Börsenverein würdigt Konstanzer Forschungspaar Aleida und Jan Assmann
Friedenspreis des Buchhandels geht nach Konstanz
Den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels verleiht der Börsenverein im Jahr 2018 an Aleida und Jan Assmann und ehrt damit ein Forscherpaar, das sich in seiner Arbeit seit Jahrzehnten wechselseitig inspiriert und ergänzt.“ Das schreibt der Stiftungsrat des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels in der Begründung für seine Wahl, die Heinrich Riethmüller, Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, bei der heutigen Eröffnung der Buchtage Berlin bekanntgab. Prof. Dr. Aleida Assmann ist Professorin em. für Anglistik und Allgemeine Literaturwissenschaft an der Universität Konstanz, Prof. Dr. Jan Assmann ist Honorarprofessor der Universität Konstanz und Professor em. am Institut für Ägyptologie der Universität Heidelberg. Die Verleihung des mit 25.000 Euro dotierten Preises wird zum Abschluss der Frankfurter Buchmesse am 14. Oktober 2018 in der Paulskirche in Frankfurt stattfinden.
Aleida und Jan Assmanns Forschung konzentriert sich auf das Konzept des kulturellen Gedächtnisses als offiziell institutionalisierte Form kollektiven Erinnerns und unterscheidet es von den subjektiven individuellen Erinnerungen. Zu der Wahl des Forscherpaares formuliert der Stiftungsrat: „Aus dieser spannungsvollen, komplementären Einheit, die Aleida und Jan Assmann bilden, ist ein zweistimmiges Werk entstanden, das für die zeitgenössischen Debatten und im Besonderen für ein friedliches Zusammenleben auf der Welt von großer Bedeutung ist.“ Mit dem Friedenspreis würdigt der Börsenverein seit 1950 Persönlichkeiten, die mit ihrer literarischen, künstlerischen oder wissenschaftlichen Arbeit als Friedensstifter wirken.
Aleida Assmann, die von 1993 bis 2014 die Professorin für Anglistik und Allgemeine Literaturwissenschaft an der Universität Konstanz war, greife mit ihren wissenschaftlichen Studien die Themen Geschichtsvergessenheit und Erinnerungskultur auf, heißt es weiter in der Begründung für die Verleihung des Preises. Angesichts einer wachsenden politischen Instrumentalisierung der jüngeren deutschen Geschichte leiste sie in hohem Maß Aufklärung zu Fragen eines kulturellen Gedächtnisses einer Nation. „Ihr Werk weist darauf hin, dass ein offener und ehrlicher Umgang mit der Vergangenheit grundlegende Bedingung für ein friedliches Miteinander ist“, so die Begründung.
Jan Assmann, der von 1976 bis 2003 Professor für Ägyptologie an der Universität Heidelberg war und seit 2005 Honorarprofessor für Kulturwissenschaft und Religionstheorie an der Universität Konstanz ist, habe durch sein umfangreiches wissenschaftliches Werk internationale Debatten um Grundfragen zu den kulturellen und religiösen Konflikten unserer Zeit angestoßen. Mit seinen Schriften zum Zusammenhang von Religion und Gewalt sowie zur Genese von Intoleranz und absolutem Wahrheitsanspruch leiste er „einen unverzichtbaren Beitrag zum Verständnis der Friedensbereitschaft und Friedenfähigkeit der Religionen in der Weltgesellschaft von heute“.
Die Literatur- und Kulturwissenschaftlerin Aleida Assmann war Vorstandsmitglied des Exzellenzclusters „Kulturelle Grundlagen von Integration“ der Universität Konstanz und ist Permanent Fellow des Kulturwissenschaftlichen Kollegs Konstanz, einer Einrichtung des Exzellenzclusters. Auch Jan Assmann ist Cluster-Mitglied.
Der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ist nicht die erste renommierte Auszeichnung, die das Forscherpaar bislang erhielt – darunter der Balzan-Preis (2017) und der Karl-Jaspers-Preis (2017). Aleida Assmann erhielt unter anderem den A.H.-Heineken-Preis (2014) und den Max-Planck-Forschungspreis (2009). Jan Assmann wurde unter anderem mit dem Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa (2016) und dem Thomas-Mann-Preis (2011) ausgezeichnet.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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