Eigene Sensoren ergeben hohe Werte in der Haselbrunnstraße
BBR hat den Feinstaub im Blick
Radolfzell. Das Neckartor in Stuttgart gilt als Deutschlands schmutzigste Kreuzung. Aus diesem Grund hat das Bundesverkehrsministerium immer wieder den Feinstaubalarm in der schwäbischen Metropole ausgerufen. Heinz Küster, Gerald Thom und Peter Schubkegel, Sprecher des Bürgerforums Bauen Radolfzell – kurz BBR – sind sich aber sicher, dass die Feinstaubbelastung nicht nur in Großstädten wie Stuttgart zum Problem werden kann. »Auch Radolfzell ist, da es an diversen Hauptverkehrswegen liegt, von der Feinstaubproblematik betroffen«, sagte Thom.
Seit Juni messen die drei mit selbstgebauten Sensoren an fünf Standorten in Radolfzell. Besonders in den Blickpunkt der BBR-Sprecher ist dabei die Messstation in der Haselbrunnstraße geraten, denn dort sei für die Feinstaubvariante der Partikelgröße PM 10 eine bis zu zehnfache Überschreitung des Grenzwerts festgestellt worden. Bis zu einer elffachen Überschreitung des Grenzwertes wurde gar für den Feinstaub PM 2.5 gemessen. »Gerade zu den Stoßzeiten um 8 und um 17 Uhr sind die Werte extrem hoch«, erklären Küster, Schubkegel und Thom besorgt. Sie sind sich sicher, dass es sich die Stadt nicht leisten kann, die bereits vorhandenen Belastungen zu ignorieren oder gar dadurch zu verschlechtern, dass weitere Grünflächen und Klimaschneisen vernichtet werden. Das Problem in der Haselbrunnstraße sieht Küster deshalb in der fehlenden Photosynthese. Schubkegel ergänzt: »Wir können es uns nicht erlauben, die Innenverdichtung so weit voranzutreiben, bis wir bei null Grünflächen in der Stadt angelangt sind.« Besonders die verpasste Chance beim Bauvorhaben »St. Meinrad«, wo Dutzende Bäume der Axt zum Opfer gefallen sind, durch innovative Ideen, wie zum Beispiel durch das Errichten von Mooswänden Ersatz zu schaffen, kritisieren die BBR-Mitglieder, denn je mehr Grünflächen die Stadt habe, desto weniger Probleme gebe es unter anderem auch mit der Feinstaubbelastung.
Feinstaubmessungen können nach Angaben der BBR-Mitglieder auf zwei Arten vorgenommen werden: durch Wiegen des aufgefangenen Feinstaubes oder durch eine Helligkeitsmessung eines Laserstrahls hinter einer Feinstaubwolke. »Die Wiege-Methode (gravimetrische Messung) ist die amtliche, von der EU zugelassene Messmethode«, sagt Schubkegel.
Natürlich können aber auch die preisgünstigen Laser-Streulicht-Sensoren, wie die vom BBR verwendeten, nicht die Genauigkeit eines mehrere tausend Euro teuren Profigerätes erreichen, sie sind aber im Bereich der kleinen, gefährlicheren Teilchen »sehr gut«, wie Messvergleiche der Uni Stuttgart zeigen, so Küster, Schubkegel und Thom weiter. Da sie im Gegensatz zur amtlichen Wiege-Methode auch die feuchten Feinstaubanteile anzeigen, ergeben sich dadurch bei feuchter Luft höhere Werte. »Sie sind also eigentlich ›ehrlicher‹, sagen die drei BBR-Sprecher. Thomas Nöken, Fachbereichsleiter Bauen, hat nach Rücksprache mit OB Staab angeregt, die Feinstaubmessungen fortzuführen, betonen die drei.
Thomas Nöken, stellvertretender Leiter des Baudezernates, erklärte indes, dass zu den vorgeschlagenen Maßnahmen im Bereich der Haselbrunnstraße unter anderem eine tageszeitlich differenzierte Geschwindigkeitsbegrenzung zähle. »Bekanntlich reduzieren sich durch die geschwindigkeitsdämpfenden Maßnahmen nicht nur die Schallimmissionspegel, sondern auch die Feinstaubbelastungen«, erklärte Nöken. Er gehe davon aus, dass auch durch den Lärmaktionsplan, der noch dieses Jahr dem Rat vorgelegt werde, die Immissionssituation in der Haselbrunnstraße sich deutlich verbessern werde.
- Matthias Güntert
Autor:Redaktion aus Singen |
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