Handball, Aufstiegsrunde 2. Bundesliga
HSG Konstanz: Finale daheim entscheidet über Zweitliga-Aufstieg
Konstanz. Die letzten 60 Minuten in dieser Saison, das Finale daheim um den direkten Wiederaufstieg in die 2. Handball-Bundesliga: Am Samstag, 20 Uhr, könnte die HSG gegen den Wilhelmshavener HV im alles entscheidenden Duell den insgesamt vierten Aufstieg in die stärkste zweite Liga der Welt klarmachen. Hinter den Toren werden zusätzliche Sitzplätze geschaffen, die über die dort ausgewiesenen Stehplätze erworben werden können. Tickets gibt es über www.hsgkonstanz.de/tickets und am Samstag ab 18 Uhr auf jeden Fall noch Sitz- und Stehplatzkarten an der Abendkasse. Ab 19.25 Uhr wird live auf www.hsgkonstanz.de/livestream übertragen.
Große Gefühle und Emotionen vor dem Finale
Die Stimmung nach dem 32:27-Erfolg im Hinspiel vor einer Woche in Wilhelmshaven ist erwartungsgemäß gut und dennoch zugleich total fokussiert. „Es liegt viel in der Luft“, erzählt Head Coach Jörg Lützelberger. Ein Mix aus jeder Menge Emotion. Ganz viel Vorfreude und Euphorie, weil das große Ziel, auf das die Mannschaft seit Juli vergangenen Jahres hinarbeitet, nun in greifbare Nähe rückt. Lützelberger lacht, denn schon nach dem Sieg gegen Pfullingen hatte er in der Kabine gesagt: „Wer nicht an den Aufstieg glaubt, kann den Raum verlassen.“ Nun liegen nur noch 60 Minuten vor ihm und seinem Team, um das große Ziel zu erreichen. Eine „geile Situation“, findet der 36-Jährge, denn: „Da wollten wir vor der Saison sein. Das war unser aller großer Wunsch.“ In diese Vorfreude mischt sich jedoch etwas Wehmut. Nach dem Spiel werden mit Tim Bornhauser, Maximilian Wolf, Joschua Braun, Matthias Hild, Jannes Timm, Carlos Marquis sowie Co-Trainer Fabian Schlaich und Torwart-Trainer Sven Gemeinhardt verdiente Persönlichkeiten die Mannschaft verlassen. Die Reise der aktuellen Gemeinschaft, wie Lützelberger das Team beschreibt, geht damit zu Ende. „Ein ganz tolles Team mit einer ganz tollen Arbeitsweise“, sagt er. „Wir haben eine super Zeit mit tollen Persönlichkeiten. Ich habe noch nie so viel gelernt wie in dieser Handball-Saison, bin unglaublich dankbar für alles und werde immer gerne auf diese Zeit zurückblicken.“
Angriffslustiger Gegner
Auf der anderen Seite gilt bei allen großen Gefühlen noch einmal allerhöchste Vorsicht und Konzentration vor einem sich angriffslustig zeigenden Gegner aufzubauen. Schließlich hatte der WHV im zweiten Durchgang eine furiose und außergewöhnliche 8:0-Serie hingelegt und damit die Vorentscheidung verhindert. Diese Phase zeigte einmal mehr auf, wie schnell fünf Tore im Handball aufgeholt sind. So können die Gelb-Blauen zwar mit jeder Menge Selbstvertrauen und einem Fünf-Tore-Polster in das Finale vor einem vollbesetzten Hexenkessel Schänzle-Hölle gehen, doch sind sie zugleich vor der Klasse des Gegners gewarnt. Denn genauso außergewöhnlich wie der Lauf des WHV war, so besonders war die erste Hälfte, die Konstanz einen 21:9-Vorsprung eingebracht hatte. Nun jedoch hat die HSG die Schänzle-Hölle im Rücken. In dieser Saison eine absolute Festung, in der in 13 Heimspielen 13 Heimsiege gelangen. „Diese Kulisse wird es möglich machen, dass wir alle noch einmal ans Limit gehen“, freut sich der HSG-Coach, verbunden mit einer eindringlichen Warnung: „Wir erwarten einen unglaublich guten Gegner, der eine extrem hohe Variabilität im Angriff, eine hohe individuelle Qualität mitbringt. Wir bereiten uns auf ein hochgradig intensives Handballspiel und einen Gegner, der alles versuchen wird, vor.“
Was jetzt wichtig ist
Von vorzeitigen Feierlichkeiten sieht er sein Team ganz weit entfernt. Stattdessen konnte er in dieser Woche wie immer eine Mannschaft beobachten, die sich „unglaublich ehrgeizig“ vorbereitet habe und die sehr selbstkritisch im Umgang mit den eigenen Leistungen sei. Sehr offen und direkt sei über die eigene Vorstellung gesprochen und die Lehren daraus gezogen worden. Rechenspielchen seien hingegen überhaupt nicht sein Ding, verrät Lützelberger mit Verweis auf seine Schulzeit. „In Mathe war ich immer schlecht“, lacht der sprachgewandet und -begabte dreimalige Europapokalsieger. Aus den Erfahrungen dieser Erfolge und Rückspielen in Europapokalfinalduellen weiß er, dass es für die HSG nur eins geben könne: Im Moment zu bleiben, nur auf dem nächsten Ball und die nächste Aktion zu sehen und in jeder einzelnen Intensität auf die Platte zu bringen. „Wir werden unsere Ziele erreichen“, so Lützelberger, „wenn wir wieder unser Spiel durchbringen können. Wir sind uns bewusst, dass der WHV noch nicht sein Repertoire auf das Spielfeld gebracht hat und sich ein, zwei neue Strategien einfallen lassen wird. Darauf wollen wir vorbreitet sein.“ Helfen wird dabei eine fantastische Kulisse und die frenetisch mitgehende gelb-blaue Wand in der Schänzle-Hölle. Dazu sind alle Fans aufgerufen, der Mannschaft mit gelber und blauer Kleidung auch optisch den Rücken zu stärken. Der EHF-Mastercoach freut sich: „Für jeden Sportler ist es das Größte, wenn jeder dabei sein möchte. Das beflügelt uns alle.“ Die Marschrichtung für diese letzten 60 Spielminuten, das große Finale daheim in der Schänzele-Hölle, sind ganz klar umrissen. „Wir wollen mutig sein und werden voll auf Sieg spielen“, so der zweifache Familienvater. Intensität von der ersten Minute an auf die Platte bringen und gewinnen sind das erklärte Ziel. Für Lützelberger typisch hat er dabei einen griffigen Satz für seine Spieler formuliert: „What’s important now – was jetzt wichtig ist.“ Die große Kunst, sich 60 Minuten total zu fokussieren. Auf Ball, Tore, Gegner. „Auf alles, was wir in der Hand haben“, meint er. Alles andere wird am Samstagabend passieren. Unbeeinflussbar. Unvorhersehbar. Es ist angerichtet für ein großes Finale.
Was wäre, wenn…
Mannschaft und Trainer wollen den 14. Heimsieg im 14. Heimspiel in dieser Spielzeit und nichts von irgendwelchen Rechenspielen wissen. Die Ausgangslage ist klar: Nach dem Fünf-Tore-Auswärtssieg wäre die HSG mit jedem Sieg oder Unentscheiden und einer Niederlage mit weniger als fünf Toren aufgestiegen. Sollte Wilhelmshaven mit fünf Toren gewinnen, ist die Anzahl der mehr erzielten Auswärtstore in Hin- und Rückspiel entscheidend. Sollte der WHV exakt mit dem Hinspielergebnis von 32:27 erfolgreich sein, gibt es direkt ohne Verlängerung ein Siebenmeterwerfen.
Im zweiten Finale stehen sich der VfL Potsdam und die SG Pforzheim/Eutingen gegenüber. Im Hinspiel war Potsdam mit 30:25 in der Goldstadt siegreich. Die beiden Sieger aus den Finalduellen steigen in die stärkste zweite Liga der Welt auf. Alle Mannschaften haben jedoch schon vor den letzten Partien Großes erreicht: Sie sind unter den besten vier Teams von 82 Drittligisten und in der nächsten Saison für den DHB-Pokal qualifiziert.
Autor:Andreas Joas aus Konstanz |
Kommentare