Heimauftakt der HSG Konstanz
„Begeisternd, mutig, wertschätzend“ zurück in Liga zwei

Ist schon heiß auf das erste Heimspiel der Saison: Aron Czako von der HSG Konstanz. | Foto: Michael Elser
  • Ist schon heiß auf das erste Heimspiel der Saison: Aron Czako von der HSG Konstanz.
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Konstanz. Auf diesen Tag haben alle bei der HSG Konstanz ein Jahr hin gefiebert und hart dafür gearbeitet. Nach einem Jahr Abstinenz steigt am Samstag, 10. September um 20 Uhr in der Schänzle-Hölle das erste Heimspiel in der stärksten zweiten Liga der Welt nach dem direkten Wiederaufstieg. Zudem ein ganz besonderes gegen den hoch gehandelten VfL Potsdam, die Talentschmiede von Erstligist Füchse Berlin – trainiert von einer der erfolgreichsten und schillerndsten Persönlichkeiten, die der Handball zu bieten hat: Füchse-Geschäftsführer Bob Hanning, ehemaliger Vizepräsident des DHB.

Potsdam und Füchse Berlin – europaweit einmaliges Modell

Das erste Spiel wird nicht nur deshalb ein ganz besonderes. Nur zweimal wird es in dieser Saison vorkommen, dass der Gegner einen jüngeren Kader als die Gelb-Blauen in das Rennen schickt. Am Samstag ist dies der Fall. Potsdam trifft in Konstanz als jüngstes Team der 2. Bundesliga auf das drittjüngste (23,31 Jahre im Schnitt). Das Alter spielt angesichts der herausragenden individuellen Qualität bei Potsdam jedoch keine Rolle. Ohne eine einzige Niederlage stieg der VfL am Ende der letzten Saison auf und machte in den ersten beiden Pflichtspielen direkt so weiter. Essen wurde im DHB-Pokal rausgekegelt (32:27) und zum Saisonauftakt vor 500 Fans Aufstiegsanwärter Bietigheim mit 27:23 bezwungen. Es ist, was den Handballsport betrifft, euro­paweit einmalig, was Bob Hanning in und um Berlin herum aufgebaut hat. Die Füchse Berlin gehören zu den Topteams der 1. Bundesliga, Potsdam als „Farmteam“ wird ein Mitmischen an der Spitze der 2. Bundesliga zugetraut, die „offizielle“ Füchse-Reserve spielt in der 3. Liga und die im Handball-Internat ausgebildeten Jugendteams zählen in jeder Altersklasse zu den Top­mannschaften Deutschlands. Eine Top-Ausbildung auf allen Ebenen, die so kein anderer Club des Landes bieten kann. Im jungen Kader tummeln sich zahl­reiche Jugend- und Junioren-Nationalspieler. Talente, die parallel bei den Füchsen trainieren und sich erste Sporen in der stärksten Liga der Welt verdienen – plus einige erfahrene Recken aus ganz Europa. Hierunter fällt der ehemalige slowenische Nationaltorhüter Blaz Voncina (39), der neu verpflichtete Schwede Emil Hansson sowie der estnische Nationalspieler Karl Roosna.

Begeisternd, mutig, wertschätzend

Auf der anderen Seite: Die HSG Konstanz mit ihren Möglichkeiten, aber ebenfalls intensiver und erfolgreicher Jugendarbeit, die Jahr für Jahr Früchte trägt. Mit einem eigenen Stil. Begeisternd, mutig, wertschätzend. Das sind die Attribute, die Head Coach Jörg Lützelberger jeden Tag vorlebt. Mit begeisterndem und mutigem Handball möchte er mit der HSG auch in der 2. Bundesliga frech sein und für Furore sorgen. Dabei ist es allerdings der „Umgang, den wir miteinander pflegen“, den er besonders schätzt. In der Mannschaft, im Umfeld, in der Beziehung zu Fans, Helfern und Partnern. Bei der HSG sind sie ein verschworener Haufen, einer ohne große Namen, ohne viel Erfahrung, dafür mit ganz viel Herz, Leidenschaft und Zusammenhalt. So gelang nach nur einem Jahr der direkte Wiederaufstieg und so soll auch der Klassenerhalt gelingen – sowie eine Weiterentwicklung auf allen Ebenen.

„In guten wie in schlechten Zeiten“

Dass dazu viel nötig sein wird, dessen sind sich die Macher am Schänzle bewusst. „Wir müssen zusammenstehen, in guten wie in schlechten Zeiten“, so Lützelberger. Dafür steht ihm eine talentierte, hungrige und entwicklungsfähige Mannschaft zur Verfügung, die unbedingt zurück in Liga zwei wollte. Klammert man die erfahrenen Akteure Peter Schramm und Gregor Thomann einmal aus, so sind alle Spieler Anfang bis Mitte 20 Jahre alt, bevorzugt aus der weiteren Region. Durchschnittsalter des Kaders: 23,31 Jahre. Junge Talente, die in Konstanz „eine Top-Ausbildung bekommen – handballerisch und akademisch“, so Lützelberger. Dafür wurden optimale Bedingungen geschaffen. Mit einem großen Trainerteam, individueller Förderung und einem professionellen Umfeld. Dazu gehören Kooperationen mit der Exzellenzuniversität Konstanz und der örtlichen Fachhochschule.

Großer Zulauf im Jugendbereich

Den hohen Stellenwert neben einer stets vollen, brodelnden „Schänzle-Hölle“ für und in der Stadt dokumentieren die erfolgreiche Nachwuchsförderung. Angefangen in den Kindergärten und Schulen mit dem SportGarten über den vereinseigenen HandballSportGarten: der Zulauf in der Jugend ist enorm. 17 Mannschaften nehmen am Spielbetrieb teil, elf Kindergärten werden betreut, also rund 300 Kinder, der Sportgarten wird mit acht Gruppen (120 Kinder) durchgeführt, dazu kommen die Pinguingruppen mit 60 Kindern. Die D-, E- und F-Jugend bestehen insgesamt aus 100 Kindern. Mit den Cheerleadern und den Jugendmannschaften der A- bis C-Jugend erreicht die HSG die stolze Zahl von rund 700 Kindern. Die A-Jugend startet zum elften Mal – davon zuletzt zehn Jahre in Folge – in der A-Jugend-Bundesliga, die U23 spielt mit einem Kader, der im Schnitt 19,7 Jahre alt ist, in der Oberliga.

„Kein Sprint, sondern ein Marathon“

„Wir haben alle den Ehrgeiz, jeden Tag besser zu werden“, sagt der EHF-Mastercoach. Kreativ sein, mit Spaß und Freude agieren und die große Euphorie nutzen sind weitere Punkte, die auf der Agenda des 37-Jährigen stehen. Lützelberger sieht die „bestmögliche Platzierung“ als Ziel. Mit dem Esprit und dem Tempospiel der letzten Saison könnte sein Team durchaus überraschen und den einen oder anderen Gegner „nerven. Wir wollen ein Team formen, vor dem jeder Respekt hat. Diese Liga wird für alle Clubs kein Sprint, sondern ein Marathon.“ Ganz besonderes für die Konstanzer mit über 22.000 Reisekilometern zu den Auswärtsspielen. Doch die Einstellung dazu ist ebenso besonders: „Ich freue mich auf jedes Training und die Zeit mit meinen Spielern zu verbringen“, sagt er. Die sehen es genauso. Und sind heiß auf die zweite Liga. Die emotionalen HSG-Fans werden auch das erste Heimspiel wieder zu einem absoluten Highlight machen. Lützelberger: „Wir wollen die eigene Halle hinter uns bringen und Stress erzeugen. Ich freue mich sehr auf das Match.“

Das Spiel kann über den kostenlosen Livestream auf www.hsgkonstanz.de/livestream verfolgt werden. Die Vorberichterstattung ist ab 19:30 Uhr auch auf www.facebook.com/hsgkonstanz und www.youtube.com/hsgkonstanztv zu sehen. Tickets sind unter www.hsgkonstanz.de/tickets erhältlich. Die Abendkasse öffnet um 18 Uhr. Ein frühzeitiges Erscheinen wird empfohlen, um lange Warteschlagen zu verhindern.

Autor:

Andreas Joas aus Konstanz

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