Niederlage der HSG gegen Nordhorn mit 30:31
KO durch Siebenmeter nach Ablauf der Spielzeit
Konstanz. Nach vier Minuten führte die HSG Nordhorn-Lingen das letzte Mal in den 60 Minuten bei der HSG Konstanz. Bis Markus Stegefelt die Niedersachsen nach Ablauf der Spielzeit mit einem verwandelten Siebenmeter doch noch über einen glücklichen 31:30 (15:16)-Sieg jubeln ließ. Kurz zuvor war eigentlich schon der vermeintliche Deckel drauf, als Michel Stotz zum 31:29 getroffen hatte – die Schiedsrichter den Treffer aber nicht gaben.
Daniel Kubes: „Haben sehr glücklich gewonnen“
Das sah auch Gästetrainer Daniel Kubes so, der direkt nach dem Spiel gestand: „Ich finde, dass wir sehr glücklich gewonnen haben und es war ein mega anstrengendes Spiel. Konstanz hat es uns mit sehr viel Engagement sehr schwer gemacht. Wir waren sehr lange unter viel Druck.“ Fast immer hatten die Konstanzer die Nase vorne, spielten in der Offensive einen guten Ball und legten mit guten Ideen stets vor. Sie verpassten es jedoch gleichsam, sich noch deutlicher abzusetzen. Mehr als drei Tore Vorsprung waren es nie. Dafür stand es viereinhalb Minuten vor Schluss nach dem Treffer vom Punkt von Lukas Köder 29:27. Zwei Minuten vor dem Ende ließ schließlich Sebastian Hutecek die Schänzle-Hölle toben (30:29). Kurz darauf stieg der Lärmpegel nochmals an, als Michel Stotz vom Kreis traf. Doch die beiden Unparteiischen pfiffen den HSG-Kapitän zurück und zeigten Kreis an – eine Millimeterentscheidung.
Drama in den letzten 15 Sekunden
Das Drama komplett machten schließlich verrückte, für die Konstanzer überaus bittere letzte 15 Sekunden. Drei Pässe verblieben den Gelb-Blauen nach der Auszeit, doch der letzte Angriff missglückte total. Zwei unsaubere Pässe brachten lediglich eine schwierige Abschlussposition von außen. Der niederländische Nationaltorhüter Bart Ravensbergen war zuvor schon über lange Zeit so etwas wie die Lebensversicherung des Zwei-Städte-Teams und auch in dieser Situation blieb er mit seiner 15. Parade Sieger. In allerletzter Sekunde bekam Nordhorn nach dem schnellen Gegenangriff dann den finalen Siebenmeter zugesprochen. Markus Stegefelt blieb trocken und humorlos. Mit seinem neunten Treffer, davon vier von vier vom Punkt, traf er die Konstanzer nach Ablauf der Spielzeit mitten ins Herz.
„Nach wenigen Minuten ordentlich Stimmung auf dem Spielfeld und für uns gute Atmosphäre“
Mindestens einen Zähler hatten die sich nach großer kämpferischer Leistung in einem von beiden Seiten verbissen geführten Schlagabtausch verdient, wenn nicht noch mehr. Nicht nur den Spielern, die mit gesenktem Haupt vom Spielfeld liefen, war die Enttäuschung darüber, sich nicht für eine über 59 Minuten tolle Leistung belohnt zu haben, ins Gesicht geschrieben. Jörg Lützelbergers Plan war es, von Anfang an aus der Schänzle-Halle die „Schänzle-Hölle“ zu machen. „Wir hatten hier schon nach wenigen Minuten ordentlich Stimmung auf dem Spielfeld und für uns gute Atmosphäre. Die Jungs sind voll in diesen Fight eingestiegen.“ Seine Schützlinge hatten sich nicht geschont. Ganz im Gegenteil. Nach fast jedem der ersten Treffer lag zunächst ein Konstanzer auf dem Boden und musste hart für jedes Tor einstecken. Mit spielerisch guten Lösungen legte sie immer wieder vor. Allen voran David Knezevic zeigte sich als guter Entscheidungsspieler und setzte seine Mitspieler mit sechs Assists toll in Szene. Niklas Ingenaß erhöhte etwa zum 10:7 nach 18 Minuten, Samuel Wendel zum 12:9. Außerdem immer wieder eine gute Variante: der siebte Feldspieler. Gefühlt hätte die HSG Konstanz aus ihrer Überlegenheit deutlich mehr machen müssen. Doch Ravensbergen war mehrmals bei freien Chancen zur Stelle. Dass es nach dem Treffer des spanischen Nationalspielers Jaime Fernandez nach 30 Minuten „nur“ 16:15 stand, war für die HSG vom Bodensee fast schon etwas zu wenig nach ihrer guten Vorstellung in Hälfte eins.
„Wir wollen zeigen, dass wir zurecht in dieser Liga sind. Und wir wollen hierbleiben.“
Als dann nach der Pause Moritz Ebert auch noch mit neun Paraden seine nach wie vor um jeden Zentimeter kämpfenden Vordermänner unterstützen konnte, schien das Pendel endgültig in Richtung Konstanz auszuschlagen. Vor allem Michel Stotz als emotionaler Leader schloss nun zusammen mit Niklas Ingenpaß und einer vorbildlich arbeitenden Deckung viele Lücken und stellte Nordhorn-Lingen vor schwere Aufgaben. Kein einziges Mal lag das Team von Daniel Kubes im zweiten Durchgang in Front – erst nach Ablauf der Spielzeit. „Nach wenigen Minuten haben wir nicht mehr in Rückstand gelegen – außer mit dem letzten Treffer“, so Lützelberger. „Das tut weh. Das ist das Gefühl bei den Jungs und auch bei mir. Ich habe den Jungs aber auch gesagt: Es ist ein gutes Zeichen, wenn es wehtut. Das tut mehr weh als letzte Woche in Dessau.“ Trotz des bitteren K.o. in allerletzter Sekunde gab sich der 37-Jährige gewohnt positiv, denn „wir haben uns zurückmeldet und gezeigt, dass das in Dessau ein schlechter Tag, vieles nicht gut genug war und wir konkurrenzfähig sind.“ Zum Schluss gab es von ihm kein Hadern oder Beschweren, sondern direkt noch eine Kampfansage hinterher. „Wir wollen“, unterstrich er, „in dieser Liga mitspielen. Wir wollen zeigen, dass wir zurecht hier sind. Und wir wollen hierbleiben. Das ist der große Traum und das Ziel der Jungs, wofür sie wirklich hart arbeiten.“ Dafür gab es genügend Beispiele in einer kämpferisch und spielerisch ansprechenden Vorstellung.
Straffes Programm bis Jahresende
Schon am Samstag ist die HSG Konstanz wieder gefordert. Beim nächsten Topteam, dem ThSV Eisenach. Am Mittwoch darauf muss sie erneut reisen und bei den Eulen Ludwigshafen antreten, ehe am 26. Dezember um 17 Uhr das große Highlight, das Christmas-Game in der Schänzle-Hölle gegen Erstliga-Absteiger TuS N-Lübbecke bevorsteht. „Das zaubert mir schon wieder ein Lächeln ins Gesicht“, strahlte Lützelberger bei der Aussicht auf die tollen Spiele schnell wieder. „Wir haben eine junge und begeisterungsfähige Mannschaft. Ich mache mir da keine großen Gedanken, wir rotieren sowieso sehr viel und die Jungs sind fit.“
Autor:Andreas Joas aus Konstanz |
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