Bewegende Mahnwache der politischen Jugend
Haarsträhnen aus Solidarität mit den Frauen im Iran abgeschnitten
Konstanz. Auf dem Münsterplatz fanden sich am Samstag gegen 17 Uhr mehr als 100 Menschen ein, um eine Mahnwache, für die Opfer der Proteste im Iran, abzuhalten und den Iranerinnen und Iranern ihre Solidarität zu bekunden, welche gegen das vorherrschende Regime protestieren und für ihre Menschenrechte auf die Straßen gehen. Moderiert wurde die Mahnwache von Mitgliedern der Jusos, Grüne Jugend, Junge Liberale und Junge Union Konstanz. "Wir haben uns heute Abend hier versammelt, um denjenigen zu gedenken, die seit über 70 Tagen im Iran protestieren, sich für ihre Grundrechte einsetzten und skrupellos hingerichtet werden."
Das Konstanzer Münster leuchtete in den Farben der iranischen Flagge, während sich Menschen aller Generationen einfanden, um den Opfern der Proteste zu gedenken, die dem autoritären Regime im Iran zum Opfer gefallen sind. Bilder von Jina Mahsa Amini, einer Frau, die in den Händen der Sittenpolizei starb und somit zum Bild für die revolutionären Proteste im Iran wurde, zieren die Treppen des Münsters.
"Es ist nicht das erste Mal, und solange die Regierung an der Macht ist, wird es auch nicht das letzte Mal sein, dass unschuldige Menschen, paradoxerweise, den Preis eines menschenwürdigen Lebens, mit dem eigenen Leben bezahlen."
Die Veranstalter der Kundgebung - Jusos, Grüne Jugend, Junge Liberale und Junge Union des Landkreises Konstanz – luden mehrere Redner ein, welche unter dem Motto "Jin, Jiyan, Azadi" zu Deutsch "Frauen, Leben, Freiheit" über die Missstände im Iran aufklären. Darunter auch Frauen, die selbst aus dem Iran fliehen mussten, da auch sie von den Behörden des iranischen Regimes verfolgt wurden.
"Im Iran, wie sie alle sicher mitbekommen haben, läuft ein Aufstand. Wir nennen es jetzt eine Revolution. Wir reden für sie, die Iraner, die um den Iran kämpfen. Aber wir sind nicht nur Echo ihrer Stimme, denn wir Iraner im Ausland, reden auch für unsere Probleme mit der dieser Regierung. Wir wünschen uns, dass wir wieder in unsere Heimat zurückkehren können, ohne Sorge zu tragen, nicht mehr lebend zurückzukehren. Wir wollen eine neue Welt, nicht nur ein freies politisches System im Iran," so die Rednerin Solae, eine ehemalige Lehrerin aus Teheran, die aufgrund ihrer politischen Aktivität in ein iranisches Gefängnis kam, mit Berufsverbot belegt wurde, und nach Deutschland flüchtete.
Die Freiheit der Meinung, das Leben der Iraner und auch die Frauenrechte im Iran leiden unter dem politischen System, welches seit Jahrzehnten im Iran herrscht. Seit September dieses Jahres, als Jina Mahsa Amin in Gewahrsam genommen wurde, da sie ihr Haar nicht vollständig bedeckte, und in eben diesem Polizeigewahrsam starb, sorgte die Proteste im Iran internationale Schlagzeilen. Mehr als 400 Menschen starben seit September während der Proteste, darunter auch 27 Kinder, die sich mit der Teilnahme an den Protesten eine freiere Zukunft wünschten.
"Man sagt, dass der Tod einer Person eine Katastrophe und der Tod von mehr als einer Person eine Zahl ist. Deshalb, sollten wir uns vor Zahlen fürchten. Statt Zahlen müssen wir Namen rufen. Der Tod eines Jeden sollte eine Tragödie bleiben", betonten die Rednerinnen Mashid und Romina, Studentinnen der Universität Konstanz. Um den Opfern zu gedenken, summten so vergangen Samstag die Menschen auf dem Konstanzer Münsterplatz Lieder und schwangen ihre Kerzen vor den Bildern der Verstorbenen, die auf Plakaten vor dem Münster ihren Platz fanden.
Nachdem die Redner die steinigen Treppen des Münsters verließen, kam knapp die Hälfte der Gedenkenden dem Aufruf nach, sich aus Solidarität zu den protestierenden Iranerinnen und Iranern eine Haarsträhne abzuschneiden – um nicht allein in Gedanken bei den Protestierenden zu sein, sondern sich auch aktiv an den Protesten zu beteiligen.
Das Abschneiden der Strähne gilt seit September als stummer und aktiver Protest, der sich zum einen gegen die strengen Kleidervorschriften, die für Frauen im Iran gelten und auch streng überwacht werden, auflehnt und zum anderen die Trauer bekundet, welche Menschen weltweit in sich tragen, wenn sie Bilder von den Missständen im Iran sehen und hören.
Von Tara Koselka
Autor:Redaktion aus Singen |
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