Studie der UNI Konstanz vorgestellt
Wie Integration in den Arbeitsmarkt gelingen kann

Prof. Florian Kunze, Inhaber der Professur für Organizational Behavior an der Universität Konstanz | Foto: Ines Janas, Uni Konstanz
  • Prof. Florian Kunze, Inhaber der Professur für Organizational Behavior an der Universität Konstanz
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Konstanz. Sprach- und Mathematikkenntnisse sind zentrale Erfolgsfaktoren für den Abschluss von Ausbildungen junger Menschen mit Zuwanderungshintergrund: Dies ist das Ergebnis einer Studie des Exzellenzclusters „The Politics of Inequality“ der Universität Konstanz zur Integration junger Zugewanderter in den deutschen Ausbildungs- und Arbeitsmarkt.

Im Vergleich zu Auszubildenden aus Deutschland tendieren junge Menschen mit Zuwanderungshintergrund bei einer begonnenen Ausbildung deutlich seltener zu einem Abbruch, wenn sie über gute Sprach- und Mathematikkenntnisse verfügen und ihre Wunschausbildung beginnen konnten. Darüber hinaus sind auch die Unterstützung aus dem unmittelbaren kollegialen Umfeld sowie gut strukturierte Auswahl- und Onboarding-Prozesse ausschlaggebend für eine nachhaltige Integration in den deutschen Ausbildungs- und Arbeitsmarkt.

Das ist das Ergebnis der Analyse „Integration@Work“ des Exzellenzclusters „The Politics of Inequality“ an der Universität Konstanz, das dieses in Kooperation mit dem Berliner Think-Tank „Das Progressive Zentrum“ nun veröffentlichte. Besonders deutlich senken die genannten Faktoren demnach die Kündigungsabsichten zugewanderter Auszubildender im Handwerk (38 Prozent bei zugewanderten gegenüber 26 Prozent bei deutschen Auszubildenden) sowie in Pflege- und Gesundheitsberufen (41 gegenüber 29 Prozent) – Branchen, die besonders vom Fachkräftemangel betroffen sind.

Soziale Interaktion als zentraler Integrationsfaktor

Unter der Fragestellung, wie vor diesem Hintergrund eine nachhaltige Integration junger Zugewanderter in den deutschen Ausbildungs- und Arbeitsmarkt gelingen kann, analysierte ein interdisziplinäres Forschungsteam um Florian Kunze, Inhaber der Professur für Organizational Behavior an der Universität Konstanz und Principal Investigator des Exzellenzclusters „The Politics of Inequality“, Daten einer Langzeitstudie, für die 1.139 Auszubildende seit 2021 regelmäßig per Smartphone-App zu den Rahmenbedingungen ihrer Tätigkeit und ihren Kündigungsabsichten befragt werden. Demnach sind im Vergleich zu Auszubildenden aus Deutschland unter anderem drei Faktoren entscheidend dafür, ob junge Zugewanderte eine Ausbildung fortsetzen oder ggf. beenden:

individuelle Rahmenbedingungen wie Sprach- und Mathematikkenntnisse sowie die Frage, ob die Ausbildung im tatsächlich gewünschten Ausbildungsberuf begonnen werden konnte. Gute Sprachkenntnisse bspw. reduzieren die Bereitschaft zur Kündigung bei den Befragten mit Zuwanderungshintergrund fast um die Hälfte;

die soziale Interaktion am Arbeitsplatz – insbesondere die Unterstützung durch Kolleg*innen im unmittelbaren Arbeitsumfeld;
die Unterstützung durch den Ausbildungsbetrieb. Vor allem durch Sozialisierungsstrategien wie systematische Schulungen und soziale Integrationsmaßnahmen zu Beginn der Ausbildung können Ausbildungsbetriebe die Kündigungsabsichten junger Zugewanderter halbieren.

Eine zentrale Rolle kommt darüber hinaus dem dualen Ausbildungssystem in Deutschland zu. Dieses bietet gerade jüngeren Zugewanderten, die die formalen und sprachlichen Voraussetzungen für die Aufnahme eines Studiums noch nicht erfüllen, einen perspektivreichen Weg in eine sichere und qualifizierte Beschäftigung.

Intensivierung der Sprachförderung

Deutschland steht angesichts des Fachkräftemangels und seiner wachstumshemmenden Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft kurz- und mittelfristig vor massiven Herausforderungen. Neben einer erhöhten Zuwanderung könnte vor allem auch eine Verbesserung der betrieblichen Integration bereits in einem Ausbildungsverhältnis stehender junger Menschen einen Beitrag zur Lösung des Problems leisten.

Politische Handlungsoptionen bestehen der Studie zufolge unter anderem in den Bereichen Ausgangsqualifikation, Sprachförderung sowie der verstärkten Förderung ausbildungsbegleitender Hilfen (abH) und Initiativen zur Reduktion von Ausbildungsabbrüchen. Auch die gezielte Unterstützung mittlerer und kleinerer Unternehmen, die in der Regel nur über geringe Ressourcen zur strukturierten Integration zugewanderter Auszubildender verfügen, kann deutliche Verbesserungen nach sich ziehen.

Die gesamte Studie gibt es unter "Policy Papers" zum Herunterladen.

Quelle: Uni Konstanz, Pressestelle

Autor:

Presseinfo aus Singen

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