Emotionale Rückkehr eines „verlorenen Sohnes“
Konstantin Poltrum kehrt sofort zur HSG Konstanz zurück

Geschäftsführer André Melchert mit Neuzugang Konstantin Poltrum | Foto: Peter Pisa
  • Geschäftsführer André Melchert mit Neuzugang Konstantin Poltrum
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Konstanz. Die emotionale Rückkehr eines „verlorenen Sohnes“ und Aufstiegshelden ist perfekt: Seit vergangener Woche schnürt Konstantin Poltrum wieder die Handball-Schuhe für die HSG Konstanz und könnte bereits im Heimspiel am Sonntag, 17 Uhr, in der Schänzle-Hölle gegen den Tabellenzweiten SG Pforzheim/Eutingen das Tor der HSG hüten. Der über reichlich Erfahrung aus der 1. und 2. Bundesliga verfügende Poltrum unterschrieb einen ligaunabhängig gültigen Vertrag bis 30. Juni 2025 und konnte damit bereits auch für die nächste Spielzeit fest verpflichtet werden.

Publikumsliebling kehrt mit der Erfahrung aus 273 Bundesligaspielen zurück

Drei Jahre lang trug Poltrum von 2015 bis 2018 unter Cheftrainer Daniel Eblen, der auch aktuell weiter zum Trainerteam gehört, das Trikot der HSG Konstanz. Die langgezogen „Koooonstantin“-Rufe des Hallensprechers nach unzähligen spektakulären Paraden und das folgende „Poltrum“ aus bis zu 1900 Kehlen ist unvergessen. Oft genug wurde „Konsti“ als einer der absoluten Publikumslieblinge gefeiert. Direkt im ersten Jahr gelang ihm mit der HSG der Aufstieg in die 2. Bundesliga, ein Jahr später der Klassenerhalt. Drei tolle Jahre, die sowohl für Club als auch Spieler überaus erfolgreich verliefen, verbinden beide Seiten. In Konstanz hatte Poltrum als einer der besten Keeper der 2. Bundesliga auf sich aufmerksam gemacht. Mit dieser Empfehlung stieg der 1,95 Meter große Schlussmann mit dem HSC 2000 Coburg in die 1. Bundesliga auf. Mit der Erfahrung von inzwischen 36 Erstliga-Partien – in der Saison 2020/21 wehrte er mit 26 Siebenmetern in 36 Spielen die meisten unter allen Bundesliga-Torhütern ab – und 237 Duellen in der 2. Bundesliga kehrt er nun zurück an den Bodensee. Fast schließt sich ein wenig der Kreis, wenngleich für Poltrum selbst längst noch nichts zu schließen beginnt.

„Es fühlt sich einfach gut und richtig an“

Bis zum Ende der letzten Saison hatte er beim Zweitligisten SG BBM Bietigheim unter Vertrag gestanden. Danach ging es für mehrere Monate nach Südamerika. Eine geplante Auszeit, um Körper und Geist eine Erholungspause zu gönnen und vor allem, um andere Perspektiven kennenzulernen. „Mich hat die Mentalität der Menschen dort gereizt“, erzählt der 29-Jährige. Die Auszeit und Erfahrungen haben ihm sichtlich gutgetan. Der Handball reizt ihn wieder, es kribbelt wieder in den Fingern des U19-WM-Bronzemedaillengewinners. Schließlich fühlt es sich nun fast ein wenig wie nach Hause kommen an – trotz fünf erfolgreichen Jahren bei anderen Bundesligaclubs. Doch seine Frau Sarah lebte weiter in Konstanz, Konstantin Poltrum weilte somit regelmäßig in der größten Stadt am Bodensee – oder stand der HSG noch in der letzten Saison mit Bietigheim selbst direkt gegenüber. „Der Kontakt zu vielen Personen der HSG war immer da“, sagt der gebürtige Hesse. Nun steht seit dieser Saison mit Felix Sproß gar sein bester Freund im Kader der HSG. „Mir war klar, wenn sich nicht die Option auf die 1. Bundesliga bietet, dass es zurück nach Konstanz geht“, freut sich Poltrum und sagt: „Es fühlt sich einfach gut und richtig an und macht schon in den ersten Tagen sehr viel Spaß. Das Team macht es einem echt leicht.“

„Echter Glücksgriff“

Geschäftsführer André Melchert freut sich somit über einen „echten Glücksgriff“ auf einer Position, auf der sich sein Club in personeller Not befindet. Nach den langwierigen Verletzungen von Konstantin Pauli und Janis Boieck, auf dessen Rückkehr bereits im Sommer gehofft wurde, musste Torwart-Trainer Maximilian Wolf trotz dessen beruflicher Verpflichtungen reaktiviert werden. Zwar sei Melchert weiter vom Können Boiecks überzeugt, doch nach dessen erhofften Comeback im neuen Jahr nach dann rund 18 Monaten Verletzungspause müsse man ihm genügend Zeit geben, um zu alter Stärke zurückzufinden. „Wir unternehmen alles“, unterstreicht der HSG-Chef die sportlichen Ambitionen der HSG Konstanz im Kampf um den Wiederaufstieg in die 2. Bundesliga. Dahingehend war die aktuelle Situation mit nur noch zwei fitten Torhütern als Dauerlösung „zu risikobehaftet“, zumal Wolf beruflich stark eingespannt ist. Poltrum werde dem gesamten Team weiterhelfen, ist sich der 43-Jährige sicher. „Konsti ist ein Teamplayer, von dessen Erfahrung alle profitieren werden“, so Melchert. „Mit Tom, Konsti und Konsti sowie Janis und Max haben wir nun ein sehr gutes Torhüter-Gespann.“ Head Coach Jörg Lützelberger freut sich auf die Zusammenarbeit „mit Konsti und einen guten Torhüter. Wir werden ihm die nötige Zeit geben, sind aber überzeugt davon, dass er in Zukunft viel Qualität ins Tor bringt.“

„Die HSG ist gewachsen, ich habe mich weiterentwickelt. Ich habe große Lust auf diese spannende Aufgabe“

Dass Poltrum die HSG so gut kennt und die Konstanzer ihn, dürfte die Eingewöhnungszeit in Grenzen halten. „Ich habe viele gute Erinnerungen an Konstanz“, schwärmt der Keeper. „Die volle Halle, die Euphorie und Begeisterungsfähigkeit der Fans, das ist sehr besonders.“ Auch die Menschlichkeit, das familiäre Umfeld schätzt er. Doch nun beginnt eine neue Aufgabe. Poltrum: „Die HSG ist gewachsen, ich habe mich weiterentwickelt. Ich habe große Lust auf diese spannende Aufgabe.“ Zwar bremst er zunächst die Erwartungen an ihn und möchte sich die nötige Zeit geben, doch der Handball und Leistungssport hat das Leben des reaktionsschnellen Torwarts geprägt. Der Ehrgeiz ist tief verwurzelt. „Ich spiele nicht, um Dritter bis Siebter zu werden“, stellt er klar. „Jeder Aufstieg würde anders sein. Das reizt mich natürlich und dafür werde ich alles geben.“ Dem Team ohne Ansprüche helfen, Erfahrungen weitergeben und alles dafür tun, dass „wir erfolgreich sind“, formuliert er seine Ziele. Außerdem befindet er sich in der Endphase seines Masters of Education in Biologie und Politik. Im neuen Jahr sind dann Erfahrungen in verschieden Schularten geplant. Die „neuen“ Erfahrungen in der „Schänzle-Hölle“ könnten bereits früher folgen. Die Freude darauf ist auf beiden Seiten riesengroß.

Quelle: Andreas Joas/HSG Konstanz

Autor:

Andreas Joas aus Konstanz

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