HSG Trainer Lützelberger vor dem ersten Heimspiel
Jeden Tag das optimale Herausholen
Konstanz. Am Samstag, 20 Uhr, findet das erste Heimspiel der HSG Konstanz in der Schänzle-Hölle gegen den VfL Waiblingen statt. Tickets gibt’s im Vorverkauf mit 1,50 Euro Ermäßigung auf www.hsgkonstanz.de/tickets.
Seit Juli 2021 ist Jörg Lützelberger Head Coach der HSG Konstanz. Der 38-Jährige EHF-Mastercoach und Sportwissenschaftler war als Kreisläufer fast 300 Mal in der 1. Bundesliga unter anderem für die Traditionsvereine TV Großwallstadt, VfL Gummersbach, TBV Lemgo und TuSEM Essen aktiv und dreimal Europapokalsieger. Der ehemalige Jugend- und Junioren-Nationalspieler arbeitete anschließend als Co-Trainer beim VfL Gummersbach, Trainer der Drittligamannschaft sowie Leiter dessen Nachwuchsakademie und für den österreichischen Erstligisten Bregenz Handball.
Im Interview mit Andreas Joas spricht Lützelberger über die Feuertaufe im ersten Saisonspiel in Heilbronn, das neue Ambiente in der Schänzle-Hölle, das erste Heimspiel gegen Waiblingen sowie neue Konzepte für den mittel- und langfristigen Erfolg der HSG Konstanz.
Jörg, gleich im ersten Saisonspiel gab es eine Feuertaufe in Heilbronn, die deutlich gemacht hat, was die HSG Konstanz in der 3. Liga erwartet. Was nimmst du mit aus dieser Partie?
Wir haben uns viele Wochen vorbereitet – und mussten dann durch kurzfristige Veränderungen und Ausfälle doch viel Improvisieren. Es war zu sehen, dass wir noch Zeit im Rückzug und in der Präzision benötigen. In einigen Situationen haben wir unglücklich agiert, müssen aber nicht lange hadern. Als Fazit müssen wir mitnehmen, wie wir in kleinen, engen Hallen gut mit solchen Situationen umgehen. Wir haben die Szenen nochmal im Detail angesehen und analysiert. Das Spiel können wir vor den letzten Angriffen entscheiden, wenn wir mit zwei Toren in Führung gehen. Letztlich haben wir einen Punkt geholt und die Reise geht weiter. Feuertaufe ist hier schon das richtige Wort.
Du meintest wer weiß, für was das Ergebnis gut ist. Inwieweit hilft diese Feiertaufe vielleicht sogar?
Mit der Situation als Favorit gut umzugehen und entsprechend aufzutreten. Dass wir an einem ganz schweren Tag, an dem ganz viel gegen dich läuft, im Spiel bleibst, kämpfst und nicht nur durch individuelle Qualität befreist, sondern durch Kampf und Bereitschaft – das hat die Mannschaft super gemacht. Die Jungs haben das angenommen und alles gegeben. Wir müssen weiter hart arbeiten und wachsen und sind noch nicht bei unserer 100-Prozent-Performance. Nach den ersten Erfolgen bekommt das alles eine ganz andere Selbstverständlichkeit.
Inwieweit haben die vielen Ausfälle sich auf die Vorbereitung und Trainingsarbeit ausgewirkt?
Das kostet Energie und bindet Ressourcen. Wir sind aktuell nicht mehr so breit aufgestellt, wie wir es einmal waren. Das kostet Zeit, alternative Lösungen zu erarbeiten. Jo musste In Heilbronn angeschlagen in die Partie gehen. Lars hatte nach dem Schlag ins Gesicht am Ende auch noch eine Gehirnerschütterung. Für Mati war es in der 3. Liga eine neue Erfahrung mit ganz viel Druck und Verantwortung umgehen zu müssen. Es gibt somit eine neue Rotation und ein neues Zusammenspiel neuer Spieler.
Du hast nicht nur den kurzfristigen, sondern auch mittel- und langfristigen Erfolg der HSG Konstanz im Blick und neue Konzepte für den Jugend- und Nachwuchsleistungsbereich entworfen, die HSG wurde zum Leistungsstützpunkt des Handballverbandes Baden-Württemberg und du hast mannschaftsübergreifende Workshops für Trainer und Spieler von der U15 bis zur ersten Mannschaft eingeführt. Was sind die nächsten Schritte?
Die Optimierung und der Ausbau des Athletiktrainings. Die Spieler von der U15 bis zur ersten Mannschaft erhalten über eine App individuelle Trainingspläne, die sich an ihrem Leistungsstand und Können orientieren, samt einer Erklärung was wie trainiert werden soll. Damit trainieren sie sich auf dem Leistungslevel nach oben und können zusätzliche Einheiten daheim einlegen. In unserem eigenen Kraftraum werden sie durch qualifizierte Athletiktrainer wie Cleo Oexle und Daniel Behrendt betreut. Die Ergebnisse eines ganzheitlichen, systematischen Athletiktrainings mit unserem Kraftraum sowie professionellen Trainingsplänen und Trainern werden wir bald sehen. Wir wollen Jugendspieler für die erste Mannschaft entwickeln und müssen zudem unserer Verantwortung angesichts der Belastung gerecht werden. Bereits in der D-Jugend sollen die Grundlagen des Langhanteltrainings und Muskelaufbaus vermittelt werden. Die Digitalisierung und App hilft auch in der Kommunikation und Videoarbeit der Trainer. Ein Konzept einer Torwart-Schule befindet sich gerade in der Entstehung.
Zurück zur ersten Mannschaft. Was zeichnet die Zusammenarbeit mit dem im Durchschnitt 23 Jahre alten Team aus?
Alle geben Gas. Es findet ein sehr guter Austausch statt und wir versuchen in meinem dritten Jahr bei der HSG gemeinsam weiter besser zu werden. Aktuell ist unser Torwart-Trainer auch wieder Spieler. In ein paar Wochen kann das nach der Rückkehr von Janis Boieck wieder anders aussehen. Ebenso bei Fynn Beckmann und Veit Schlafmann, bei dem die Reha nun spezifischer wird.
Weiter geht die Reise am Samstag, 20 Uhr, mit dem ersten Heimspiel in der Schänzle-Hölle. Nach einigen Umbauarbeiten und mit 40 Metern LED-Banden wird sich ein neues Ambiente bieten.
Ein ganz wichtiger Abend für uns. Ich habe mich im Training schon darauf eingestellt, künftig mit der Mannschaft auf der anderen Seite auf der Zuschauertribüne zu sein, um ein wenig Gewohnheit zu haben. Trotzdem wird es ein neuer Blick und eine neue Wahrnehmung sein. Wir haben alle Bock auf das erste Heimspiel, unsere Fans und die besondere Atmosphäre in der Schänzle-Hölle zu erleben. Das letzte Heimspiel liegt drei Monate zurück. Wir freuen uns und wollen und werden alles, was uns zur Verfügung steht, für das erste Erfolgserlebnis in die Waagschale werfen.
Du gehst in das dritte Jahr mit der HSG Konstanz. Wie fühlt es sich an?
Ich bin richtig gut angekommen. Habe viele tolle Menschen kennenlernen dürfen und bin froh, ein Teil davon sein zu dürfen und über die Treffen mit Fans, Helfern und Mitarbeitern. Es ist jetzt nicht mehr nur das Neue und Unbekannte. Das ist wie in einer guten Beziehung, in der man nicht mehr frisch verliebt ist, sondern zuhört und aufeinander zugeht. Ich genieße die Zeit, den Austausch und durfte ganz besondere Erfahrungen machen, auf die ich stolz und für die ich der HSG dankbar bin. Das erhöht die Motivation, jeden Tag das Optimum herauszuholen und Dinge zu entwickeln umso mehr. Es ist spannend und ich freue mich, im dritten Jahr ein Teil des HSG-Teams sein zu dürfen, mit diesem Gas zu geben und sich messen zu dürfen.
Fragen: Andreas Joas
Autor:Andreas Joas aus Konstanz |
Kommentare