Drei Demonstrationen zum Globalen Klimastreik
Fossile Brennstoffe sind auch politisch ein Pulverfass
Kreis Konstanz. In Konstanz protestierten am Freitag zum wiederholten Mal tausende KlimaschützerInnen von Fridays for Future, um konsequente und sozial gerechte Klimapolitik einzufordern. Der Großdemonstration schlossen sich laut Angaben der Polizei rund 1.000 Menschen an, darunter zahlreiche Schüler und Schülerinnen, sowie StudentInnen, Eltern, Großeltern und viele mehr. In Singen gingen etwa 50 der Klimaschützer auf die Straße, in Radofzell ebenso, wobei dort fast mehr "Parents fór Future" als Jugendliche beteiligt waren, weil dort gerade nach Angaben der Veranstalter ein Generationswechsel in der Gruppe im Gange sei. Deutschlandweit sollen rund 280.000 Menschen in 270 Städten an der weltweiten Aktion beteiligt gewesen sein, die größte Kundgebung fand in Berlin mit rund 36.000 DemonstrantInnen statt. In Baden-Württemberg fanden insgesamt in rund 50 Städten Klimastreiks statt, so die Landessprecherin Clara Schweizer.
Gemeinsam demonstrierten die TeilnehmerInnen des weltweiten Klimastreiks für die Einhaltung des 1,5°-Grad-Ziels und einen schnellen Ausstieg aus den fossilen Energien. In Deutschland fordert die Bewegung die Regierung auf, ein Sondervermögen von 100 Milliarden Euro bereit zu stellen und damit etwa eine beispiellose Beschleunigung der Energiewende und deutschlandweit kostengünstigen ÖPNV umzusetzen. Das entspräche der selben Summe, wie sie der Bundeswehr angekündigt wurde.
„Wir erleben gerade, dass die Ampel-Koalition genau das Gegenteil tut von dem, was nötig wäre, um die Erderhitzung noch irgendwie abzufedern und unter der 1,5-Grad-Grenze zu halten. Während im Globalen Süden Menschen durch Überflutungen ihr Zuhause verlieren oder infolge der extremen Dürren nichts mehr zu essen haben, investiert unsere Regierung weiter in den Ausbau fossiler Energieträger. Dass sie dies in dem Wissen tut, dass sie dadurch die Klimakrise noch weiter anheizt und damit willentlich das Leid und den Tod unzähliger Menschen in Kauf nimmt, ist schockierend“, erklärte Johanna Fähnrich von Fridays for Future Konstanz.
Von zunehmenden Naturkatastrophen berichtete auch Hanif Frotan bei der Abschlusskundgebung, der selbst aus Afghanistan geflohen ist. „Allein in diesem Jahr sind dort tausende Menschen durch Hochwasser, Erdbeben oder andere Naturkatastrophen ums Leben gekommen. Wir brauchen dringend eure Solidarität“, appelliert er an die Teilnehmenden der Demonstration. Auch er sieht die Verantwortung für die jetzige Situation bei den Industriestaaten.
Die Extremwetterereignisse, ebenso wie damit einhergehende Katastrophen wie Hungersnöte und bewaffnete Auseinandersetzungen um die verbleibenden Lebensräume werden weltweit weiter zunehmen. Umso essenzieller ist es, dass umgehend drastische Maßnahmen ergriffen werden, um dem Klimawandel entgegenzuwirken. Doch obwohl sich die deutsche Regierung im Pariser Klimaabkommen zur Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels verpflichtet hat, setzt sie keine geeigneten Gegenmaßnahmen um.
Selbst einfach realisierbare und wirksame Maßnahmen wie ein Tempolimit auf deutschen Straßen scheitern immer wieder an der Lobbyarbeit der Automobilindustrie. Großkonzerne, insbesondere im Energiesektor, stellen seit Jahrzehnten ihre finanziellen Interessen über das Wohl unseres Planeten und das Leben von Menschen in den ärmeren Staaten der Welt. Anstatt dieser Ungerechtigkeit ein Ende zu bereiten und durch scharfe Regulierungen dafür zu sorgen, dass Unternehmen ihre Prioritäten anders setzen müssen und dem Klima nicht noch weiter schaden, investiert unsere Regierung sogar weiter in fossile Energieträger und subventioniert besonders klimaschädliche Konzerne aus der Automobilbranche. „Damit macht sie sich mitschuldig an der Ausbeutung von Milliarden von Menschen. Zugleich setzt sie durch das ungebremste Voranschreiten der Erderwärmung unser aller Zukunft aufs Spiel“, erklärt Frida Mühlhoff von Fridays for Future Konstanz. „Die Politik muss endlich Verantwortung übernehmen für ihren Beitrag zu der beängstigenden Situation, der wir heute gegenüberstehen. Wir sind nicht nur zu einem großen Teil verantwortlich für den Klimawandel, sondern auch für die Ausbeutung des Globalen Südens und das Leid vieler Menschen.“
Auch in der Ukraine kostet die Nutzung fossiler Energien in Deutschland bereits Menschenleben, da Energieexporte aus Russland Putins Angriffskrieg finanzieren. „Die aktuelle Situation zeigt deutlich, dass fossile Energien sowohl aus Klimaschutz- als auch aus geopolitischen Gründen völlig widersinnig sind. Dass die Regierung daraus den Schluss zieht, sich von anderen autokratischen Staaten abhängig zu machen, anstatt auf erneuerbare Energien umzusteigen, ist ein desaströses Versagen“, betont Frida Mühlhoff.
Die AktivistInnen fordern deshalb einen schnellen und vollständigen Ausstieg aus fossilen Energieträgern und eine schnelle Mobilitätswende. „Damit die Menschen freiwillig vom PKW auf Bus & Bahn umsteigen, brauchen wir einen ÖPNV, den sich alle leisten können“, meint Johanna Fähnrich. „Das 9-Euro-Ticket hat gezeigt, dass die Bereitschaft, öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen, riesig ist. Die Ampel-Koalition muss jetzt schnell handeln und einerseits dafür sorgen, dass Bus- und Schienennetze ausgebaut werden, und gleichzeitig ein vergleichbares Angebot zum 9-Euro-Ticket zur Verfügung stellen. Dieses ersatzlos zu streichen, wäre ein großer Fehler.“
Autor:Redaktion aus Singen |
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