführer Peter Fischer in der Erklärung weiter, könnten die Geburten aus Radolfzell an den anderen den Standorten in Singen und Konstanz aufgefangen werden.
- Matthias Güntert
Autor:Redaktion aus Singen |
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