Cumpaney Langenstein würdigt Dekan Schmid
Priester sein heute geht nicht ohne Alefanz
Orsingen-Nenzingen. Der Weg in den Gewölbekeller von Schloss Langenstein war am Freitagabend in Sturm und Regen echt finster und der Präsident des Vereins Schloss Langenstein, Michael Fuchs, weinte ein wenig noch dem alten Holzgang des einstigen Narrenmuseums nach, wo die „Cumpaney“ über Jahrzehnte ihren Alefanz kürte, aber man sollte den Keller nicht als Abstieg sehen - räumlich zumindest. Der neue, gut beheizte Keller bot zumindest mehr Platz für die rund 250 geladenen Gäste und an diesem Abend eine besondere Erleuchtung: Stefan Schmid ist der frisch gekürte Alefanz für 2023, konnte nach rund fünf Stunden Vorspiel bekannt gegeben werden.
Messen im Mostkeller
Stefan Schmid wirkt in Messkirch, als Pfarrer und Dekan und das auf besondere Weise, die ihm, so kündigte Michael Fuchs an nach dem traditionellen Auftritt der Loschore (akutelle Besetzung mit Martin Schäuble, Karl Ammann, Holger Schank und Michael Zehnle) doch so manche Audienz beim Erzbischof einbrachte, weil er doch in manchen Dingen mehr Mensch ist und auch mal mit der Drehorgel vor die Kirche steht, um Geld zu sammeln, der sich eine muntere Hühnerschar im Garten hält, dessen Liebe zu seinem Hahn "Louis" gar so weit geht, dass er ihn zum Fernsehabend einlade und der in seinem Mostkeller auch die besten Predigten schreiben würde. "Wenn du kein Alefanz bist, kannst du das Pfaffe sein grad sein lassen", machte er seine Haltung deutlich und den Alefanz habe dem in Konstanz aufgewachsenen Pfarrer, der sich als Spätberufener, freilich erst mal im Schreinerberuf ausprobierte, sogar seine Mutter bestätigt, als die Ehrung bevorstand.
„Beckerbauer“ Eberhard Hauff, der Messkircher Obernarr, hatte zuvor liebevoll Schmid mit seinem Mostkeller und der Hahnenliebe porträtiert. Man kenne ihn eher aus dem "Bären" als aus der Kirche, auch weil er dort hingehe, wo seine Schäfchen seien. Und einzigartig seien manche Sonntage dort am Pfarrhaus, wo das Abendlob gern mal in einem Stammtisch mündet, der sich bis zum Morgenrot hinziehen könnte. Schmid selbst sieht sich selbst freilich als "Oberseckel", denn die normalen Sekel gingen Sonntagmorgens lieber zum Brötchenkaufen und er müsse predigen, ob jemand in die Kirche komme oder nicht. Und auch zum Zölibat hat er einen besonderen Standpunkt: "Dann hätten die Pfarrer die schönsten Zeiten hinter sich", meinte er mit Augenzwinkern und im Rückblick auf den frenetisch als Stimmunghöhepunkt des Abends gefeierten Auftritt des Orsinger "Schnatterquintetts" (Beate Anselment, Andrea Fuchs, Renate Schenk, Veronika Stemmer, Margit Zeiher) über ihre Männer, einst ihre Stars mit ihrem "Manta" waren und nun nur noch Waschlappen sind.
Kappen für die Sponsoren
Der Laudator musste freilich recht kurzfristig einspringen, nachdem der eigentlich vorgesehene Weihbischof wegen der Trauerfeier für den zum Jahreswechsel verstorbenen ehemaligen Papst Benedikt der 16. passen musste.
Auch drei neue Langensteiner Kappen wurden an diesem Abend verliehen: an Uli Kammerer und Otto Ruch (als Förderer des neuen Fastnachtsmuseums) wie an Prof. Peter Cheret, den Planer des neuen Fastnachtsmuseums.
Bei seiner Laudato auf Otto Ruch gestand Narrenpräsident Rainer Hespeler, dass er als Südstädtler das Areal des Baustoffhandels einst für eine ganze Latte von Jugendsünden missbraucht hatte, bis zu Autorennen mit einem Schrottmobil. Ruch zeigte sich in der Überraschung allerdings nachgiebig in dieser Sache. Seine Sorge ist freilich, dass den Narren der "Alefanz" durch eine Gesellschaft ausgetrieben werden solle, in der man auf alles Rücksicht nehmen müsse, sagte der Mann, der auch als Kind am liebsten "Indianer" war und Karl May-Bücher verschlungen hatte.
Sorgen um die Narrenfreiheit
Peter Cheret, der aus Wylen ursprünglich stammte, nach seinem Studium in Konstanz in die Landeshauptstadt emigrierte, schilderte seine Beobachtungen aus dem Stuttgarter Karneval, bei dem im Umzug die benutzten Kabrios als Werbeträger für Autohäuser fungierten. Um die Freiheit der Narren sorgt auch er sich. Man müsse gemeinsam verhindern, dass die Narretei und Fastnacht zum "Atavismus" also etwas krankhaft Überflüssigem werde. Die Narrenkappe hat für ihn freilich auch praktischen Nutzen; die könne mal in die Gemeinderatsitzungen ins Remstal mitnehmen, wo es doch oft ums Sparen in härtester Konsequenz ginge.
Dass Narren sogar aus der Übung kommen können, führte an diesem Abend das traditionelle Salonorchester vor, das durch Narrenpräsident Reiner Hespeler im Wechsel mit Carola Schäpke und Michael Zehnle gesanglich begleitet wurde, konnte das schon mal deutlich besser.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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