Vertrag für Kooperation unterzeichnet
Weiterer Schritt für den Biodiesel aus altem Fett

Bürgermeister Stefan Keil, Felix Riegel und Christian Hilbert bei der Vertragsunterzeichnung am Mittwoch im Unternehmen Riegel Bioweine. In den grünen Dosen auf dem Tisch soll ab Herbst gebrauchtes Speisefett in der Gemeinde Orsingen-Nenzigen eingesammelt werden. | Foto: Riegel Weinimport
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  • Bürgermeister Stefan Keil, Felix Riegel und Christian Hilbert bei der Vertragsunterzeichnung am Mittwoch im Unternehmen Riegel Bioweine. In den grünen Dosen auf dem Tisch soll ab Herbst gebrauchtes Speisefett in der Gemeinde Orsingen-Nenzigen eingesammelt werden.
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Orsingen-Nenzingen. Die Gemeinde Orsingen-Nenzingen wird die erste im Landkreis Konstanz und die zweite in Baden-Württemberg sein, in der aus altem Fett umweltschonend Biodiesel hergestellt werden soll. Nach einem positiven Gemeinderatsbeschluss im März konnte nun der Vertrag zwischen Christian Hilbert vom Unternehmen "Jeder Tropfen zählt" aus dem Raum Nürnberg, Bürgermeister Stefan Keil und Felix Riegel von Riegel-Weinimport unterzeichnet werden. Damit übernimmt die Gemeinde in Sachen nachhaltige Kreislaufwirtschaft eine Führungsrolle und sieht sich alles Vorbild für andere Kommunen.

Das Unternehmen Riegel-Weinimport mit seinen Bio-Weinen für den deutschen und europäischen Markt hatte diese Idee initiiert, wie bei der Vertragsunterzeichnung noch mal deutlich gemacht wurde. Das Unternehmen wurde erst vor kurzem wegen seiner nachhaltigen Geschäftspolitik von den vertriebenen Produkten, für den Einsatz neuer Pfandflaschen für Weine, die auch leichter konstruiert sind, bis hin zum mit Biosprit betriebenen Fuhrpark mit dem Landesumweltpreis ausgezeichnet. Und hier schließt sich der Kreis: Das Unternehmen beschloss, sein Preisgeld der Gemeinde für die Umsetzung eines solchen Kreislaufsystems zur Verfügung zu stellen, um damit das Projekt "Jeder Tropfen zählt" hier in zu starten. Zum Musterbetrieb Riegel soll nun noch eine Mustergemeinde dazu kommen, so Felix Riegel, der sich freute, nun den nächsten Schritt vollziehen zu können.

Das Unternehmen "Jeder Tropfen zählt" ist als Startup seit 2018 von Bayern aus auf dem Markt, mit der Idee, aus altem Küchenfett neuen Diesel zu machen, wie Christian Hilbert erklärte. Die Idee klingt schon mal sehr einleuchtend: Aus einem Kilo altem Fett, zum Beispiel aus der Fritteuse oder aus der Pfanne, lässt sich mit einer chemischen Aufspaltung auch wieder ein Liter "Biodiesel" herstellen. Glyzerin ist ein weiteres Produkt dieses Verfahren, für das es in der Industrie auch eine hohe Nachfrage gebe, sagte Hilpert. Man decke derzeit einen Markt von rund 500.000 Einwohnern ab. Es gebe auch immer mehr Anfragen. Rund um diese Idee wurde inzwischen ein System aufgebaut, das in ersten Kommunen, vornehmlich in Bayern, auch schon im Einsatz ist, wie Hilbert weiter erläuterte. Auffangbehälter wurden entwickelt, mit denen das Fett gesammelt wird. In speziellen Automaten kann man die vollen Behälter abgeben und bekommt auch gleich ein neues Gefäß zurück.

Von einem Tag auf den anderen komme das natürlich nicht bei möglichst vielen Mitmachern an, ist sich der Öko-Manager im Klaren. Man rechne mit rund drei Jahren, bis die "Botschaft" angekommen sei, dann könne jeder Haushalt pro Jahr rund 500 Gramm Fett sammeln, ist die Rechnung. Das Unternehmen Riegel wird den Start - das ist der jetzige Vertrag - zunächst für zwei Jahre fördern.

Der Sammelautomat selbst sei autark, funktioniere über einen Sonnenkollektor auf der Oberseite. Die Auffangbehälter werden nach dem Gebrauch gespült und seien vielfach verwendbar. Wie Bürgermeister Stefan Keil sagte, sei man auf die Vereine im Ort zugegangen, die die Verteilung der Gefäße an jeden Haushalt übernähmen, wenn der Automat erstmal da sei, was im Herbst sein soll.

Nach der Unterzeichnung machten sich Keil und Hilbert schon mal in der Gemeinde auf den Weg, den idealen Standort zu finden. Er wird voraussichtlich beim "Netto-Markt" sein, weil da in Sachen Lebensmittel natürlich ein starker Treffpunkt sei. Es sei ja auch nicht viel anders als Pfandflaschen zurückzubringen. Im Bauhof stellt die Gemeinde einen Palletten-Standort zur Verfügung sagte Bürgermeister Stefan Keil. Damit größere Mengen zusammenkommen. Auch deswegen würde sich das Unternehmen "Jeder Tropfen zählt" freuen, wenn es noch einige Nachahmer oder Mitmacher hier in der Region geben würde, denn vom Raum Nürnberg ist es doch eine weite Strecke.

Diesel habe auch noch eine ganze Weile Zukunft, ist sich Hilbert sicher. Gerade in der Landwirtschaft oder gerade im Bausektor gehe es nicht anders als mit Diesel - und besehende Geräte würden zum Teil noch richtig lange laufen. Die Erfahrungen, die das Unternehmen mit seinem Biosprit gemacht hat, sind recht gut. Es sei einfach logisch, Energie zu nutzen, die eigentlich schon "da" ist.  Ein Liter Diesel reicht für 20 Kilometer Fahrt, so die Faustregel.

Und Bürgermeister Keil sieht auch noch einen Nutzen für die Abwasserwirtschaft, die durch Fette belastet wird, die in der Spüle landen oder gar in der Toilette. Auch weil das immer noch ein Nährstoff für manches Ungeziefer in den Leitungen sei. Zum richtigen Start der Aktion wird natürlich nochmals informiert.

Bürgermeister Stefan Keil, Felix Riegel und Christian Hilbert bei der Vertragsunterzeichnung am Mittwoch im Unternehmen Riegel Bioweine. In den grünen Dosen auf dem Tisch soll ab Herbst gebrauchtes Speisefett in der Gemeinde Orsingen-Nenzigen eingesammelt werden. | Foto: Riegel Weinimport
Christian Hilbert und Bürgermeister Stefan Keil nach der Vertragsunterzeichnung bei der Ortserkundung für einen möglichen Standort des Sammelautomaten. Favorit wäre der Netto-Markt wegen der hohen Kundenfrequenz. | Foto: Fiedler
Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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