"Trio Era" beschließt Frühjahrstrilogie
Bewegte Zeitensprünge im Bürgerhaus Moos
Moos. Einen wunderschönen Abschluss fand die erste "Frühjahrstrilogie" im Bürgerhaus Moos, die von den Höri-Musiktagen als weiterer Punkt ihres Engagements gesetzt wurden. Bürgermeister Partrick Krauss konnte zum finalen Konzert mit den "Zeiten-Sprüngen" vor einem gut besetzten Audium das "Trio Era" mit Sophia Schambeck (Blockflöte), Philippe Stier (Posaune) und Alexander von Heißen (Cembalo) begrüßen, das im Anschluss mit einem originellen Konzert vorführte, wie man aus historischen Instrumenten und zum Teil auch alten Kompositionen richtig "moderne" Musik machen könnte.
Schon die Instrumentierung des Trios legt es nahe, dass es in der Literatur der Musik eigentlich so gut wie keine originalen Stücke dazu gibt. Also ging das Trio ERA daran, diese Stücke für sich umzugestalten, ohne dabei das Original zu verfälschen.
Das fing schon in der frühen Renaissance an, mit einem "Estampe Beliche", das auch von den Musikern mit einem fiktiven Datum versehen wurde, dem Jahr 1369, als wohl das erste Schiff auf den Meeren mit einem Kompass unterwegs gewesen sein soll.
Richtig: damals wurden neue Horizonte eröffnet und genau dem widmete sich auch das Trio, das hier schon mit der Besetzung sich diese neuen Horizonte eröffnete. Der nächste Zeitensprung führte da bereits in 16. und 17. Jahrhundert, eine Zeit, in der es für das Cembalo schon Kompositionen gab und in der dieses Instrument die Musik auch sehr prägte. Hier konnte man sich als Zuhörer schon die Perücken und den Puder ausdenken, die den damaligen Lebensstil prägten. Als es kurz vor der Pause zu Bach und Telemann ging, legte auch das Tempo des Ensembles ganz schön zu. Wieselflink ging es in der Flötensonate zu Werke, von Telemann wurde gleich drei Akte seines "Trio Sonata" inszeniert, ein bisschen wie neu erfunden.
Nach der Pause wurde dann gleich mit Mozart voll und ganz im Puderstil losgelegt, bereichert um die Information, dass Mozarts Witwe eine der ersten Frauen überhaupt war, die noch auf einer Fotografie (Daguerreotypie) verewigt wurde. Und mit Mozart ist auch der Aufbruch in die Klavierwelt verbunden, spürbar aber in seinem Spiel eben immer noch die Lehrjahre auf dem Cembalo. Seine "Fantasie in d" schwebte wunderbar leicht durch den Raum. Und da hat es das Cembalo leichter. Die Zeit zurückdrehte das Ensemble mit Schumanns "Studien für den Pedalflügel". Wie es auch mit dem Vorgängermodell geht, inszenierte das Trio zum Vergnügen des Publikums.
Und wie ist das, wenn man mit Blockflöte sich an das "All of me" wagt, das für den Frank Sinatra der 1930er steht, und eben schon richtig "Frankie" ist? Fabelhaft, wie hier die alte Posaune, eine der Flöten aus dem schier unerschöpflichen Arsenal von Sophia Schambeck und eben dieses eher zart klingende Cembalo, das Alexander von Heißen im Lieferwagen selbst mit an den See gebracht hatte, den Swing so richtig rocken konnten. Mit der Hommage an Jean Tinguely von Jean Francois Michel (geboren 1957) als Solo für die Posaune wurde auf dem alten, ja auch eher "zarten" Instrument, die Moderne zelebriert. Und wenn man den Mut und vor allem die Klasse hat, mit Alireza Khiabanis (Jahrgang 1984) "Nr 4" ein Streicherquartett zu interpretieren, das eine mutige Klangcollage war, dann hat man sich die Zugabe redlich verdient. Das war dann wieder ein "Bach-Express". Diese Zeitensprünge haben auf jeden Fall viele Horizonte erweitert.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
Kommentare