Abschied von ehemaligem Uni-Rektor Bernd Rüthers
Verfechter der Autonomie von Forschung und Lehre

Prof. Dr. Dr. h.c. Bernd Rüthers, von 1991 bis 1996 Rektor der Universität Konstanz, ist am 22. Juni im Alter von 92 Jahren verstorben. | Foto: Universität Konstanz
  • Prof. Dr. Dr. h.c. Bernd Rüthers, von 1991 bis 1996 Rektor der Universität Konstanz, ist am 22. Juni im Alter von 92 Jahren verstorben.
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Konstanz. Prof. Dr. Dr. h.c. Bernd Rüthers, von 1991 bis 1996 Rektor der Universität Konstanz, ist am 22. Juni verstorben, wie die Universität jetzt bekannt gab. Der am 12. Juli 1930 in Dortmund geborene, hoch angesehene Jurist wurde 92 Jahre alt.

Rektorin Prof. Dr. Katharina Holzinger würdigt in einer Traueradresse den Verstorbenen mit den Worten: „Bernd Rüthers hat die Universität Konstanz sicher durch schwierige Zeiten geführt. Mit seinem Vertrauen in die Freiheit von Forschung und Lehre und in die Unabhängigkeit der Universitäten hat er ein Klima des kreativen Schaffens bereitet, von dem die Universität Konstanz heute noch profitiert. Wir danken Bernd Rüthers von Herzen für seinen bewundernswerten Einsatz für die Universität Konstanz, sowohl als Rektor als auch als Wissenschaftler.“

Für Bernd Rüthers bestand das Verhältnis zwischen Hochschule und Gesellschaft in einem gegenseitigen Geben und Nehmen. Die Universitäten täten gut daran, ihre Autonomie zu bewahren und zu verteidigen, sagte Bernd Rüthers 1996 bei seiner Verabschiedung als Rektor im Audimax der Universität. Autonomie sei aber auch eine Aufgabe, die durch Erfüllung vorgegebener Pflichten gegenüber Staat und Gesellschaft gerechtfertigt sein müsse. So sah Bernd Rüthers eine seiner großen Aufgaben als Rektor darin, die Universität in die Gesellschaft hinein zu öffnen.

Trotz schwieriger finanzieller Rahmenbedingungen mit enormen Einsparungen in Folge der deutschen Einheit ist es Bernd Rüthers gelungen, die Entwicklung der Universität Konstanz weiter voranzutreiben. In seiner Amtszeit verfügte die Universität über fünf Sonderforschungsbereiche. Auch die baulichen Bedingungen konnten verbessert werden. So wurden die damals im Konstanzer Sonnenbühl befindlichen Laborgebäude umgebaut, darüber hinaus konnte eine Pflanzenversuchsanlage realisiert werden. Am Ende seiner Amtszeit befand sich ein zu jener Zeit lang ersehntes Verfügungsgebäude kurz vor der Baufreigabe durch das Finanzministerium in Stuttgart. Die Einrichtung eines Datennetzes fiel ebenso in das Rektorat von Bernd Rüthers.

Die Lehre lag Bernd Rüthers sehr am Herzen. Er kritisierte die Politik dafür, dass sie die Universitäten öffne, jedoch nicht die nötigen Mittel dafür zur Verfügung stelle. Immer wieder mahnte er an, mehr Reform zu wagen, und schlug eine „große Koalition aller Universitätsmitglieder“ vor. Dabei schreckte der begabte Redner nicht vor unbequemen Standpunkten zur Situation der Universitäten wie zur Qualität der Bildung zurück.

Wissenschaftlich zählte Bernd Rüthers zu den renommiertesten Arbeitsrechtlern und zu den arriviertesten Rechtstheoretikern des 20. Jahrhunderts in Deutschland. 1958 wurde er mit dem Thema „Streik und Verfassung“ promoviert. Insbesondere mit seiner Habilitationsschrift „Die unbegrenzte Auslegung – Zum Wandel der Privatrechtsordnung im Nationalsozialismus“ wurde er über einschlägige Fachkreise hinaus bekannt. Nach einer Professur an der Freien Universität Berlin (1967-1971) und zahlreichen abgelehnten Rufen kam Bernd Rüthers 1971 an die Universität Konstanz, wo er 1998 emeritiert wurde.

Einer breiteren Öffentlichkeit wurde Bernd Rüthers bekannt durch seine Schlichtung im Tarifkonflikt um die 35-Stunden-Woche 1984 in der Metallindustrie und durch zahlreiche Artikel in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Von 1976 bis 1989 war er als Richter am Oberlandesgericht Stuttgart tätig.

Die Liste seiner Ehrungen ist lang. So erhielt er u. a. den Hans-Constantin-Paulssen-Preis (1967), den Ludwig Erhard-Preis (1990) und den Hanns Martin Schleyer-Preis (1995). Er wurde zum Ehrenprofessor der Jiao Tong-Universität Shanghai ernannt (1995) und erhielt die Ehrendoktorwürde der Universität Alexandru Ioan Cuza Iasi/Rumänien (1997) sowie der Katholischen Universität Lublin/Polen (2000). Er gehörte dem Vorstand der Stiftung Demoskopie Allensbach an (seit 1996), war Vorsitzender des Hochschulrates der Pädagogischen Hochschule Weingarten (2000-2006) und wurde zu deren Ehrensenator ernannt (2007).

Die Universität Konstanz wird das Andenken von Bernd Rüthers in Ehren halten.

Quelle: Pressestelle Universität Konstanz

Autor:

Presseinfo aus Singen

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