Ordensverleihung auf Schloss Langenstein
Markus Nabholz ist nun auch ein "Alefanzkamel"

Das Konstanzer "Fasnachts-Schwergewicht" Markus Alefanz ist der diesjährige Träger des Alefanzorden.  | Foto: Philipp Findling
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Orsingen-Nenzingen. "Ho Narro!" schallte es an diesem Abend des Öfteren durch den Gewölbekeller von Schloss Langenstein. Dies hatte den Grund, dass in diesem Jahr mit Markus Nabholz aus Konstanz mit dem legendären Alefanzorden der Langensteiner Cumpaney ausgezeichnet wurde.

"Die Geheimhaltung", so ehrlich musste Präsident Michael Fuchs zu Beginn sein, "ging diesmal ordentlich in die Hose". Daher tat man diesmal bis zum Schluss so, als ob man davon nichts wüsste. In Abwesenheit vom Schlossherrn Graf Douglas äußerte Fuchs zunächst auch die Sorge, dass er den Abend allein mit dem neuen Alefanz verbringen müsse. "Gott sei Dank sind die Einladungen aber doch rechtzeitig bei allen angekommen."

Narrenkappen für "Bürgermeister erster Klasse"

Nach einer ersten musikalischen Einlage der "Blue Birds Fasnetsmusik" aus Konstanz mit dem Lied " 'S goht dagege" folgte auch schon die erste Narrenkappenverleihung durch die Vorsitzende Carola Schäpke. Diese ging an Jendo Mirthes, seines Zeichens Kanzelar der Narrenvereinigung Hegau-Bodensee. "Bei unserem Bau und drumherum, ist er ein Materialbeschaffungsunikum", erläuterte Schäpke. "Die Narrenkappe", so ist der neue Träger überzeugt, "liegt in Sachen Schönheit ganz vorn." 
Eine kleine Neuheit gab es bei der anschließenden Kappenverleihung, so wurde zum ersten Mal in der Geschichte der Cumpaney gleich vier Narrenkappen an die Bürgermeister Holger Mayer (Hilzingen), Manfred Ossola (Aach), Florian Zindeler (Hohenfels) und Patrick Krauss (Moos) verliehen. Aufgrund der früheren Tätigkeiten seines Vaters als Bürgermeister wurde Florian Zindeler von Fuchs als "Manager by Chromosomen" bezeichnet, bei dem man selbst bei geschlossenem Rathaus ans Fenster klopfen könne, um eine Rolle gelben Sack zu erhalten. Von Musik und Spirituosen haben sich dem Präsidenten zufolge die Hilzinger Bürger schon immer überzeugen lassen. So auch bei Holger Mayer, einem "waschechter Badener aus Biesendorf", der mit seinem Akkordeon bereits vor seiner Wahl zum Rathauschef bei der Kirchweih und dem Duchtlinger Hördöpfelfäscht klimperte. Manfred Ossola ist zwar trotz seiner auch ersten Amtszeit der Älteste der Vieren, "in Aach aber höchst anerkannt", was er versucht, mit der Glasfaseraktion noch zu steigern. Dabei musste sich die Cumpaney aufgrund seiner nicht mehr so langen Amtszeit bis 2025 gut überlegen, "ob sich eine Kappe für ihn überhaupt noch lohne". Patrick Krauss wurde prompt mit seinem Vorgänger Peter Kessler verglichen und gleich ging man in Langenstein davon aus, dass "seit seiner Amtszeit in Moos der Wohlstand ausgebrochen sei". Aufgrund seiner Fahrradauktion beim Weiler Abendmarkt könne er Fuchs zufolge "jeder braven Hausfrau einen Vorwerk-Staubsauger andrehen". 
Doch damit nicht genug, so gaben die vier Rathauschefs unter musikalischer Leitung von Holger Mayer als kleines Stelldichein in Anlehnung an DJ Ötzis "Ein Stern" das Lied "Eine Kapp', die jeder Schultes mag" zum Besten, was bei den Festgästen zu Zugabewünschen führte, welche das Quartett auch prompt erfüllte. Die Freunde der gesitteten Sangeskunst bekamen nach dieser Verleihung noch einmal Musik von der Blue Birds Fasnetsmusik unter der Leitung von Felix Steckeler auf die Ohren. Auf die Ankündigung vom Präsidenten der Narrenvereinigung Hegau-Bodensee, Rainer Hespeler, der Musiker als eine Gruppe, welche den Weg "von der Provinz aufs Land" gefunden habe, konterte der Trompeter Steckeler wie folgt: "Wird am Fescht am Budget g'spart, gibt's ne Musik uns'rer Art."

Kappen für die Handwerker

Im Anschluss folgte die dritte und letzte Kappenverleihung an Udo Störk vom Hoch- und Tiefbauunternehmen Leonhard Störk aus Emmingen-Liptingen sowie den beiden Brüdern Georg und Ralf Martin von der Zimmerei Martin aus Eigeltingen. Alle drei haben mit ihrer harten Arbeit einen großen Anteil daran, dass der Neubau des Fastnachtsmuseums derzeit so rasch vorankomme. "Das ist schon eine andere Hausnummer als Narrenbaumstellen", gab Ralf Martin zu. "Wir sind nicht nur an Fasnet Zimmerleut'. Dennoch machen wir erstmal Fasnet und danach dann weiter am Museum."
Wenn die beiden Martins im metaphorischen Krippenbau des Museums das Symbol für Josef seien, so müsse Udo Störk für Michael Fuchs entweder "Ochs oder Esel" sein. Der habe es aber trotzdem verstanden, aufgrund seines Metiers auch die Hochs und Tiefs des Fastnachtsmuseums mitzugehen. "Ich bin stolz darauf, hiermit einen Beitrag zu diesem Kulturgut beitragen zu können", so Störk. 
Der traditionelle Auftritt der Loschore, welche diesmal in einer neuen Besetzung, mit dem letztjährigen Alefanz Stefan Schmid an der Drehorgel, dem Horner Urgestein Karl Amann, Carola Schäpke, Holger Schank und Rainer Hespeler auf die Bühne trat, sorgte in diesem Jahr mit ihren Liedern wieder für einige Lacher bei der närrischen Festgesellschaft. Thematisch reisten sie dabei über das neue Zentralkrankenhaus, das Landkreisjubiläum oder auch dem Straßenbau am Bodanrück, mit bekannten Melodien wie der "Schwäb'schen Eisebahn" oder auch dem Badnerlied sowie kreativen Bildern dazu. 

Markus Nabholz ist nun auch ein "Alefanzkamel"

Ein umtriebiger Alefanzträger

Nachdem diese Lacher verdaut waren, folgte kurz nach 23 Uhr mit der vermeintlich geheim gehaltenen Bekanntgabe des diesjährigen Alefanz der Höhepunkt des Abends. Hierbei konnte Präsident Michael Fuchs diesmal den ehemaligen Präsidenten der Konstanzer Zunft Camelia Paradies als neuen Ordensträger in den Reihen der prominenten Würdenträger willkommen heißen. "Das Kamel vom Bodensee", so die Begründung, "steht mit seiner gewaltigen Statur und seiner noch gewaltigeren Stimme wie wenige für die Konstanzer Fasnet". Nabholz war fast 50 Jahre als Pfleger im Krankenhaus "eher im Stillen zum Wohle der Menschen" tätig. An der Fasnet jedoch kenne er kein Halten, "so wackeln die Wände und es brummt der Bauch, wenn sein Bassbariton erschallt oder er mit seinem mitreißenden Lachen die Gesellschaft unterhält". Auch seine ehemalige Tätigkeit als Programmchef der Fernsehfasnet konnten ihm sein alefanziges, unbändiges, närrisches Wesen nicht austreiben. 

Ein "Fastnachts-Schwergewicht"

Bevor der Würdenträger selbst sich dem närrischen Volk präsentierte, trat mit Norbert Heizmann ein enger Weggefährte vor das Rednerpult. "Der Markus Nabholz einfach, schlicht, der isch ein Fastnachts-Schwergewicht", so Heizmann zu Beginn. Dabei gehöre es sich für ihn jedoch nicht, hierbei nur über das Äußere zu sprechen: "Gewicht und Umfang, ohne Schmuh, des isch für mich einfach tabu!" Nabholz sei für ihn "voll und ganz ein regelrechter Alefanz". Dabei gehe er seinen Weg stets geradeaus, "au wenn's vielleicht passiere könnt, dass er sich mol eweng verrennt", in Anlehnung an Nabholz' Eintritt in die CDU. "Des hot er gmacht mit Eleganz, in Hoffnung uff de Alefanz", so Heizmann, der Langenstein als "ziemlich schwarzes Loch" bezeichnete. Allein aufgrund dieses "durchgeknallten Schritts" verdiene er diese Auszeichnung schon. Darüber hinaus würdigte der Laudator Nabholz' Tätigkeit als Konstanzer Gemeinderat.

Dass diesem, so Norbert Heizmann, "das Schwätze Spaß macht", bewies der Ordensträger im Anschluss an die Laudatio gleich selbst und lieferte gleich zu Beginn eine Referenz an seine ehemalige Tätigkeit als Pfleger: "Vum schöne Konstanz kumm i her, in der Hoffnung, dass do steppt de Bär. Doch stell ich fescht, des isch jo en Graus, s´goht zue wie im Altersheim Marieehaus." Auch eine Liebe zum guten Essen kam bei seiner Alefanzrede nicht zu kurz, so gab es bei einem "Festtagsmenü" gemeinsam mit Fuchs, Hespeler und Heizmann einmal ein "Kameler Speckesse", was im Hegauer Raum ihm zufolge kaum einer kenne. Seiner Würde als neuer Alefanz machte Nabholz alle Ehre, so "gebe er seine Meinung niemals uff, au wenn's dafür ebbes gibt uff d' Schnorre druff".

Dabei machte er unter anderem auch auf das beschlossene Zentralkrankenhaus in Singen sowie die damit verbundene Niederlage für die Stadt Radolfzell aufmerksam: "Die Klinik sott mitte im Landkreis sei. Isch Singe unser Zentrum, i dät sage nei!" Er rate Frauen dringend davon ab, "in Singe d' Butzele auf d' Welt zu bringe". Man solle doch in die Klinik nach Konstanz kommen, so "werred ihr hier gsund und des mit Blick uff de See". Kritik gab es von ihm auch an der Großbaustelle zwischen Allensbach und Hegne, so wisse man bis heute nicht, für was dies gut sei. In Sachen Bahnverbindung wurde man Nabholz zufolge abgehängt und sei somit nun "tatsächlich Deutschlands letzter Zipfel". Dabei konnte er sich auch eine kleine wie emotionale Spitze in Richtung der grünen Landesregierung nicht verkneifen und bat die anwesende Landtagsabgeordnete Nese Erikli, dem Verkehrsminister Winfried Hermann "mol richtig uf de Deckel zu haue". Weltweit gesehen, machte Nabholz höchst erzürnt auf die Verhältnisse von Frauen im Nahen Osten aufmerksam: "Spuret se it, giehts uf de Frack. Und mir gucket zue, des goht mir uf de Sack!" Allgemein bekam die derzeitige Bundesregierung vom "Fastnachts-Schwergewicht" ordentlich sein Fett weg, egal ob bei den Bahnproblemen, dem neuen Bundeshaushalt oder den aktuell geplanten Kürzungen beim Agrardiesel für die Landwirtschaft: "Früher hot d´Landwirtschaft mit Viecher de Mist produziert, heut machts unsre Regierung ohne Viecher ungeniert."
Eine kleine Anlehnung an den letztjährigen Ordensträger Schmid hatte Markus Nabholz zum Ende seiner sehr unterhaltsamen Alefanzrede dann auch noch parat: "Bleibet katholisch, züchtig, g'sund und fidel. E schöne Fasnet wünscht eu s' mollige Alefanzkamel."

Autor:

Philipp Findling aus Singen

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