Umkämpfter Heimsieg beim 26:25 gegen Salamander Kornwestheim für die HSG
800 Fans in der Halle für die vorgezogene Meisterschaftsfeier
Konstanz. Die HSG Konstanz hat das zweite Etappenziel erreicht. Nachdem vor Wochenfrist bereits der Einzug in die Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga fixiert werden konnte, stehen die Gelb-Blauen nach dem 26:25 (12:13)-Heimsieg vor 800 frenetisch mitgehenden HSG-Fans in der Schänzle-Hölle gegen den SV Salamander Kornwestheim bereits am viertletzten Spieltag auch als Meister der 3. Liga Staffel G fest. Termine sowie Infos zum Modus der Aufstiegsrunde und den Tickets werden in den kommenden Tagen auf www.hsgkonstanz.de veröffentlicht.
Bierdusche für Trainer Jörg Lützelberger
Mit völlig durchtränkter Kleidung und nassem Haar kam Jörg Lützelberger aus der Kabine Richtung Pressekonferenz. Die Flüssigkeit war deutlich am Geruch zu erkennen: die Bierdusche hatte den HSG-Coach gnadenlos erwischt. „Da sieht man, wie naiv ich als junger Trainer manchmal noch bin“, lachte er. „Ich versuche immer auf alles vorbereitet zu sein, aber das habe ich nicht kommen sehen und antizipiert. Ich dachte, wir stoßen an…aber ich sitze ja am längeren Hebel und kann das zurückgeben.“ Die Stimmung nach dem hart erkämpften 26:25-Sieg gegen den bisherigen Tabellenvierten war ausgelassen. Dabei boten die beiden Mannschaften vor richtig stimmungsvoller Kulisse den begeistert mitgehenden Fans nochmal alles, was Handball zu bieten hat.
„Ohne Geschenkkorb Party sprengen“
Von der ersten Sekunde an ging es wie schon im Hinspiel richtig zur Sache. Es war intensiv, körperbetont und sehr umkämpft. Kornwestheim hatte sich richtig etwas vorgenommen und wollte, so Top-Torjäger Felix Kazmeier „die Party sprengen“, während Gästecoach Dr. Alexander Schurr in die gleiche Kerbe schlug und zu Protokoll gab, dass seine Mannschaft „nicht mit dem Geschenkkorb“ anreisen werde. Tat sie nicht. Ganz im Gegenteil. Vor allem mit ihrer aggressiven Deckung stellten sie die Gastgeber vor große Aufgaben, die nicht den nötigen Druck entfalten konnten, um den massiven Riegel zu knacken. Dazu kam eine ungewohnte Schwäche im Abschuss und einige technische Fehler. Gästekeeper Jan David entschärfte gleich drei Siebenmeter, ein vierter rauschte über das Tor. Auf der anderen Seite knöpften auch Leon Grabenstein und Moritz Ebert dem SVK zwei Strafwürfe ab. Darin wird schon deutlich, dass die Abwehrreihen dem Spiel ihren Stempel weitgehend aufdrückten. Nach 20 Minuten mit Vorteil Kornwestheim, das zu diesem Zeitpunkt mit 10:7 vorlegte.
Geschwindigkeit von Joel Mauch
Eine deutliche Belebung kam nach der frühen Auszeit von Jörg Lützelberger und der Hereinnahme von Joel Mauch auf der Spielmacherpostion in die Partie. Das HSG-Eigengewächs nahm das Zepter in die Hand und fand mit seiner Geschwindigkeit die Lücken in der Abwehr des Drittliga-Meisters von 2018. „Ich glaube“, sagte der 36-Jährige in seinem mitgenommenen Outfit, „dass das ein sehr, sehr gutes und attraktives Handballspiel war, in dem unglaublich viel drin war. Beide Mannschaften haben vor allem taktisch vorne wie hinten hochinteressant agiert.“ So kämpfte sich Konstanz aufgrund sowohl einer gut funktionierenden 6:0-Abwehr als auch einer guten 3:2:1-Deckung in das Match und hatte in der zweiten Hälfte, als Kornwestheim erneut mit drei Toren führte, in Maximilian Wolf einen starken Rückhalt. De letzten zehn Minuten waren dann nichts für schwache Nerven. Die komplette Tribüne stand nun und wie eine Wand hinter den Gelb-Blauen. Konstanz musste in doppelter Unterzahl agieren und Ex-Bundesligaprofi Peter Jungwirth verkürzte auf 23:24 aus Kornwestheimer Sicht. Längt hielt es keinen mehr in der Halle auf den Sitzen. Als dann auch noch Joel Mauch rund zweieinhalb Minuten vor dem Ende mit einer Zeitstrafe vom Feld musste, ergriffen die Salamander die Gelegenheit. Wieder der sichere Jungwirth und Marvin Flügel stellten auf 25:25. Noch eine Zeigerumdrehung war jetzt noch auf der Uhr. Es wurde nun richtig dramatisch. Lützelberger nahm 17 Sekunden vor dem Ende die Auszeit – bei angedrohtem passivem Spiel durch die Schiedsrichter. Nach Wiederanpfiff blieb den Gastgebern nur noch ein Pass, der kam zu Joschua Braun. Der Linkshänder hämmerte den Ball aus zehn Metern über den Block in den Giebel – 26:25. Großer Jubel und Ekstase auf den Rängen. Sofort folgte das Timeout von Schurr. Sechs Sekunden für den letzten Angriff. Kornwestheim suchte und fand seinen Drittliga-Toptorjäger Kazmeier. Der zog ab, aber Michel Stotz und Lars Michelberger verhinderten mit dem Block den Einschlag und das Ende der Siegesserie.
800 Fans außer Rand und Band
Anschließend spielten sich wilde Szenen in der tobenden Schänzle-Hölle ab. 800 Fans waren außer Rand und Band, „eine echt tolle Kulisse“ (Lützelberger), die Spieler, die wild durch die Halle rannten und ihren Emotionen freien Lauf ließen sowieso. Mit nun 38:0 Punkten auf dem Konto starteten die Konstanzer eine kleine Meisterfeier. Es war die zweite Etappe. Die Aufstiegsrunde mit den anschließenden Finalspielen sind die nächsten schweren Herausforderungen. In der ersten Hälfte „sicher offensiv zu wenig Zweikampfpower“ bemängelte der Trainer der sich gerade selbst zum Meister gekürten Mannschaft. „Dennoch Kompliment an mein Team. Sie haben sich selbst in Schwierigkeiten gebracht, da aber auch selbst wieder herausgeholt. Unsere Variabilität stand uns erneut gut zu Gesicht. Es ist jede Woche ein anderer, der die entscheidenden Situationen prägen kann. Das macht uns stark und schwer auszurechnen. Ich bin stolz auf die Mannschaft.“ Mit Blick auf die Aufstiegsrunde fügte er schon entschlossen an: „Jetzt wollen wir noch einen drauflegen, Gas geben und das Maximale herausholen. Alle haben den Traum, diese Runde so zu gestalten, dass wir in die Finalspiele kommen. Das ist unser großes Ziel. Was wir jetzt schon erreicht haben, ist aber auch aller Ehren wert und eine gute Saison. Hut ab vor den Jungs. Es ist alles andere als selbstverständlich, so viele Spiele zu gewinnen.“
- Andreas Joas
Autor:Redaktion aus Singen |
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