Trotz Niederlage:
„Wirklich gute Leistung“ und große Steigerung der HSG Konstanz in Potsdam
Konstanz. Mit einer deutlichen Leistungssteigerung im Vergleich zu den letzten Partien stellte die HSG Konstanz den VfL Potsdam um Bob Hanning und viele Topalente der Füchse Berlin lange vor große Probleme. Der Endstand von 32:26 (14:13) bildet das umkämpfte Duell, vor allem in den ersten 45 Minuten, nur bedingt ab. Am Mittwoch, 19 Uhr, kommt bereits der TSV Bayer Dormagen zum nächsten Heimspiel in die Schänzle-Hölle.
„Konstanz in den letzten Wochen selten so gut wie in diesem Spiel“
Am Ende waren sich beide Trainer einig. Bob Hanning, Trainer des VfL Potsdam und Manager der Füchse Berlin in Personalunion, stellte nach einem packenden Vergleich fest: „Ich habe Konstanz in den letzten Wochen selten so gut gesehen wie in diesem Spiel hier.“ Sein Gegenüber Jörg Lützelberger sah es ganz ähnlich und war „stolz auf die Jungs. Ich habe ein sehr gutes Spiel von meiner Mannschaft gesehen. Das war ein großer Schritt in die richtige Richtung.“ Schließlich hatte er das Spiel enger gesehen als es das Endergebnis widerspiegeln vermag. Seine junge Mannschaft zeigte sich von Beginn an leidenschaftlich in der Deckung und mit guten Ideen und forschen Angriffen in der Offensive. Ein wichtiger Baustein dabei war die Rückkehr des zuletzt schmerzlich vermissten Kapitäns Michel Stotz. Der trieb sein Team von Beginn an als Emotional Leader an, brachte Härte in die Deckung zurück und peitsche seine Mitspieler immer wieder nach vorne. Bestes Beispiel: Nach einer Parade von Leon Grabenstein krallte er sich den Abpraller gegen zwei Gegenspieler und „feierte diese Aktion wie eine Weltmeisterschaft“, schmunzelte Lützelberger. „Genau das brauchen wir.“
Lars Michelberger netzt 13 Mal ein
So war Torwart Leon Grabenstein direkt gut im Spiel und hielt den Blau-Gelben mit sechs Parden im ersten Durchgang den Rücken frei. Mit großer Unterstützung von den Rängen durch eine stattliche Anzahl an weit gereisten Fans biss sich Konstanz trotz zweier vergebener Siebenmeter in die Partie und an Potsdam fest. Nach etwas mehr als zehn Minuten besorgte so Lars Michelberger erstmals den Ausgleich zum 5:5. Per Doppelschlag, der nicht der letzte des zwei Meter großen Shooters bleiben sollte. Vor allem Christos Erifopoulos brachte den Hünen immer wieder gut in Position und die Linkshänder im rechten Rückraum schafften mit Kreuzungen oft erfolgreich Platz für seine spektakulären Würfe aus der Distanz. 13 Mal netzte der in Potsdam ein und machte ein ganz starkes Spiel. Bis zuletzt fanden die Gastgeber kein Mittel, um Michelberger zu stoppen. Die Brandenburger gingen zwar meist mit ein bis zwei Toren in Front, abschütteln ließ sich Konstanz jedoch nicht. Wieder Michelberger traf zum 11:11 und 13:13 kurz vor der Pause. „Wer hat Spaß“, lautete die Frage des HSG-Coaches in der Halbzeit. Schell gingen alle Arme nach oben. Ein Umstand, den man auf dem Spielfeld spürte.
Lob von Bob Hanning für „wirklich gute Leistung“
„Das war eine wirklich gute Leistung“, zollte er der HSG seinen Respekt. „Deshalb haben wir auch eine sehr gute Leistung gebraucht, um das Spiel positiv zu gestalten.“ Vor allem zwei gute Torhüter waren nötig, um die HSG am Ende doch noch etwas zu hoch in die Schranken weisen zu können. Bis zur 42. Spielminute und – wie könnte es anders sein – dem Treffer von Michelberger zum 19:21 war alles drin für die Konstanzer, die voll auf Augenhöhe mit dem Mitaufsteiger waren. Was fehlte, war in einigen entscheidenden Situationen, als sich zwischenzeitlich gar die Chance zur Führung eröffnet hatte, etwas mehr Kaltschnäuzigkeit und Cleverness. Fünf Unterzahlsituationen musste die HSG zudem überstehen und sieben Treffer vom Strafwurfpunkt schlucken. Als die Konstanzer wieder einmal in Unterzahl agieren mussten, stellte Dustin Kraus auf 24:19. Dieser 3:0-Lauf war der Knackpunkt der Partie. Einige Unachtsamkeiten und leichte technische Fehler, ein paar umstrittene Entscheidungen und Lücken im Defensivverbund führten die Vorentscheidung herbei.
Aus Aktion in Reaktion – Druck des VfL Potsdam nimmt zu
„Wir haben ein wirklich gutes Spiel auf die Platte gebracht und Potsdam richtig Schwierigkeiten bereitet“, hielt Lützelberger fest. Im ersten Durchgang hatte er wenig zu kritisieren, in der zweiten legte Potsdam noch einmal zu, ging noch direkter in Richtung Tor und härter in die Zweikämpfe. „Wir kommen aus einer guten Aktion so mehr in die Reaktion rein“, beschrieb Lützelberger den zunehmenden Druck des Farmteams der Füchse Berlin. Ein Schlüssel für Potsdam war die Einwechslung von Keeper Lasse Ludwig, der mit sieben Paraden in den letzten 18 Spielminuten – mithin 50 Prozent gehaltenen Würfen – einen großen Anteil am Sieg seines Teams hatte, obwohl auch Moritz Ebert im Konstanzer Kasten nach seiner Einwechslung überzeugen konnte. „Es hat nicht viel gefehlt. Ich finde das Ergebnis spiegelt nicht wider, welche Probleme wir Potsdam bereitet haben und wie nahe wir hier dran waren“, so der 37-Jährige. „Wir nehmen für uns mit, dass wir uns deutlich gesteigert haben, auch auswärts den Gegnern richtig Schwierigkeiten bereiten können und gehen deshalb frohen Mutes in diese Englische Woche.“
Steiniger, harter Weg im Entwicklungsprozess
Bob Hanning sah dies mit Blick auf den Aufwärtstrend ähnlich und meinte: „Wir haben gewusst, dass Konstanz eine Mannschaft ist, die sich auch von Schritt zu Schritt entwickelt und viele junge und einige ältere, aber nicht so erfahrene Spieler, in seinen Reihen hat.“ Damit ist auch zugleich der stetig weitergehende Entwicklungsprozess angesprochen, in dem sich die HSG befindet und den steinigen, harten Weg, den sie dabei weiter gehen muss. „Wir sind enttäuscht, wenn du verlierst, kannst du nicht lachend in den Bus steigen“, beschrieb der EHF-Mastercoach seine Gefühlslage, „aber wir gehen positiv in die nächste Aufgabe. Herauszuheben ist wieder einmal die tolle Unterstützung unser Schlachtenbummler vom Bodensee, die wirklich geile Stimmung gemacht haben und die Mannschaft einmal mehr fantastisch unterstützt haben.“
Heimspiel am Mittwochabend
Mit der Freude und Energie aus dem Potsdam-Spiel geht es mit einer Englischen Woche weiter. Am Mittwoch, 22. Februar, erwartet die HSG um 19 Uhr den TSV Bayer Dormagen zum nächsten Heimspiel in der Schänzle-Hölle. Tickets sind im Vorverkauf vergünstigt unter www.hsgkonstanz.de/tickets erhältlich.
Autor:Andreas Joas aus Konstanz |
Kommentare