Größte Aufgabe steht Stadt durch Familiennachzug noch bevor
100 Personen von Obdachlosigkeit betroffen

Obdachlosenunterkunft Radolfzell  | Foto: In Radolfzell sind derzeit rund 100 Personen von der Obdachlosigkeit betroffen,swb-Bild: Fotolia
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Radolfzell. Der Raum, der Obdachlosen in Radolfzell zur Verfügung steht, ist begrenzt. Oder wie Günter Wenger, Abteilungsleiter Soziales, Bürgerschaftliches Engagement, Senioren, gegenüber dem Gemeinderat formulierte: »So viele Möglichkeiten zur Unterbringung haben wir in Radolfzell nicht.« Das liegt auch an der massiven Zunahme von Obdachlosen. Die durchschnittliche Belegung der Unterkünfte der Jahre 2010 bis 2015 belief sich auf 65 Personen pro Jahr. Seit 2016 sind die Unterbringungszahlen stark angestiegen, sodass die Unterkünfte 2017 mit rund 100 Personen belegt sind. Wie Wenger ausführte, seien die vergangenen beiden Jahre von der Flüchtlingssituation und der allgemeinen Wohnungsknappheit geprägt. »Viele Menschen mit einem geringen Einkommen oder sonstigen Merkmalen wie etwa einer Behinderung, einer psychischen Erkrankung beziehungsweise Familien mit drei oder mehr Kindern haben auf dem derzeitigen Wohnungsmarkt kaum noch reelle Chancen«, so Wenger weiter.
Insgesamt stehen der Stadt fünf Gebäude in der Schlesierstraße zur Verfügung. Ein bis zwei Wohnungen werden derzeit saniert, in einer weiteren befindet sich das Büro der Sozialpädagogin. Ein weiteres Zimmer dient als »Notfallzimmer« für akute Notfälle am Wochenende für die Polizei.
Als »ernüchternd« bezeichnete Wenger hingegen die Bilanz bei der Übersiedlung von Obdachlosen in den normalen Mietmarkt: Lediglich elf Personen sei dies 2017 gelungen. »Wir versuchen diesen Menschen zusammen mit dem Jakobushof einen Weg aus der Obdachlosigkeit aufzuzeigen, leider gelingt dies viel zu selten«, sagte Wenger. Bürgermeisterin Monika Laule hob indes hervor, dass die schwerste Aufgabe der Stadt erst noch mit der Anschlussunterbringung der Flüchtlinge bevorstehe. »Trotz des Bestandes ist weiterer Raum notwendig - auch unter Berücksichtigung des Familiennachzuges«, sagte sie.
2014 wurde der erste der fünf Blöcke saniert. Bis 2020 sollen die weiteren Gebäude instandgesetzt werden. Siegfried Lehmann, Fraktionssprecher der FGL, kritisierte den aktuellen Zustand der Unterkünfte: »Das sind keine zeitgenössischen Wohnungen mehr. Wir brauchen dringend eine Sanierung, aber das geht nicht, wenn die Wohnungen belegt sind.« Er appellierte auch daran, dass weitere Wohnungen dezentral geschaffen werden. Auch Derya Yildirim (SPD) bemerkte, dass eine Sanierung 2020 zu spät sei. Martina Gleich (CDU) hielt sich mit ihrer Kritik indes nicht zurück. »Seit 2012 haben wir die Not erkannt. Weshalb steht diese große Notwendigkeit dann nicht in unserem Doppelhaushalt?«
Matthias Güntert
redaktion@wochenblatt.net

- Matthias Güntert

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Redaktion aus Singen

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