Schleppende Jubiläumsdemo von Fridays for Future gemahnt schleppender Umsetzung von Klimazielen
"Es gibt keinen Planet B"

Fridays Jubiläum | Foto: Rund 350 Klima-AktivistInnen gingen anlässlich des ersten Jahrestags der Friays for Future-Demonstrationen in Konstanz am Samstag auf die Straße. swb-Bild; fff
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Konstanz. Auch ein Jahr nach der ersten Demonstration in Konstanz waren die Klimaschützer von Fridays for Future wieder auf der Straße. Die Gruppe blickte freudig aber auch kritisch zurück. Die Redebeiträge der SchülerInnen stimmten die Anwesenden auf ein neues kämpferisches Jahr ein. Die Stadt müsse nun Maßnahmen beschließen um bis 2030 klimapositiv zu werden.

Im Schneckentempo ging es die Mainaustrasse vom Krankenhaus hinunter zum Sternenplatz. Stehenbleiben durften die jungen Klimaschützer laut den Auflagen der Polizei auf der Strasse nicht - gut eine halbe Stunde mussten sich die Autofahrer aber gedulden bis der Demonstrationszug die 800 Meter zurückgelegt hatte. Und dann wurde erstmal der Sternenplatz zur großen Freiluft Tanzfläche umfunktioniert. Unter dem Motto “​Get ready for the climate crisis” bereiteten die Organisatoren die rund 350 Teilnehmer*innen mit einem “Klimaworkout” auf die kommende Klimakrise vor. Unterstützung bekamen die Jugendlichen bereits im Vorfeld von der Klimaaktionsgruppe ‘Extinction Rebellion’ (XR). Rund 50 XR-Aktivisten hatten bereits am Mittag die Obere Laube blockiert um ebenfalls auf die planetare Notlage aufmerksam zu machen.

Mit rund 30 Aktionen im vergangenen Jahr brachte Fridays for Future die Themen Klimakrise und Massenaussterben in Konstanz immer wieder auf die Agenda, und forderte die Einhaltung der “​überlebenswichtigen​” 1,5 Grad Grenze und das Konstanz bis 2030 klimapositiv werden solle. Anfang Mai rief der Gemeinderat auf Drängen der Aktivist*innen den Klimanotstand aus. Damit nannte Konstanz als erste deutsche Stadt die Krise beim Namen und machte ​“die Eindämmung der Klimakrise und ihrer schwerwiegenden Folgen” ​zur Aufgabe ​“höchster Priorität”​. In der Folge wurde das Bewusstsein der Krise in der Verwaltung und Lokalpolitik sowie die Klimaschutzanstrengungen der Stadt verstärkt. “​Gut”​, sagt Mitorganisatorin Lara Scherzinger, ​“aber das reicht nicht. Wir befinden uns mitten im sechsten Massenaussterben und gefährlich nahe an einem globalen Kipppunkt, nach dessen Überschreitung sich die Erde immer weiter aufheizen würde,. Das Überleben der Menschheit steht auf dem Spiel, da ist es nicht getan mit ein bisschen mehr Klimaschutz.” U​m ein außer Kontrolle geratenes Klima zu vermeiden, fordert die Konstanzer Gruppe, dass die Stadt bis spätestens 2030 klimapositiv werden muss. Klimapositiv bedeutet, es müssen mehr Treibhausgase gespeichert werden, als die Stadt und ihre Bewohner ausstoßen. Die Stadt hätte dadurch einen positiven Effekt auf das weltweite Klima. Treibhausgase können zum Beispiel durch Aufforstung, die Wiedervernässung von Mooren oder durch Humusaufbau in der regionalen Landwirtschaft gebunden werden. Zuletzt hatte sich die Stadtverwaltung, mit dem Hinweis auf Landes- und Bundesgesetze, kritisch zu dem Ziel geäußert..

“​Natürlich geht das nicht ohne Bund und Land.”​, erklärt Noemi Mundhaas von Fridays for Future, “​wir sind ein Gesamtsystem. Aber es braucht jetzt dringend Städte, die die Vision einer lebenswerten Zukunft entwickeln und umsetzen und alles in ihrer Macht stehende tun um dieses Ziel zu erreichen. Ein Scheitern können wir uns nicht leisten. Die Stadt muss sich mit anderen Städten und Gemeinden dafür einsetzen, dass die Rahmenbedingungen geändert werden. Nur so wird aus der Vision von heute Realität.”

Die jungen KlimaschützerInnen sind sich einig darin, dass der lokale Klimaschutz am Fehlen dieser Vision leide. So seien die im kürzlich erschienen Klimaplan der Stadt genannten Maßnahmen allesamt zwar im Ansatz gut, aber sehr vage. Es fehle die Ansage, was damit erreicht werden muss und mit welcher Vehemenz diese Maßnahmen verfolgt werden.

Auch auf Landesebene sei, so Fridays for Future, das aktuell in Planung befindliche Klimaschutzgesetz für Baden-Württemberg zu zögerlich. “​Bis jetzt verzagt die Politik im Angesicht der Krise. Wir werden weiter streiken bis endlich angemessen gehandelt wird.”​, fasst Manuel Oestringer das vergangene Jahr zusammen​. ”Trotz aller Zaghaftigkeit in der Politik wurde im vergangen Jahr endlich ein breites Bewusstsein für die Krise geschaffen. Jetzt müssen aber konkrete und angemessene Schritte folgen. Jetzt geht es erst richtig los.”

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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