Trotz aller Anstrengungen klafft noch immer die Schere zwischen Angebot und Nachfrage auseinander
Kinderbetreuung in Konstanz auf Spitzenplatz
Konstanz. Im Jahr 2007 hat der Bundestag den gesetzlichen Anspruch auf einen Betreuungsplatz in Kindertagesstätten beschlossen. Bis 2013 sollten die Städte und Gemeinden in der Lage sein, den Anspruch umzusetzen und den Bedarf an Plätzen zu decken. Trotz der eingeräumten Frist für die Umsetzung von sechs Jahren stellt die Aufgabe für die Kommunen eine große Herausforderung dar.
Spitzenplatz für Konstanz
Bei dem Angebot an Kita-Plätzen für drei bis sechsjährige Kinder lag die Stadt Konstanz 2007 bereits gut im Rennen. Angebote in diesem Bereich gehörten zur üblichen Infrastruktur einer Stadt. Die Herausforderung bestand vor allem in der Betreuung der Kinder unter drei Jahren. Hier lag daher auch der Schwerpunkt des städtischen Ausbauprogramms. Bei dem Beschluss des Bundestags zum gesetzlichen Anspruch auf einen Betreuungsplatz in Kindertagesstätten ging man bezüglich des Bedarfs an Betreuungsplätzen für Kinder unter drei Jahren bundesweit von einer Quote von 34 % aus. Konstanz hat bereits zum Stichtag 1. März 2016 nach Berechnungen des Landesjugendamtes eine Versorgungsquote von knapp 44 % erreicht. Die Stadt ist damit im baden-württembergischen Vergleich auf dem zweiten Platz hinter Heidelberg.
32 Millionen Euro für Kitas
Die Stadt Konstanz hat seit 2007 große Anstrengungen unternommen, um den Ausbau der betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren voranzutreiben. Verfügten die Stadt und die freien Trägern - also Kirchen, Wohlfahrtsverbände und Betreiber von Betriebskitas - damals über 188 Plätze, gibt es heute 688 Plätze, das entspricht einer Steigerung um 266%. Ermöglicht wurde diese Steigerung, weil die Investitionen in Kitas in den zurückliegenden Jahren Schwerpunkte im städtischen Haushalt bildeten. Zählt man alle Investitionen zusammen, so kommt man auf eine Summe von 32,7 Millionen Euro, die seit 2007 in den Ausbau der Kitas investiert wurden. Davon entfallen 26 Millionen Euro auf Investitionen für städtische Kitas und 3,5 Millionen Euro auf Zuschüsse an freie Träger. Der Bund beteiligte sich ebenfalls mit knapp 3,5 Millionen Euro an den Investitionen. 150 zusätzliche ErzieherInnen wurde eingestellt und damit 9 Millionen Euro zusätzlich für Personal ausgegeben.
Das bisherige Ausbauprogramm und die zukünftigen Herausforderungen verdeutlichen: Die Kommunen können diese Aufgabe nicht alleine stemmen. Dazu braucht es ein Bündnis verschiedenster Akteure. Die Städte und Gemeinden brauchen auch weiterhin die Unterstützung von Wohlfahrtsverbänden und Elterninitiativen. Vor allem sind hier aber auch das Land und der Bund gefordert, die Kommunen mehr als bisher zu unterstützen. Auch wird sich die Wirtschaft beim Ausbau der Kindertagesbetreuung noch mehr engagieren müssen. Der Ausbau der Kindertagesbetreuung wird künftig ein zentraler Bestandteil des Handlungsprogramms Wirtschaft für die Stadt Konstanz sein.
Stetig wachsender Bedarf
Die ursprünglich anvisierte Versorgungsquote von 44 % kann den Bedarf an Kita-Plätzen nicht mehr decken. In den vergangenen Jahren war zu beobachten, dass parallel zum Ausbau der Kita-Plätze auch der Bedarf an Kinderbetreuung wuchs. Verantwortlich dafür sind mehrere Faktoren. So sind zum Beispiel wieder deutlich mehr Geburten zu verzeichnen und auch die individuellen Lebenslagen von Familien lassen den Bedarf steigen. Anders als noch vor einigen Jahren, möchten Frauen vermehrt Beruf und Familie miteinander vereinbaren. Darüber hinaus sind durch die relativ hohen Lebenshaltungskosten viele Familien auf ein doppeltes Einkommen angewiesen.
Die Herausforderung
Beim Ausbau von Kita-Plätzen stellt sich sehr schnell die Frage: Welche finanziellen Kapazitäten verfügt eine Kommune? Fakt ist, dass jede Kommune eine Vielzahl an Aufgaben zu finanzieren hat, das Budget begrenzt ist und es deshalb zwangsläufig zu Konkurrenzen kommt: Müsste nicht noch eine Straße dringend ausgebaut, eine Schule saniert, eine neue Sporthalle gebaut, in die Feuerwehr investiert oder das kulturelle Angebot ausgebaut werden? Doch selbst wenn man diese Aufgaben gelöst hat stellt sich die Frage: Woher soll das Personal kommen? Da alle Städte und Gemeinden den Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz erfüllen müssen, müssen auch alle Städte und Gemeinden zusätzliche Erzieher und Erzieherinnen einstellen. Die Auswahl ist allerdings begrenzt. Die Stadt versucht, durch Leistungsanreize positive Eckpunkte anzubieten - sie hilft bei der Vermittlung einer Wohnung, unterstützt bei Führungsaufgaben und bietet eine gruppenbezogene Freistellung für Kita-Leitungen. Das bedeutet, je größer eine Kindertageseinrichtung ist, desto mehr wird eine KiTa-Leitung für Leitungsaufgaben freigestellt.
Die Zukunft
Für die Sitzung des Jugendhilfeausschusses im November bereitet das Sozial- und Jugendamt eine Planung vor, die zeigt, dass die Schere zwischen dem wachsenden Bedarf an Kita-Plätzen und dem tatsächlichen Angebot nicht weiter auseinanderklafft, sondern weiter zusammengeht. Getreu dem Motto: Kinder sind unsere Zukunft.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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