Der Mooser Bürgermeister im Gespräch mit dem WOCHENBLATT
Sommerinterview mit Patrick Krauss
Moos. Bürgermeister Patrick Krauss spricht im Sommerinterview mit dem Wochenblatt über die geplante Flüchtlingsunterkunft, gemeisterte und anstehende Projekte und die Auswirkungen der Corona-Krise.
WOCHENBLATT: Es sind ungewöhnliche Zeiten, in denen wir leben. Wie haben Sie die letzten Monate erlebt?
Krauss: Es war und ist eine schwierige Zeit mit einer noch nie dagewesenen Situation. Ich habe mich zu Beginn schwer getan mit der Umsetzung der enormen Einschränkungen während des Lockdowns. Anfangs habe ich noch versucht mit den Betroffenen, wie zum Beispiel den Gastronomen, Lösungen zu finden, in welcher Form ein Betrieb noch weiter gehen kann, denn davon hängen ja Existenzen ab. Als dann die Lockerungen kamen wurde es von Mal zu Mal schwieriger, zu erklären, warum manche Dinge erlaubt sind und andere nicht. Also es war auf jeden Fall eine lehrreiche und spannende Zeit.
WOCHENBLATT: Was haben Sie aus den Erfahrungen der letzten Monate gelernt?
Krauss: Ich habe noch mehr erlebt, wie wichtig das soziale Leben, ist. Wir brauchen die Gesellschaft anderer. Und deshalb müssen wir in Zukunft bei allen Maßnahmen frühzeitig agieren, um nicht mehr diesen immensen Lockdown zu riskieren. Daher ist es wichtig punktuelle Bereiche, die sich zu Hotspots entwickeln können, genau im Auge zu behalten.
WOCHENBLATT: Welche Auswirkungen hat die Corona-Krise auf die Finanzen der Gemeinde Moos?
Krauss: Wir gehen mit den Steuerschätzungen derzeit davon aus, dass uns etwa eine halbe Million Euro Steuereinnahmen im Haushalt fehlen werden. Die Einnahmen, die weggefallen sind, durch beispielsweise fehlende Vermietungen wie die neue Sporthalle, können wir noch gar nicht wirklich beziffern. Deshalb müssen wir auf jeden Fall sparen und verschiebbare Investitionen aussetzen.
WOCHENBLATT: Was sind Ihrer Meinung nach die drei wichtigsten Projekte, die seit dem letzten Sommerinterview in der Gemeinde umgesetzt wurden?
Krauss: Natürlich die Sporthalle mit ihrer Außenanlage und dem Wohnmobilstellplatz, die grandios schön geworden sind. Den Ausbau unseres Glasfaserleerrohrnetzes. Daneben haben wir aber ganz viele kleinere Projekte vollenden können, beispielsweise die Sanierung der Schorengasse, oder die Einrichtung der Carsharing-Station.
WOCHENBLATT: Und was steht bis zum nächsten Sommerinterview auf der Liste der vollendeten Projekte?
Krauss: Der Kindergarten in Bankholzen. Hierbei soll der Neubau bis Dezember fertig sein, die Sanierung des Bestandsgebäudes sollte im ersten Halbjahr 2021 folgen. Ich hoffe auch, dass bis Ende des ersten Quartals 2021 auch die Glasfaseranschlüsse in Betrieb gehen können. Der Bau einer Querungshilfe an der Ortseinfahrt in Iznang wenn man von Moos kommt. Und das Mobilfunknetz soll ebenfalls ausgebaut werden. Weiter hoffe ich, den Jugendtreff haushaltstechnisch im kommenden Jahr realisieren zu können.
WOCHENBLATT: Wir bleiben beim Thema Zukunft. Wenn Sie sich in 20 Jahren mit ihren Kindern unterhalten, werden Sie dann sagen können, dass die Gemeinde Moos im Jahr 2020 genug für den Klimaschutz getan hat?
Krauss: Man kann natürlich immer noch mehr machen, aber ich denke, wir haben schon sehr viel getan, angefangen mit verschiedenen Blühstreifen, die für die Insekten angelegt wurden. Wir haben bessere Verbindungen im ÖPNV geschaffen, den man innerhalb der Gemeinde für einen Euro nutzen kann und auch unser Carsharing-Angebot wird gut angenommen. Die Klimaschutzaktion mit den geplanten 1.650 Baumpflanzungen konnte coronabedingt noch nicht stattfinden, aber unser Bauhof hat bereits 300 Eichensetzlinge bei der Sporthalle gepflanzt.
WOCHENBLATT: Wie laufen die Bauarbeiten an Ihrem künftigen Eigenheim? – Werden Sie dieses Jahr noch Mooser?
Krauss: Ja, wenn alles gut läuft, werde ich noch diesen Monat Mooser und ich freue mich sehr darauf.
WOCHENBLATT: Wie viel Bauchschmerzen hat Ihnen in den letzten Wochen das Thema Flüchtlingsunterbringung gemacht?
Krauss: Das ist ein sehr sensibles Thema und auch die Lösung, das Aufstellen von Containern, macht mir noch Bauchschmerzen, denn es ist die denkbar schlechteste Variante, aber die einzige, die wir derzeit haushalts- und platztechnisch umsetzen können. Seit der letzten Sitzung haben wir nochmal eine Wohnungszusage bekommen, die aber auf Druck der Nachbarn wieder zurückgezogen wurde. Auch wurde, aufgrund einer vermuteten Unterkunft in Weiler, eine Unterschriftensammlung gestartet. Ich würde mir wünschen, dass die besorgten Bürgerinnen und Bürger mit Ihren Sorgen und Ängsten direkt zu mir kommen, mit mir darüber sprechen, bevor sie solche Aktionen umsetzen. Grundsätzlich bleibt mein Ziel, Wohnraum anzumieten um eine wirkliche Integration ermöglichen zu können. Wenn es doch die Container werden, dann müssen und werden wir von der Gemeinde mehr Integrationsarbeit leisten. Denn was wir nicht wollen, ist ein Flüchtlings-Getto.
WOCHENBLATT: Wie sieht dieses Jahr Ihr Urlaub aus? – Balkan oder Balkon?
Krauss: Weder noch: Terrasse. (lacht) Wir sind sowieso nie wirklich viel weggeflogen und jetzt mit den Kindern erst recht nicht mehr. Außerdem leben wir ja in einer sehr schönen Urlaubsregion. Davon abgesehen steht ja noch der Umzug nach Moos an, der zu bewerkstelligen ist.
- Dominique Hahn
Autor:Redaktion aus Singen |
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