Unsicherheiten belasten Handwerkskonjunktur – Betriebe halten an Mitarbeitern fest
Handwerk: „Noch weit entfernt vom Normalbetrieb“

Handwerk Maske | Foto: Handwerk Maske

Kreis Konstanz. Jahrelang folgte im Handwerk ein Boomjahr auf das andere. Die Coronakrise hat diese Erfolgsgeschichte jäh gestoppt. Umsatzausfälle durch angeordnete Schließungen, unterbrochene Lieferketten, Auftragsstornierungen - das alles hat die Handwerksbetriebe in den letzten Wochen stark belastet. „Nun sind die Schutzmaßnahmen teilweise wieder gelockert worden, aber vom Normalbetrieb sind wir in vielen Branchen noch entfernt“, sagt Werner Rottler, Präsident der Handwerkskammer Konstanz.

„Die Betriebe sind verunsichert und wollen keine Risiken eingehen, was sich auch in der Zurückhaltung zeigt, nun Lehrlinge einzustellen“, so Rottler weiter. „Andererseits wissen wir im Handwerk auch, wie wichtig unsere Mitarbeiter für uns und unsere Zukunft sind – Entlassungen gab es daher trotz Corona so gut wie nicht!“

Kurzarbeitergeld sowie das Soforthilfeprogramm von Bund und Land hätten das Schlimmste verhindert. Inwiefern die Überbrückungshilfe als Folgeprogramm greift und für mehr Zuversicht in der Wirtschaft sorgt, werde sich noch zeigen müssen, so der Kammerpräsident.

Die aktuelle Konjunkturumfrage der Handwerkskammer Konstanz zeigt: Die einstige Konjunkturlokomotive, die Bau- und Ausbaubranche, ist vor allem durch anhaltendende Modernisierungs- und Sanierungsaufträge noch am besten durch die drei letzten Monate gekommen. Auch die Betriebe des gewerblichen Bedarfs haben die Krise bisher gut bewältigt. Starke Einbrüche gab es hingegen in der Nahrungs-, Dienstleistungs- und Gesundheitsbranche.

Geschäftsverlauf insgesamt deutlich eingetrübt

Insgesamt 44 Prozent der Betriebe bezeichneten ihren Geschäftsverlauf in den letzten drei Monaten als gut, rund ein Viertel allerdings als mangelhaft (27 Prozent). Im Vergleichsquartal 2019 stellte dagegen die große Mehrheit der Befragten (über 80 Prozent) ihrer Geschäftslage ein gutes Zeugnis aus, negative Bewertungen gab es kaum. Mit einem gesunden Optimismus blicken die Handwerksbetriebe in die Zukunft: Rund ein Drittel erwartet für das kommende Quartal eine Verbesserung, die Hälfte der Betriebe rechnet damit, dass die Geschäftsentwicklung auf dem aktuellen Niveau bleibt.

Volle Auftragsbücher leeren sich langsam

Die vollen Auftragsbücher haben sich bei einigen Betrieben langsam geleert: Jeder zweite Befragte musste Auftragseinbußen verkraften (Vorjahr: 15 Prozent). Rund 16 Prozent berichteten von steigenden Auftragseingängen (Vorjahr: 37 Prozent). Einhergehend mit der reduzierten Auftragsentwicklung sank auch die Kapazitätsauslastung der regionalen Handwerksunternehmen. Waren vor einem Jahr noch 30 Prozent der Betriebe über ihre Kapazitätsgrenzen hinaus ausgelastet, so waren es in diesem Frühjahr nur knapp zehn Prozent. Weniger deutlich war der Rückgang bei den Betrieben mit einer 81- bis 100-prozentigen Auslastung: von 45 Prozent im Vorjahr, auf 35 Prozent im zweiten Quartal 2020.

Knapp die Hälfte der Betriebe musste in den vergangenen drei Monaten Umsatzeinbußen verkraften (2019:10 Prozent), rund ein Fünftel der Befragten konnte ein höheres Umsatzaufkommen (2019: 43 Prozent) verzeichnen.

Betriebe halten am Personal fest, sind aber weniger investitionsfreudig

Als Arbeitgeber bleibt das Handwerk ein verlässlicher Partner: Trotz der Corona-Krise halten die Betriebe an ihren Mitarbeitern fest. Nur knapp sieben Prozent meldeten eine Verkleinerung ihres Personals, fünf Prozent der Betriebe haben neue Mitarbeiter eingestellt. Im kommenden Quartal möchten die regionalen Handwerksunternehmen wieder einen positiven Beschäftigungsbeitrag leisten: Mehr Arbeitsplätze schaffen möchten elf Prozent der Befragten (Vorjahr: 16 Prozent). Eine Verkleinerung ihres Personalstocks halten dagegen sechs Prozent der Betriebe für wahrscheinlich (Vorjahr: 9 Prozent).

Die Investitionsbereitschaft der Handwerker im Kammerbezirk Konstanz ist durch das Coronavirus deutlich gesenkt worden und wird auch im kommenden Quartal nicht steigen: Nur knapp neun Prozent der Befragten will eine größere Summe als bisher für Investitionen aufwenden, die Mehrheit der Investitionswilligen möchte das übliche Budget beibehalten (64 Prozent; Vorjahr: 67 Prozent).

Alle Ergebnisse der Konjunkturumfrage gibt es unter www.hwk-konstanz.de

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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