Am Samstagabend entscheidet sich ob die HSG Konstanz nächste Saison wieder in der zweiten Handball-Bundesliga spielt
Kribbeln vor dem Endspiel
Konstanz. Nach den Niederlagen gegen Fürstenfeldbruck, Wilhelmshaven und Hamm schien die HSG Konstanz am Boden. Nun, nach dem überraschenden 25:24-Auswärtssieg beim zuvor seit sechs Spielen ungeschlagenen TV Großwallstadt hat die HSG am Samstag, 18 Uhr, im allerletzten Spiel eine spannende Ausgangsposition für das Finale daheim in der Schänzle-Hölle. Gegen die DJK Rimpar Wölfe (kostenloser Livestream auf www.hsgkonstanz.de/livestream) muss sie am Tag der Entscheidung einen Punkt mehr holen als Emsdetten in Lübeck. Der direkte Vergleich würde bei Punktgleichheit für die HSG sprechen und den Klassenerhalt in der 2. Bundesliga bedeuten. Restkarten sind ab 16.30 Uhr an der Abendkasse erhältlich.
Es „kribbelt“ bei der HSG Konstanz, verrät Trainer Daniel Eblen. Bei ihm, den Spielern, den Verantwortlichen – und den Fans. Es steht das ultimative Finale, das Endspiel um alles oder nichts bevor. Mit freudiger Spannung blickt man im Lager der Konstanzer auf die letzte Partie einer äußerst schwierigen und turbulenten Saison. Unerwartet muss der TV Emsdetten bei der schweren Aufgabe beim heimstarken VfL Lübeck-Schwartau wieder um den Klassenverbleib bangen – für die Gelb-Blauen tut sich hingegen die unverhoffte riesengroße Chance auf, mit Unterstützung der enthusiastischen HSG-Fans in einem brennenden Hexenkessel ein emotionales Happy End zu feiern. In den letzten Tagen war schon ein wenig „Rostock-Gefühl“ zu verspüren. Vor zwei Jahren musste die HSG zunächst zwei bittere Niederlagen nach der souveränen Süddeutschen Meisterschaft in der Relegation gegen Eisenach hinnehmen, dann kämpfte sie sich an der Ostsee nach einem Sechs-Tore-Rückstand zu einem Unentschieden und krönte eine tolle Saison eine Woche später vor ausverkauftem Haus mit einem deutlichen Heimsieg. Die Ausgangssituation ist nun recht ähnlich, der Spirit deutlich wahrzunehmen – mit einem Unterschied. Die HSG Konstanz hat es nicht mehr selbst in der Hand. Ein Punkt ist Pflicht, dieser würde aber nur reichen, wenn Emsdetten verliert. Ansonsten benötigt es einen Sieg und man muss darauf hoffen, dass die Münsterländer nicht gewinnen. So wird ein Auge der Fans sicher auf dem Parallelspiel und dem VfL Lübeck-Schwartau liegen.
Nicht so bei den Aktiven. „Wir haben genug mit unserem Spiel zu tun. Wir kümmern uns voll um uns“, stellt Eblen klar. Denn der Gegner befindet sich nach dem Trainerwechsel zu Dr. Rolf Brack und einigen Veränderungen in der Ausrichtung und im System in einem absoluten Hoch. Zunächst wurde der Wilhelmshavener HV mit 43:25 abgekanzelt, am letzten Spieltag vertagte Rimpar mit einem starken 29:23-Sieg gegen den TuS N-Lübbecke den Aufstieg des ehemaligen Europapokalsiegers in die 1. Bundesliga und hat sich somit auch schon fix für den DHB-Pokal qualifiziert. Für den HSG-Coach stellt dabei vor allem die starke Abwehr im Verbund mit Marino Mallwitz, mit 296 Paraden und fast 33 Prozent Abwehrquote fünftbester Keeper der 2. Bundesliga, eine hohe Hürde dar. „Wie man Rolf kennt“, so der 46-Jährige, „gehen sie nun voll auf Tempohandball und zügig nach vorne. Das ist schon eine mächtige Waffe.“ Bei seiner Mannschaft hingegen besteht nach wie vor großes Verletzungspech und viele Akteure sind schwer angeschlagen. „Es wird aber jeder versuchen zu spielen, bei dem irgendetwas geht“, hofft er noch auf Wunder durch die medizinische Abteilung. „Der Hormonhaushalt wird an der Grenze sein. Mit Adrenalin werden wir sehen, wie weit das geht. Wir werden alles reinwerfen und haben gezeigt, dass es wert ist, in jedem Spiel bis zum Schluss dranzubleiben.“
Bei der finalen Entscheidung kann sich die HSG lautstarker Unterstützung von den Rängen sicher sein. Eblen: „Das wird ein Fakto. Darauf freuen wir uns. Jeder wird auch seine Familie mit auf der Tribüne dabeihaben. Das gibt Ruhe und Zuversicht.“ Mit den treuen Fans und den Liebsten wird es nach dem Spiel hochemotional werden. Zunächst durch grenzenlose Freude über den für viele kaum mehr für möglich gehaltenen Klassenerhalt in der stärksten zweiten Liga der Welt oder aber bittere Tränen über den Gang in die 3. Liga. Danach wird es unabhängig vom sportlichen Ausgang mindestens ebenso ergreifend werden. Mit Fabian Schlaich (wird Co-Trainer), Tom Wolf, Felix Krüger, Fabian Maier-Hasselmann, Patrick Volz, Michael Haßferter, Markus Dangers, Felix Jaeger und Athletiktrainerin Jessica Bregazzi sowie André Melchert, der künftig statt als Co-Trainer als Geschäftsführer der HSG Konstanz GmbH wirken wird, steht der Abschied verdienter Spieler und Trainer bevor. Dafür soll alles so werden wie vor zwei Jahren. Eine rauschende Party als Grundlage für emotionale Verabschiedungen.
Es gelten die 3G-Regeln für die Zuschauer: also getestet, geimpft oder genesen.
- Andreas Joas
Autor:Redaktion aus Singen |
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