26:29 in Willstädt wird trotz Schlußschwäche als klarer Sieg gewertet
HSG-Punktekonto auch im sechsten Spiel unbefleckt

Jörg Lützesberger | Foto: HSG Chefcoan Jörg Lützelberger zeigte immer wieder wo der Ball hingehört: ins Tor des Gegners. swb-Bild: Michael Elser
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Konstanz. Auch in Willstätt feierte nach Abpfiff die HSG Konstanz und schraubte die beeindruckende Erfolgsserie auf sechs Siege in Serie hoch. Mit 12:0 Punkten steht sie weiter auf Platz eins und freut sich bereits auf das Heimspiel am Freitag, 20.30 Uhr, in der Schänzle-Hölle gegen den VfL Günzburg.

Sehr freundschaftlich ging es vor und nach dem Spiel zu, in dem sich viele alte bekannte Gesichter gesehen und sich sichtlich darüber gefreut hatten. Als das Spiel lief, war davon aber nicht mehr viel zu sehen. Willstätt hatte mit dem Ex-Konstanzer Felix Krüger einen starken, kompromisslosen Hünen im Innenblock einer guten Deckung. Damit stellten die Ortenauer das Zentrum gut zu und Konstanz tat sich insbesondere in der Anfangsphase sowie in den ersten Minuten nach der Pause schwer.

Für Jörg Lützelberger lag der Schlüssel zum Erfolg dennoch in der Offensive, über die seine Mannschaft ins Spiel kam und weniger über die Abwehr. Wenngleich in Maximilian Wolf vor und Leon Grabenstein nach dem Seitenwechsel erneut zwei bärenstarke Keeper der Rückhalt waren, der an diesem Tag nötig war. Wolf wehrte einen Siebenmeter ab, Grabenstein sogar deren drei. Alle vier Strafwürfe der Gastgeber fischten die beiden somit weg und bereiteten den Weg dafür, dass sich der Spitzenreiter nach rund sieben Minuten, in denen Willstätt mit 5:4 vorlegte, schnell Ernst machte und auf 14:8 wegzog (20.).

„Willstätt hat gut gespielt und es war alles andere als einfach in das Spiel reinzukommen“, sagte der Head Coach der HSG. Er konnte sich aber darauf verlassen, dass das Tempospiel nach vorne einmal mehr fruchtete und die HSG den Gegner immer wieder „im Rückzug erwischte“ (Lützelberger). Dafür gab es gar Lob von Ole Andersen, ehemaliger dänischer Nationaltrainer und nun für den TVW verantwortlich. „Eine klasse Mannschaft. Schnell, breit aufgestellt, mit Klasse-Torhütern“, beschreib er die Konstanzer. „Ich glaube, da hätten wir lange weiterspielen können, es wäre schwierig geworden, zu gewinnen.“ Andersen wäre aber nicht Andersen, wenn er nicht gleich noch eine Kampfansage hinterhergeschickt hätte. „Wir verfolgen Konstanz so lange es geht, bis sie irgendwann ihre erste Niederlage bekommen“, fügte er mit einem verschmitzten Lächeln hinzu. „Aber das kann vielleicht noch lange dauern.“

In der Tat hatten sich Blau-Gelben mit der Unterstützung ihres lautstarken Fanblocks wieder stark präsentiert. Vor allem stark im blitzschnellen Lösen von bekannten und neuen Aufgaben. Sei es der oft eingesetzte, aber zweimal mit dem Treffer ins leere Tor bestrafte siebte Feldspieler, eine 5:1-Deckung oder aber eine sehr robuste Deckungsarbeit des TVW.

Kapitän Tim Bornhauser übernahm in diesen Phasen Verantwortung, ordnete seine Mannschaft erfolgreich, brachte wieder Ruhe in die Aktionen oder zog selbst konsequent Richtung Tor. Die HSG dürfte neben den in einem nicht einfachen Auswärtsspiel nicht gefährdeten zwei Punkten wieder wichtige Lerneffekte mitgenommen haben.

Lützelberger: „Wir hatten eine wilde, schwierige Woche hinter uns. Mit vielen Ausfällen, Krankheiten und Verletzungen.“ Matthias Hild und Jannes Timm konnten gar nicht eingesetzt werden, Aron Czako nur in den letzten Minuten. „Die Mannschaft hat das wirklich gut gemacht. Ist cool geblieben als wir fast sieben Minuten nach der Halbzeit für das erste Tor benötigt haben, hat andere Lösungen gefunden und Unterstützung von der Bank bekommen. Da kann ich stolz sein, dass sie das so souverän gemacht hat.“

Nach einer kurzen Schwächephase mit zu vielen frei vergeben Chancen und tollen Reflexen des französischen Willstätter Schlussmannes Maxime Duchene zog die HSG ihre Kreise mit acht Toren Vorsprung. Bis die Spannung in den letzten drei Minuten merklich abgefallen war und Willstätt noch von 21:29 auf 26:29 verkürzen konnte.

Angesichts des Reglements, das bei Punktgleichheit den direkten Vergleich und nicht die Tordifferenz als entscheidend vorsieht, konnte der EHF-Mastercoach dies verschmerzen, wenngleich den Gästen die letzte Entschlossenheit im Abschluss gefehlt hatte. „Für uns zählen Siege und Punkte. Wir haben aus meiner Sicht auch souverän gewonnen“, so der 36-Jährige, der aber dennoch nicht zufrieden mit dem 5:0-Lauf der Willstätter war. „Nicht cool, wollen wir anders machen. Das wissen die Jungs, das können die Jungs und werden sie auch wieder machen.“

Einmal mehr wichtiger war die Erkenntnis, dass „es jedes Mal andere sind, die für uns die Kohlen aus dem Feuer holen und wir als Team breit aufgestellt sind.“ Diese Variabilität, Unabhängigkeit und schwere Ausrechenbarkeit ist genau das, was der ehrgeizige Trainer forciert. Einmal mehr mit Erfolg.

Nächster Prüfstein ist am Freitag, 20 Uhr, der VfL Günzburg in der heimischen Schänzle-Hölle. Sie wollen Ole Andersen noch etwas warten lassen, die siegeshungrigen Konstanzer.

- Andreas Joas

Autor:

Redaktion aus Singen

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