Wie Peter Kessler ein Feuerwehrauto nach Bhutan bringen wollte
Unterwegs auf der »Road to Happiness«
Moos/ Thimpu. Ein »Roadtrip«, rund 900 Kilometer von Kalkutta in Indien nach Thimpu, der Hauptstadt von Bhutan. Das klingt an sich schon nach einem spannenden Abenteuer. Diese Tour nicht mit einem Auto, sondern einer ausgewachsenen Feuerwehr-Drehleiter zu machen, das macht wohl ein Erlebnis aus, dass es nur einmal im Leben gibt. Da gab es für den ehemaligen Mooser Bürgermeister, Peter Kessler auch kein Zögern, als er im Gespräch mit dem Konstanzer Alexander Klaußner, dem Vorsitzenden der Bhutan Hilfe e.V. das Angebot bekam, als Fahrer dabei zu sein.
Aus Bundeswehr-Zeiten ist Kessler noch im Besitz eines LKW-Führerscheins und so war er sofort Feuer und Flamme für die Idee. Einen Auffrischungskurs gab es durch die Kammeraden der Mooser Feuerwehr, die für ihren ehemaligen Bürgermeister einige Fahrstunden im Feuerwehrauto organisierten.
Das Fahrzeug, das Kessler in Kalkutta in Empfang nehmen sollte war bisher bei der Feuerwehr Bietigheim-Bissingen im Einsatz. Dort wurde dieses Jahr eine neue Drehleiter beschafft und der Gemeinderat hatte beschlossen das alte Fahrzeug nach rund rund 25 Dienstjahren und etwa 10.000 Kilometern auf dem Tacho an die Bhutan Hilfe zu spenden. Der Erste Teil der Reise sollte für die Drehleiter mit dem Schiff bis nach Kalkutta führen. Die Gruppe der Bhutan Hilfe um Peter Kessler sollte das Fahrzeug von dort aus die restlichen rund 900 Kilometer auf dem Landweg bis nach Thimpu bringen.
Kurz vor Antritt der Reise dann die Hiobsbotschaft: Das Feuerwehrauto kann in Kalkutta zum geplanten Termin nicht entladen werden. »Wir haben beschlossen trotzdem zu fliegen. Dass das Feuerwehrauto in den ganzen drei Wochen, die wir eingeplant hatten nicht ankommen würde konnten wir da noch nicht ahnen«, erzählt Peter Kessler im Gespräch mit dem WOCHENBLATT.
Als deutlich wurde, dass das Fahrzeug nicht mehr rechtzeitig ankommen würde, machte sich die Gruppe ohne Drehleiter auf den Weg nach Bhutan. Dort konnten sie in der Hauptstadt viele Gespräche mit den Verantwortlichen zur Organisation der Feuerwehr führen, und die Situation vor Ort aus erster Hand kennenlernen.
»In Bhutan ist die Feuerwehr Teil der Polizei. Freiwillige Feuerwehren wie bei uns gibt es nicht. Das führt aber dazu, dass es sehr lange dauert, bis die Rettungskräfte in die teilweise entlegenen und nur über Feldwege erreichbaren Dörfer kommen. Fahrzeiten von bis zu einer Stunde sind da keine Seltenheit«, berichtet Kessler.
Doch auch in der Hauptstadt selbst fehlt es an Equipment. »Ich muss sagen, die Mooser Dorffeuerwehr ist besser ausgestattet als die Hauptstadtfeuerwehr in Thimpu«, so Kessler. Wie vielerorts in Europa zieht es auch die Bhutanesen in die Stadt. Deshalb herrscht ein Bau-Boom, der die Gebäude in die Höhe wachsen lässt. Eine Drehleiter gab es bei der Hauptstadtfeuerwehr in Thimpu bislang allerdings nicht.
Somit soll das neue Fahrzeug einen bedeutenden Beitrag zur Sicherheit der rund 150.000 Einwohner leisten, hofft Kessler. Besonders wichtig war ihm, zu wissen, dass das Fahrzeug dort auch unterhalten werden kann. Deshalb wurde es vor der Verschiffung bei der Firma Rosenbauer in Karlsruhe generalüberholt. »Das Unternehmen verfügt über eine Zweigstelle in Indien. So ist also sichergestellt, dass das Auto auch in Zukunft fachmännisch gewartet werden kann. Das war mir sehr wichtig«, erklärt Kessler.
Mit den Verantwortlichen der Feuerwehr hat die Gruppe der Buthan Hilfe über den Aufbau kleinerer Einheiten gesprochen, die gerade auf den verstreuten Dörfern für mehr Sicherheit sorgen können. »Wasser ist überall ausreichend vorhanden. Da wäre den Menschen in den Dörfern schon sehr geholfen, wenn man sie etwa mit einem Auto-Anhänger mit Tragkraftspritze und Lösch-Equipment ausstatten würde«, ist sich Kessler sicher.
Auch beim Thema Tourismus leistete die Gruppe um Peter Kessler Entwicklungshilfe. So begaben sie sich auf Einladung der Forstbehörde, die auch für den Tourismus zuständig ist auf eine viereinhalbtägige Trekking-Tour, die noch nie zuvor ein Europäer begangen hat. Hier soll ein neues Angebot für die Zukunft entstehen. »Wir haben uns Gedanken darüber gemacht, wie man die Dörfer mit in das Konzept einbeziehen kann, damit diese vom Tourismus profitieren können«, erklärt Kessler.
Ein Projekt an dem er gemeinsam mit dem Vereinsvorsitzenden der Bhutan Hilfe, dem Konstanzer Alexander Klaußner, dran bleiben will ist, Förster aus Bhutan nach Deutschland zu bringen um Ihnen das Konzept des Erlebniswalds auf der Mainau nahe zu bringen und sie dafür zu sensibilisieren, wie naturverträglicher Tourismus funktionieren kann. Zurück in Deutschland konnte Peter Kessler indes im Gespräch mit dem WOCHENBLATT noch eine weitere positive Nachricht verkünden: »Das Feuerwehrauto ist inzwischen in Thimpu angekommen und wurde bereits offiziell übergeben«.
- Dominique Hahn
Autor:Redaktion aus Singen |
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