Mahnwache rund um die Aufsichtsratsitzung der Stadtwerke
KlimaschützerInnen zeigen Flagge gegen die zweite Erdgasleitung

Fridays Stadtwerke | Foto: Die AktivistInnen von Fridays for Future bei ihrer zweiten Aktion gegen die geplante Gasleitung der Stadtwerke Konstanz. swb.Bild. fff
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Konstanz. Drinnen, ein Tisch, Menschen im Anzug, angeregte Gespräche, man redet über das ganz große Projekt. Draußen ernste Blicke von Menschen im Anzug, die über große Dinge verhandeln,ein großes Gasrohr und einen Geldkoffer in der Hand. Unten auf dem Boden zwei jungeniedergeschmetterte Menschen, mit einem Plakat in den Händen „Unsere Zukunft“.

Wer am Dienstag vor dem Bodenseeforum kurz ratlos war, ob der Szenerie, die sich vorm Eingang abspielte, fand Hilfe auf einem der Banner das die Fridays for Future mitgebracht hatten. Dort stand zu lesen: “Sauberes Erdgasist eine schmutzige Lüge – Stadtwerke Konstanz”.

Konkret geht es den jungen Klimaschützern um die Pläne der Stadtwerke Konstanz für 20 Millionen Euro eine zweite Gasleitung aus der Schweiz nach Konstanz zu bauen, um zusätzliche Kapazitäten für einen steigenden Gasverbrauch aufzubauen. Während der Einbau von neuen Ölheizungen immer weiterabnimmt, gilt dies nicht für Gasheizungen. Die Geschichte vom sauberen, effizienten Gas wirkt und sorgt bundesweit für einen Großeinstieg in die Erdgasverbrennung.

Für Konstanz mit dem allgemein steigenden Energieverbrauch einer wachsenden Stadt bedeutet der große Trend ins Gas einen steigenden Verbrauch. Diesem wollen die Stadtwerke mit dem Bau einer zweiten Versorgungsleitung nun Rechnung tragen. Dem halten die KlimaschützerInnen von Fridays for Future entgegen, dass das von der Stadt selbst beauftragte Institut für Energie- und Umweltforschung (IFEU) errechnet habe, dass der Gasverbrauch inKonstanz bis 2035 um 90 Prozent reduziert werden müsse, wenn die Stadt ihre eigenen Klimaziele ernst nimmt.

Durch Verluste bei der Förderung und während des Transportes ist Erdgas in seiner Klimabilanz nämlich ähnlich schädlich, wie die Verbrennung von Kohle. Entweicht Erdgas, chemisch Methan, auf dem Weg zur Heizung, wirkt es in der Atmosphäre als Treibhausgas etwa 25 mal so stark wie CO2. Eine sofortige Trendumkehr sei deshalb nötig. Dies könne jedoch nur gelingen, wenn alle Ressourcen in langfristigeerneuerbare Wärmelösungen gesteckt würden

Neben dem schnellen Ausbau von Solaranlagen,verstärkter Gebäudedämmung brauche es dazu den großflächigen Wechsel von Heizungen hin zuelektrisch betriebenen Wärmepumpen und erneuerbar beheizten Nahwärmenetzen.

Gerade dieStadtwerke als städtisches Versorgungsunternehmen seien hier der Schlüsselakteur um die Wärmewende voranzutreiben und daher besonders in der Verantwortung voran zu schreiten. Frida Mühlhof von Fridays for Future fasst die Tragweite der jetzt anstehenden Entscheidung für oder gegen einen Gasausstieg zusammen: „Wenn die Stadtwerke beschließen eine zweite Gasleitung zubauen, dann steht das im fundamentalen Widerspruch zu dem von der Stadt beschlossenen Ziel bis spätestens 2035 Klimaneutralität zu erreichen. Wir werden unsere Klimaziele nur einhalten, wenn wir zügig auch aus der Erdgasverbrennung aussteigen - dieser Prozess muss sofort beginnen.“

Während es in der Aufsichtsratssitzung nur um die Frage ging, welcher externe Gutachter die Notwendigkeit der neuen Gasleitung noch einmal prüfen solle, ist für Fridays for Future schon jetzt klar, Erdgas ist keine Brückentechnologie die es auszubauen gilt, sondern ein Klimakiller wie Erdöl, Braun- und Steinkohle. “Es ist absurd, dass wir im Jahr 2021, zwei Jahre nach der Ausrufung des Klimanotstandesernsthaft darüber diskutieren, ob wir eine zweite Gasleitung nach Konstanz bauen wollen.“ so Julian Kratzer von Fridays for Future „Was hier gerade passiert ist das Gegenteil von Klimanotstand, es werden Millionen Euro in das Auslaufmodell Erdgas investiert, die wir VerbraucherInnen über die Netzentgelte auch nochbezahlen sollen.”

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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