Yadegar Asisi stellt konkrete Panorama-Planung vor
„Missing Link” und Tourisik-Hotspot
Konstanz. Im Rahmen einer Medienkonferenz hat der Künstler Yadegar Asisi am Mittwoch sein Panorama-Projekt für Konstanz vorgestellt – zusammen mit Investor Wolfgang Scheidtweiler aus Pforzheim, der vor 5 Jahren in einer Heimatstadt Pforzheim mit Yadegar Asisi dort im alten Gasbehälter bereits ein Panorama umgesetzt hatte, mit vielen Schwierigkeiten und sieben Jahren Vorbereitung freilich, die er in Konstanz nicht mehr zu erwarten hat. Denn der Hotelier und Bierbrauer, der auch an der Ruppaner-Brauerei in Konstanz beteiligt ist, und dessen Frau aus dem Hause Ruppaner stammt, hat mit OB Uli Burchardt einen kräftigen Fürsprech gefunden. „Wir werden natürlich überrollt von Angeboten zur Volksbespaßung, weil Konstanz mit seinen 5,6 Millionen Besuchern natürlich höchst attraktiv für Investoren ist“, sagte er. „Mich bewegte die Frage, welche Impulse können sie Stadt weiter bringen können. Ein Disneyland wollen und können wir nicht bieten. Ich bin völlig überzeugt, dass damit ein besonderer Zugang zu geschichtlichen Ereignissen geschaffen wird“, lobte er die private Initiative. Aus Konstanzer Sicht sei es natürlich das besondere, dass es um das Konstanzer Konzil gehe, was eine Antwort auf die immer wieder gestellte Frage gebe, was nach dem Konzil bleibe. Dazu bekomme man noch Top-Architektur von dem aus Konstanz stammenden Architekt Sauerbruch, der den Stadteingang um die Rheinbrücke als „großes Stück Beton“ neu modellieren. Der Brückenkopf werde ja nach den Entscheidungen der letzten Tage zu eine neuen Verkehrsdrehscheibe zwischen Auto, Fahrrad, Schiff und Bus ausgebaut. Sein Dank ging hier auch an das Regierungspräsidium, die das Grundstück dafür auch verkaufte, das durch die Bundesstraße ja eigentlich staatliches Eigentum sei. „Ich bin sicher, dass hier eine Kulturmeile entsteht, die am Sternenplatz beginnt“, blicke er schon in die nahe Zukunft.
Rund 240.000 bis 250.000 Besucher verzeichnet Schweidtweiler mit seinem Panorama in Pforzheim inzwischen, wo seit letzten Jahr das „Great Barrier Riff“ im Rund präsentiert wird. Mit seinem Panorama in Leipzig verzeichne der gar 500.000 Besucher im Jahr, ergänzt Asisi dazu, der auch klar stellte, dass seine Panoramen keineswegs eine Kunstform seien, die aus dem 19. Jahrhundert seien. „Wenn ich etwas geschafft habe, dann habe ich diese Kunstform von ihrem Dienstleistungsaspekt befreit“, so Asisi. Er bekomme inzwischen eine Vielzahl von Anfragen, aber er entscheide frei, für was er angesichts seines erreichen alters eben vier Jahre seines Lebens investieren wolle. Was Konstanz betrifft, so hat er freilich angesichts der Geschichte der Konzils in der Stadt von 1413-1418 angebissen. Der „gottlose“ Künstler hat bereits kirchliche Themen aufbereitet, zum Beispiel mit „Luther 1517“ – und er hat schon mit „Rom 312“ das erste Konzil überhaupt als Panorama aufgearbeitet. „Dieses 16. Konzil in Konstanz ist eigentlich eine „Missing Link“, die die anderen Arbeiten wie einen roten Faden zusammenführen, zeigte er sich leidenschaftlich. „Ich möchte freilich, dass dies aus der Stadt heraus erwächst“, unterstrich er. Deshalb wird es im kommenden Jahr auch Auftritte in der Stadt geben, um den „identitätsstiftenden Aspekt“ dieses Projekts zu vermitteln – unter anderem mit Fotoschootings, über die noch Motive in das Riesenpanorama eingearbeitet werden. „Es wird nur funktionieren, wenn wir es verstehen“, sagt er. Bereits seit zwei Jahren ist an Skizzen, die erste Skizze hatte er auch zur Medienpräsentation mitgebracht. Da Hus im Frühjahr verbrannt wurde, der neue Papst im Spätherbst gewählt wurde, sollen auch die Jahreszeiten in dieses Riesenbild mit einer länge von 110 Metern und rund 30 Metern Höhe einfließen werden. Es soll, als Oposition zur allgegenwärtigen Digitalisierung einfach „ein Tuch“ und Malerei sein. Ende 2021 wird als Eröffnungstermin angekündigt. Allerdings sei der Bau des Gebäudes schon eine sehr komplexe Sache. Das Dachgeschoss des 35 Meter hohen Turms soll als Restaurant noch für besondere Aussichten sorgen.
Um auf den Fürsprech zurück zu kommen, erinnerte sich Wolfgang Scheidtweiler noch lebhaft an die erste Präsentation im Gemeinderat, bei der es aus seiner Sicht eine „unterirdische Diskussion“ der Ablehnung gegeben habe, nach der er sich schon aus Konstanz verabschieden wollte und Kreuzlingen oder Radolfzell als alternative Standorte in Betracht zog. Da sei es schon der Begeisterung von OB Uli Burchardt und seinem Baudezernenten Karl Langensteiner-Schönborn zu verdanken, die ihre Begeisterung in die Gremien transportiert hätten.
Projektträger für das Panorama sind die Ruppaner Brauerei und sein Hotel Halm, informierte Wolfgang Scheidtweiler. Was sie Kosten betrifft, so will Scheidtweiler darüber eigentlich reden. Man könne freilich davon ausgehen, dass es sich um einen nahmhaften zweistelligen Millionenbetrag handle. Er gehe davon aus, dass dieses Panorama auch länger bleiben werde. Man wechsle normalerweise, wenn die Zahl der Besucher auf unter 150.000 sinke, hier in Konstanz rechne man schon durch die vielen Gäste mit einer hohen Kontinuität.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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