Zweite "Durftmarke" der HSG Konstanz gegen Oppenweiler/Backnang gesetzt
„Sie sind jung und geil auf Handball“

Peter Schramm | Foto: Peter Schramm konnte beim ersten Heimspiel der Saison gleich sieben Mal gegen Oppenweiler/ Backnang einnetzen. swb-Bild: Elser/ HSG
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  • Foto: Peter Schramm konnte beim ersten Heimspiel der Saison gleich sieben Mal gegen Oppenweiler/ Backnang einnetzen. swb-Bild: Elser/ HSG
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Konstanz. Nach einem Zehn-Tore-Sieg in Ulm setzte die HSG Konstanz mit neun Toren Differenz im Spitzenspiel gegen Fast-Zweitligaaufsteiger HC Oppenweiler/Backnang eine weitere Duftmarke und begeisterte vor stimmungsvoller Kulisse mit einem Feuerwerk an Tempospiel. Satte 40 Tore erzielte die HSG beim 40:31 (16:13)-Erfolg und übernahm damit die Tabellenführung.

Nach vielen Monaten der Entbehrung war sie direkt im ersten Heimspiel wieder da, die Sieger-La-Ola. Was die Gelb-Blauen, die in diesem Moment frenetisch von ihren begeisterten Anhängern gefeiert wurden, in den vorangegangenen 60 Minuten gegen einen starken Gegner, den viele auf dem Zettel für einen der ersten beiden Plätze haben, geleistet hatte, war schon bemerkenswert. „Es ist klar, dass ihr ein Monstertempo geht“, sagte Gästetrainer Matthias Heinenke nach dem Spiel. „Wir normalerweise auch. Wir haben uns aber dafür entscheiden, dass wir es in der ersten Halbzeit erst einmal etwas herausnehmen.“ Dennoch legten die Gastgeber mit dem 6:3 durch Peter Schramm einen Blitzstart hin. Der wurfstrake Rückraumspieler war an diesem Tag und gerade auch in der Anfangsphase kaum zu kontrollieren. Entweder er schraubte sich aus der Distanz hoch und ließ Ex-Nationalkeeper Jürgen Müller keine Chance oder aber legte perfekt für die Linksaußen Samuel Wendel und Aron Czako auf. Weil aber auch der HCOB durch die angesprochene Maßnahme ihres Trainers besser ins Spiel fand, bot sich ein packender, sehr intensiver Schlagabtausch. Marcel Lenz stellte gar auf 12:12 (27.). Die Aufgabe, die die Württemberger der HSG stellten, beantwortete diese mit einem neuerlichen Zwischenspurt in einer schwierigen Phase. Jeder kleine, bewusst mit einer sehr offensiven 3:2:1-Deckung provozierte Fehler der Gäste wurde in höchstem Tempo über die erste und zweite Welle gnadenlos ausgenutzt. Dass die HSG an diesem Tag durch kaum etwas zu erschüttern war, zeigten die letzten Minuten vor dem Seitenwechsel. Aron Czako bekam nach einem unglücklichen Kontakt mit seinem im Flug befindlichen Gegenspieler die Rote Karte – und dennoch erzielte Konstanz nach einer Auszeit zur Besprechung des finalen Angriffs drei Sekunden vor der Sirene den 16:13-Pausenstand.

In der zweiten Halbzeit tauschte Jörg Lützelberger wieder viele Spieler aus und verteile die Last auf die gesamte Breite des Kaders. Das sein kein Ausprobieren gewesen. „Klares Nein“, erklärte der EHF-Mastercoach, „das wird unser Spielstil sein. Die Art wie wir spielen kann ein Spieler auf einer Position in Angriff und Abwehr kaum leisten. Egal wie fit er ist. Wir haben gegen einen starken Gegner davon profitiert, dass wir schon der ersten Halbzeit begonnen haben, zu wechseln.“ Seine junge Mannschaft hielt damit konstant Druck und Tempo in jeder Minute hoch, erhöhte so bald auf 24:18 und ließ bis zum Ende nicht locker. Mit berauschendem Offensivhandball wurde gar die 40-Tore-Marke geknackt und die Partie zuvor frühzeitig entschieden. Wermutstropfen waren dabei jedoch die schnellen Gegentore, mit denen Oppenweiler/Backnang phasenweise gut konterte, dabei aber auch zu wenig unter Bedrängnis und in ihren Aktionen in Körperkontakt gesetzt wurde. Lützelberger dazu: „Die zweite Welle des Gegners, ohne Kontakt, wird ein Thema in der Analyse sein. Das werde ich den Jungs aufs Brot schmieren. Das ist etwas, das wir machen, aber nicht bekommen wollen.“ Der siebte Feldspieler der Gäste wurde allerdings gut abgewehrt und mit Treffern in das leere Tor – unter anderem von Torwart Maximilian Wolf, der sich nach seiner Einwechslung mit guten Paraden eingefügt hatte – bestraft. Die Gier der Konstanzer auf Tore und Punkte manifestierte sich beispielhaft in Michel Stotz, der mehrmals gedankenschneller als seine Gegenspieler war, sich Abpraller sicherte und wichtige Tore markierte. Fynn Beckmann schließlich ließ nach einem starken Comeback nach längerer Verletzungspause die Schänzle-Hölle mit dem 40. Tor und seinem vierten Treffer an diesem Abend kochen. Der Lohn war großer Jubel und Anerkennung durch die Zuschauer.

Wertvoll war bei aller Deutlichkeit des Erfolges am Ende für den HSG-Coach gerade der Umgang mit der schweren Phase vor der Pause, als der Gegner mächtig aufkam. „Ich habe die Mannschaft in der Halbzeit daran erinnert“, so der 36-Jährige, „dass wir auch mit drei Toren hinten liegen dürfen und das passieren kann. Gerade dann müssen wir im Moment, auf den nächsten Ball fokussiert sein und am Ende wird abgerechnet. Wenn man vorne liegt und die Führung immer weiter wächst mit Selbstvertrauen zu agieren können viele Handballer. Wir wollen uns dahin entwickeln, dass wir unser bestes Spiel auch dann machen können, wenn wir mit vier Toren hinten liegen. Daran arbeiten wir.“ Ausgesprochen intensiv sogar. Nach acht Trainingseinheiten in der Woche vor dem Duell „waren die Jungs am Mittwochabend wirklich stehend K.o. nach einer Stunde und 45 Minuten Tempotraining – und keiner hat sich beschwert. Sie sind jung, sie sind geil auf Handball. Wenn sie so weitermachen, werden sich die Spieler verbessern, werden wir uns als Team verbessern. Dann werden wir noch weitere Spiele haben, in denen es uns Spaß macht mit Zuschauern zu spielen.“

- Andreas Joas

Autor:

Redaktion aus Singen

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